Circus Berolina gastiert ab Freitag in Schwerin. Der Zirkus zwingt unter anderem Seelöwen zum Auftritt und bietet „Schwimmen mit Seelöwen“ an. Insbesondere Wildtiere wie Seelöwen leiden im Zirkus erheblich unter ständigen Ortswechseln und den artwidrigen Lebensbedingungen. Patagonische Seelöwen sind schnelle Schwimmer und tauchen in der Natur bis zu 320 Meter tief – in Zirkusbetrieben werden sie in kleinen, flachen Becken und nachts in Käfigwagen gehalten. Circus Berolina ist wegen seiner Tierhaltung schon mehrmals negativ aufgefallen, wie auch ein PETA-Video von 2021 aus dem Stammquartier des Zirkusunternehmens in Schönefeld zeigt. Im Januar führte die Veterinärbehörde dort laut einem Medienbericht unangekündigte Kontrollen durch und leitete ein Verfahren ein, das sich unter anderem auf das Tierschutzrecht bezieht. PETA appelliert an das Unternehmen, sämtliche Tierdressuren einzustellen und die Tiere an Lebenshöfe, geeignete zoologische Einrichtungen oder anerkannte Auffangstationen zu übergeben. Die Organisation fordert zudem die Bundesregierung auf, endlich ein umfassendes, bundesweites Zirkus-Wildtierverbot auf den Weg zu bringen.
„Wildtierdressuren müssen endlich in die Geschichtsbücher verbannt werden“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie. „Arteigene Bedürfnisse von Tieren können in einem reisenden Betrieb unmöglich erfüllt werden – und Tiere gehören grundsätzlich nicht in die Manege. Wir bitten alle Menschen, von Freizeitangeboten Abstand zu nehmen, bei denen Tiere zur Unterhaltung missbraucht werden.“
Zahlreiche Tierschutzverstöße und baurechtlich unzulässiges Winterquartier
Kürzlich wurde bekannt, dass das als „Tiererlebnispark“ betriebene Winterquartier des Zirkus baurechtlich unzulässig ist. Dies bestätigte bereits 2017 ein Urteil des Verwaltungsgerichts Cottbus. Nun soll Circus Berolina dort nicht länger geduldet werden und muss das Gelände voraussichtlich verlassen. Ende 2022 geriet der Zirkus in die Schlagzeilen, als die Verantwortlichen ein Tigerbaby für eine Hochzeit an den Remmo-Clan „vermieteten“. Beim Gastspiel im April 2022 in Nordhausen wurde ein Hund eines Zirkusangehörigen auf dem Zirkusgelände in Anbindehaltung vorgefunden, weshalb die Veterinärbehörde ein Verwarngeld erteilte. Zudem attestierte schon 2011 ein Gutachten im Auftrag der Tierschutzbeauftragten des Landes Hessen den damals noch sieben Elefantinnen des Circus Berolina einen „auffallend schlechten Pflegeeindruck“ mit ungepflegter Haut und Fußsohlen. Einige Afrikanische Elefanten hatten deformierte Hinterbeine und alle Elefantinnen zeigten teils extreme Stereotypien, vor allem bei Ankettung. Außerdem brachen die Asiatischen Elefantinnen bereits mehrfach aus dem Zirkus aus und verursachten dabei erhebliche Sachschäden. [1]
Zukunft ohne Tierdressuren
26 EU-Länder, darunter Belgien, Österreich, die Niederlande und Griechenland, haben bereits Beschlüsse zum Verbot bestimmter oder aller Tierarten im Zirkus gefasst. PETA setzt sich dafür ein, dass Deutschland diesem Beispiel folgt und beim Schutz von Tieren im Zirkus nicht länger das Schlusslicht ist. Die Tierrechtsorganisation fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus. Denn die Unterbringung in kleinen Gehegen, eine oft mangelhafte Versorgung, die ständigen Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod.
PETAs Motto lautet in Teilen:
Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Das Bild kann hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.