„Bessere Forschung ohne Tierversuche“
Eine Person in typischer Laborkluft und mit Spritzen in der Hand steht vor einem Mülleimer voller „blutiger“ Kaninchen, Ratten und Mäuse aus Plüsch. Mit diesem starken Bild verdeutlichen Aktive der Tierschutzorganisation PETA am Internationalen Tag zur Abschaffung der Tierversuche ihre Forderung an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Ursprünglich hatte das Ministerium eine Reduktionsstrategie angekündigt, an deren Ausarbeitung neben PETA unterschiedliche Experten aus Wissenschaft, Tierschutz und Wirtschaft beteiligt waren. Konkrete Aussagen zur Veröffentlichung bleibt das BMEL indes schuldig. Die Aktivisten wiederholen ihre Ausstiegsforderung und den Appell nach besserer Forschung ohne Tierversuche am Donnerstag, 24. April, von 11:30 bis 12:15 Uhr vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft.
„Tierversuche sind ethisch indiskutabel und wissenschaftlich veraltet“, so Sabrina Engel, Biotechnologin und Fachreferentin für Tierversuche bei PETA. „Wir fordern die Regierung auf, ihre Pläne zur Reduzierung der Tierversuche weiterzuverfolgen. Kampagnen gegen dieses Vorhaben von einigen Forschenden schaden nicht nur den Tieren, sondern auch dem Wissenschaftsstandort Deutschland, weil wir hinter anderen Ländern zurückbleiben. Dass die Veröffentlichung der Reduktionsstrategie bislang nicht erfolgt ist, lässt vermuten, dass der Widerstand aus den Reihen der Forschung erfolgreich war. Wir müssen zurück an einen Tisch und im gemeinsamen Dialog die Wissenschaft in puncto Forschung, Entwicklung und Innovation stärken.“
Bei schwer invasiven Hirnexperimenten an Affen, Ratten und Mäusen implantieren Experimentatoren den Tieren gewaltige Apparaturen in die Schädel. Mit Wasser- und Nahrungsentzug zwingen sie sie, an Versuchen teilzunehmen. In legalen Experimenten werden Tiere vergiftet oder Nahrungs-, Wasser- und Schlafentzug ausgesetzt. Auf ihre Haut werden reizende Substanzen gerieben. Manche werden massivem psychischem Stress ausgesetzt und bewusst mit Krankheiten infiziert. Ihr Gehirn wird vorsätzlich geschädigt, sie werden gelähmt, verstümmelt, verstrahlt, vergast, zwangsernährt, mit Stromschlägen gequält und getötet.
Die Ausstiegsstrategie: Hintergründe
Eine Reduktionsstrategie zu Tierversuchen hatten SPD, Grüne und FDP 2021 in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart. Unter Federführung des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren (Bf3R) im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ließ das BMEL die Strategie in den vergangenen Monaten erarbeiten. Im September 2024 begann der Prozess der Strategieentwicklung mit Expertinnen und Experten aus Tierschutz, universitärer Forschung und Wirtschaft. Ziel war es, verschiedene Akteure an einen Tisch zu bringen, um Maßnahmen und Zeitpläne für eine nachhaltige Reduktion von Tierversuchen zu ermöglichen. Das BMEL vermeldete zu diesem Zeitpunkt, Tierversuche auf ein unerlässliches Mindestmaß zu beschränken, die Entwicklung von Alternativmethoden voranzutreiben und dass diese „wo immer möglich überflüssig gemacht oder zumindest die Zahl der sogenannten Versuchstiere deutlich reduziert wird“. Ursprünglich war geplant, das Ergebnis am 24. April vorzustellen – nur wenige Tage vor dem Regierungswechsel. Ein verbindlicher Termin für die Veröffentlichung der Reduktionsstrategie und Pläne für die Umsetzung bleiben bisher aus – stattdessen verweist die Webseite des BMEL auf das erste Halbjahr 2025.
Währenddessen werden Stimmen laut, die die Thematik in eine andere Richtung abdrängen, statt an einem Strang zu ziehen und Kompromisse zu finden. Einige Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befürchten anscheinend, man wolle Tierversuche kurzfristig und gänzlich verbieten. Sie ziehen daraus den Schluss, es könnten dann keine neuen Medikamente mehr entwickelt und erforscht werden – das ist jedoch nicht richtig. PETA fordert weiterhin eine Strategie, um der Tierquälerei ein Ende zu setzen und außerdem Innovation und Wirtschaft in Deutschland voranzubringen. Ein PETA-eigenes Strategiepapier, an dem sich Regierungen sowie einzelne Institutionen orientieren können, existiert seit Jahren: der Research Modernisation Deal (RMD).
Details zur Aktion:
Datum: Donnerstag, 24. April
Uhrzeit: 11:30 bis 12:15 Uhr
Ort: Vor dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, Wilhelmstraße 54, 10117 Berlin
Ansprechperson vor Ort: Sabrina Engel (gerne stellen wir den Kontakt auf Anfrage her)
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PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.