Tierquälerischer „Sport“: Die Reisevereinigung 13 Marburg des Regionalverbands 455 Lahn-Eder plant am Sonntag, dem 15. September, einen Taubenauflass in Straubing. 2500 Tiere müssen anschließend die weite Strecke von 352 Kilometern zu ihrem Heimatschlag zurückfinden. Oft werden die Tauben bewusst von ihren Partnern oder Kindern getrennt – damit ist für die treuen Tiere nicht Ehrgeiz die Motivation zur Heimkehr, sondern die Sehnsucht nach ihrem Heimatschlag und ihrem Partner. Viele der domestizierten Vögel sterben auf den anstrengenden Flügen an Dehydration, Hunger, Erschöpfung oder Verletzungen. PETA fordert daher ein Verbot von Taubenwettflügen in Deutschland. In einem Schreiben hat die Tierrechtsorganisation an das zuständige Veterinäramt des Kreises Marburg-Biedenkopf appelliert, die tierschutzwidrige Veranstaltung zu untersagen.
„Es ist erschreckend, dass solche ‚Freizeitveranstaltungen‘ nach wie vor erlaubt werden“, so Lisa Bechtloff, Fachreferentin bei PETA. „Würden Hunde für einen Wettbewerb mehrere hundert Kilometer von ihrem Zuhause entfernt ausgesetzt, von denen es ein großer Teil nicht nach Hause schafft, wäre der Aufschrei groß. Es ist Zeit, diese Wettflüge endlich zu beenden.“
Taubenwettflüge widersprechen dem Tierschutzgesetz: Nach § 3 ist es verboten, Tieren Leistungen abzuverlangen, die ihre Kräfte übersteigen. Zudem legt das Gesetz fest, dass Tiere im Training oder bei Wettkämpfen keinen Maßnahmen ausgesetzt werden dürfen, die mit erheblichen Schmerzen, Leiden oder körperlichen Schäden verbunden sind.
Hohe Verlustraten bei Wettflügen
Eine Studie beziffert bei Taubenwettflügen Verlustraten von durchschnittlich 53 Prozent pro Saison. [1] Bleiben die Vögel hinter den Erwartungen zurück und sind für die weitere Zucht ungeeignet, töten Züchter sie oftmals tierschutzwidrig. Dabei ziehen sie am Hals der Tauben oder drehen ihren Kopf um – all das ohne Betäubung.
Wettflüge erhöhen Taubenpopulation in Städten
In Deutschland nimmt etwa die Hälfte der knapp 50.000 Brieftaubenzüchter an Wettflügen teil. Schätzungsweise 2,5 Millionen sogenannte Brieftauben werden in deutschen Taubenschlägen gehalten. [2] Die städtischen Taubenpopulationen werden stetig mit „gestrandeten“ Tieren aus Wettflügen und deren Nachkommen gespeist. Dort haben die Tiere aufgrund der Konditionierung auf Spezialnahrung und ihrer Domestikation schlechte Überlebenschancen. Die „gestrandeten“ Vögel – deren Fortpflanzungsrate zuchtbedingt hoch ist – sind zahlreichen Gefahren ausgesetzt. Sie führen oft ein Leben am Rande des Hungertodes, denn in vielen Städten gibt es Fütterungsverbote. Dabei sind Tauben auf die Fürsorge des Menschen angewiesen. [3]
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.