PETA wurde ein Video zugesandt, auf dem zu sehen ist, wie eine Pferdekutsche durch das vollbesetzte Dinkelacker-Festzelt auf dem Cannstatter Wasen fährt. Dem Absender zufolge stammt die Aufnahme von Sonntag. Angesichts zahlreicher schwerer Kutschunfälle auf Volksfesten kritisiert PETA das fahrlässige Verhalten der Verantwortlichen scharf. Für die Pferde bedeuten die vielen Menschen und der Lärm enormen Stress. Die Tierrechtsorganisation appellierte daher heute in einem Schreiben an Oberbürgermeister Dr. Frank Nopper sowie an das Stuttgarter Veterinäramt, ein Verbot von Pferdekutschen zumindest für das Wasen-Gelände auszusprechen. Die Tierrechtsorganisation warnt seit vielen Jahren vor den Risiken bei der Nutzung von Pferden vor Kutschen.
„Kutschen haben inmitten von Menschenmassen nichts zu suchen. Die ausgelassene Stimmung und die Enge bedeuten nicht nur Leid für die Pferde, sondern auch hohe Risiken für die Besucher“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Zahlreiche Kutschunfälle auf Volksfesten und Karnevalsumzügen haben eines gezeigt: so ein Kutscheinsatz ist in hohem Maß fahrlässig. Deshalb lassen immer mehr Veranstalter von Festen und Umzügen Kutschen und auch berittene Pferde nicht mehr zu.“
Wie der Cannstatter Volksfestverein bekanntgab, ist eine Fortführung des Festumzugs am Eröffnungswochenende ohne finanzielle Förderung durch die Stadt bald nicht mehr möglich. Bisher nehmen auch zahlreiche Kutschen daran teil. PETA bietet dem Volksfestverein finanzielle Unterstützung an, wenn künftig bei dem Umzug und auf dem Wasen keine Tiere mehr eingesetzt werden.
46 Unfälle bei Kutschfahrten im Jahr 2022
Jährlich ereignen sich zahlreiche Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen. 2022 wurde bei insgesamt 46 Kutschunfällen in Deutschland vier Menschen getötet und mindestens 83 wurden verletzt, viele von ihnen schwer. Darüber hinaus starb 2022 auch ein Pferd, mindestens sieben weitere Tiere verletzten sich. Die mit Abstand häufigste Unfallursache war ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass die häufig schweren Verläufe der Unfälle vor allem auf fehlende Sicherungsvorrichtungen wie Gurte und Airbags sowie mangelhafte Beleuchtung und unzureichende Bremssysteme zurückzuführen sind.
Städte wie Bonn gehen mit gutem Beispiel voran
In mehreren Städten sind Pferde aufgrund einschlägiger Erfahrungen mittlerweile von Umzügen ausgeschlossen. In Bonn werden keine Pferde mehr beim Rosenmontagsumzug eingesetzt, in Düsseldorf dürfen zumindest keine Kutschen mehr bei dem Umzug mitfahren. Die Verantwortlichen der Cranger Kirmes in Herne gaben im Juli 2023 bekannt, den dazugehörigen Umzug künftig ohne Pferde zu gestalten.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.