PETA forderte auf heutiger Jahreshauptversammlung Kaschmir-Bann und Umsetzung von Tier- und Klimaschutzzielen
Stuttgart, 9. Mai 2023 – Trotz Enthüllungen über die Misshandlung von Ziegen will Hugo Boss weiterhin Kaschmir nutzen. Auf der heutigen Jahreshauptversammlung stellte PETA dem Modeunternehmen die Frage, wann Hugo Boss endlich den Einsatz tierischer Materialien reduzieren, insbesondere Kaschmir auslisten und damit seinen Klima- und Tierschutzzielen gerecht werden wird. Vorstandsmitglied Yves Müller zeigte sich mit seiner Antwort schlecht informiert. Er gab an, dass sich Hugo Boss für schonende Methoden und einen verantwortungsvollen Gewinnungsprozess einsetze. Dabei verwies er auf Standards wie The Good Cashmere Standard der Aid By Trade Foundation. Doch auch bei derartigen Standards sind qualvolle Prozeduren erlaubt. Die Tiere werden betäubungslos kastriert und während der Schur gewaltsam fixiert. Ihre Haare werden mit spitzen Metallkämmen herausgerissen. Hugo Boss weigert sich dennoch, tierfreie Alternativen zu nutzen. Als Grund gab Müller heute an, dass synthetische Produkte eine schlechte Umweltbilanz hätten. Die Produktion von Wolle schneidet jedoch bei ökologischen Vergleichsportalen wie dem Higg Index deutlich schlechter ab als alle synthetischen Alternativen. Die Tierrechtsorganisation fordert daher das Unternehmen auf, in pflanzenbasierte Kaschmiralternativen zu investieren.
„Wenn Hugo Boss seine Tier- und Klimaschutzziele wirklich einhalten will, muss das Unternehmen als ersten Schritt umgehend Kaschmir aus dem Sortiment verbannen“, so Johanna Fuoß, Fachreferentin für Tiere in der Bekleidungsindustrie bei PETA. „Die Verantwortlichen müssen endlich anerkennen, dass die Ausbeutung von Tieren immer mit Leid verbunden ist und kein ‚Standard‘ der Welt je etwas daran ändern wird.“
Kaschmir bedeutet immer Tierleid: Hugo Boss kann Versprechen nicht einhalten
In seinen irreführenden Produktbeschreibungen verspricht Hugo Boss, nur Kaschmir zu verwenden, für dessen Gewinnung die Fünf Freiheiten für das Tierwohl eingehalten würden. Darunter die Freiheit von Schmerz, Verletzungen und Krankheiten, sowie die Freiheit von Angst und Leiden. [1] Die Video-Enthüllungen von PETA Asien zeigen jedoch, dass derartige Versprechen bei der Produktion von Kaschmir nicht eingehalten werden können. Kaschmirziegen werden für die Schur gewaltsam fixiert und oftmals an den Beinen gefesselt. Dann werden ihnen die Haare aus dem Körper herausgerissen oder abgeschoren. Bei beiden Methoden erleben die sensiblen Fluchttiere Angst, Panik und Stress. Oftmals reißen ihnen Arbeiter ganze Hautstücke heraus, was zu teils tiefen Wunden führt. Bei der Schur mit Messern oder elektrischen Schergeräten werden ihnen häufig Schnittwunden zugefügt. Nach der Schur oder im Winter können die Ziegen erfrieren.
Massive CO2-Emissionen und Wüstenbildung widersprechen Klimaschutz-Bestrebungen Hugo Boss
Hugo Boss gibt in seinem Jahresbericht an, dem Klimaschutz eine „wesentliche Bedeutung“ beizumessen. Entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette wolle das Unternehmen bis 2030 die CO2-Emissionen um mindestens 50 Prozent senken. Dem widerspricht jedoch der Einsatz von Materialien wie Kaschmir. Ziegen und Schafe verursachen weltweit etwa 474 Millionen Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr. [2] Das entspricht den Emissionen von mehr als doppelt so vielen Autos, wie derzeit in Deutschland zugelassen sind. Darüber hinaus reißen Millionen Ziegen, die in der Wollindustrie gehalten werden, bei der Nahrungsaufnahme Pflanzen mitsamt den Wurzeln aus der Erde. Dies fördert die Wüstenbildung in großen Teilen der Mongolei.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie anziehen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Farm Animal Welfare Council (2009): Five Freedoms, online abrufbar unter: https://webarchive.nationalarchives.gov.uk/ukgwa/20121010012427/http:/www.fawc.org.uk/freedoms.htm. (08.05.2023)
[2] Opio C, Gerber P, Mottet A, Falcucci A, Tempio G, MacLeod M, et al. (2013): Greenhouse gas emissions from ruminant supply chains: a global life cycle assessment, online abrufbar unter: http://www.fao.org/3/i3461e/i3461e.pdf (08.05.2023)
Eine für die Kaschmirproduktion gefesselte und gewaltsam geschorene Ziege. / © PETA Asia
PETAs Stellungnahme zur Jahreshauptversammlung steht hier zur Verfügung.
Weitere Informationen:
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