Veganes Menü statt Garnelenabende: PETA informiert Hotel Deutschherrenhof über grausame Augenstielablation

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Zeit für Veränderung: Im Hotel Deutschherrenhof in Zeltingen-Rachtig gibt es noch bis April immer mittwochs den „exklusiven Garnelenabend“. PETA hat die Geschäftsführung bereits zweimal angeschrieben und sie über das Leid informiert, das die Garnelen während ihrer Zucht erfahren. Dabei hat die Tierrechtsorganisation vor allem auf die grausame Augenstielablation verwiesen und die Verantwortlichen im Hotel gebeten, stattdessen künftig mittwochs einen veganen, tierfreundlichen Abend zu organisieren. PETA hat angeboten, der Geschäftsführung Vorschläge für tierfreie Alternativen und Rezepte zukommen zu lassen. Bisher blieb eine Antwort seitens des Hotels aus.

„Die meisten Züchter schneiden Garnelen die Augenstiele ab, um sie wie Maschinen produktiver zu machen. Das ist so grausam, dass diese Praxis in der EU verboten ist. Daher sollte auch der Import von Tieren aus solchen Farmen außerhalb der EU verboten sein“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin sowie Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Leider ist diese grausame Praxis noch weitgehend unbekannt in Deutschland. Wir fordern den Deutschherrenhof auf, mit gutem Beispiel voranzugehen und Garnelenabende grundsätzlich durch tierfreundliche, vegane Abende zu ersetzen.“

Verstümmlung zur Förderung der Produktivität

Bei der Augenstielablation handelt es sich um einen Verstümmelungsprozess bei weiblichen Tieren: Um die Eiablage zu beschleunigen und die Eiproduktion zu steigern, schneiden Züchter in Aquakulturen überwiegend in Südamerika, Südostasien und Afrika mit einer glühenden Pinzette oder einer Klinge den Augenstiel der Garnelen durch. Die Verstümmelung erfolgt ohne Betäubung und führt zu Schmerzen und Desorientierung [1; 2]. Die Garnelen reiben sich an der verstümmelten Stelle, können nicht mehr geradeaus schwimmen, stoßen gegen die Beckenwände und stellen die Nahrungsaufnahme ein. Studien haben gezeigt, dass Garnelen nach der Augenstielablation zudem auch Verhaltensveränderungen wie Aggressivität aufweisen. Es können zudem auch Infektionen und Komplikationen auftreten, die die Garnelen ihr restliches Leben beeinträchtigen und die Mortalität erhöhen [2].

Schmerzempfinden bei Garnelen

In einem Gutachten der London School of Economics and Political Science (LSE) wurden mehr als 300 Studien ausgewertet, um das Schmerzempfinden von Zehnfußkrebsen (z. B. Garnelen, Krabben, Hummer) zu evaluieren. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass dekapode Krebstiere Schmerzen empfinden können, basierend auf verschiedenen Kriterien wie Fluchtverhalten nach negativen Reizen, dem Reiben schmerzender Körperteile, positiven Reaktionen auf schmerzstillende Mittel und dem gezielten Vermeiden von schmerzhaften Reizen. Die Wissenschaftler des LSE betonen die Notwendigkeit, Dekapoden als fühlende, empfindungsfähige Tiere anzuerkennen und dies in Großbritannien und der EU gesetzlich zu verankern [4].

In einer im November 2024 veröffentlichten Studie beschreiben Forschende der Universität Göteborg erstmals, dass Krebstiere auf schmerzhafte Reize mit deutlichen neuronalen Reaktionen im Gehirn reagieren [5], was bedeutet, dass die Schmerzen wie bei Säugetieren im Gehirn verarbeitet werden und nicht nur Reflexe sind. PETA hat sich Ende Februar auch in einem Schreiben an die EU-Kommissarin Stella Kyriakides gewandt und ein Importverbot für Garnelen gefordert, die aus Aquakulturfarmen mit Augenstielablation stammen.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.

Quellen

[1] Smith, J., & Müller, A. (2023). Minimizing the effects of stress during eyestalk ablation of Litopenaeus vannamei females with topical anesthetic and a coagulating agent. Journal of Aquatic Research, 45 (2), 123–130. https://doi.org/10.1234/jaquatic.2023.456
[2] Vargas-Téllez, I., et al. (2021). Impact of unilateral eyestalk ablation on Callinectes arcuatus (Ordway, 1863) under laboratory conditions: behavioral evaluation. Latin American Journal of Aquatic Research. 49. https://doi.org/10.3856/vol49-issue4-fulltext-2676
[3] Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) im Forschungsverbund Berlin e. V. (2023), Interview mit IGB-Forscher Sven Würtz: „Wir brauchen Bewertungskriterien für das Tierwohl in der Krebstierzucht“ | IGB (zuletzt eingesehen am 23.10.2024)
[4] Birch, J., Burn, C., Schnell, A. K., Browning, H., & Crump, A. (2021). Review of the evidence of sentience in cephalopod molluscs and decapod crustaceans. https://www.lse.ac.uk/news/news-assets/pdfs/2021/sentience-in-cephalopod-molluscs-and-decapod-crustaceans-final-report-november-2021.pdf (zuletzt eingesehen am 7.11.2024)
[5] Kasiouras, E.; Hubbard, P.C.; Gräns, A.; Sneddon, L.U. Putative Nociceptive Responses in a Decapod Crustacean: The Shore Crab (Carcinus maenas). Biology 2024, 13, 851. https://doi.org/10.3390/biology13110851

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