Brannenburg / Stuttgart, 21. April 2022 – Mangelhafte und sanktionierungswürdige Zustände: Im Februar 2021 hatte PETA Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Traunstein gegen den Rinderhalter Georg K. in Brannenburg (Kreis Rosenheim) erstattet. Grundlage der Anzeige war Whistleblower-Material, welches erhebliche Missstände zeigte. Die darauffolgenden Kontrollen des Veterinäramtes haben ergeben, dass der Landwirt gravierend gegen die Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung verstoßen hat. Nun teilte das zuständige Landratsamt Traunstein mit, dass die Missstände im Betrieb über sogenannte Cross-Compliance-Kontrollen – bei denen die Einhaltung rechtlicher und ethischer Standards in von der EU subventionierten landwirtschaftlichen Betrieben kontrolliert wird – und Kürzung der Prämienzahlungen mittlerweile abgestellt werden konnten. PETA fordert ein bundesweites Verbot der Anbindehaltung. Die Tierrechtsorganisation verlangt überdies, Betriebe häufiger zu kontrollieren und bei Verstößen gegen den Tierschutz härtere Strafen zu verhängen.
„Die Strafen bei Tierschutzvergehen sind generell zu gering“, so Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, Fachreferentin für Tiere in der Nahrungsmittelindustrie bei PETA. „Auch hier mussten lediglich ‚Mängel‘ beseitigt werden. Dass diese überhaupt behoben wurden, lag offenbar nur daran, dass der Landwirt finanziell sanktioniert und ihm die in der Landwirtschaft üblichen, teils üppigen Subventionen gekürzt wurden. Diese Subventionierung der grausamen Anbindehaltung muss endlich aufhören.“
Die Zustände auf Georg K.s Hof waren eindeutig tierschutzwidrig, wie das Veterinäramt feststellte: Zwei Kälber hatten nicht immer Zugang zu frischem Trinkwasser, die Rinder waren verdreckt, die Klauenpflege bei mehreren Kühen vernachlässigt worden. Verschiedene Tiere lahmten. Ein Kalb befand sich in einem schlechten Ernährungs-, Pflege- und Allgemeinzustand. „Die Haltung im Stall ist für Rinder unabhängig von der Haltungsform mit körperlichem und psychischem Leid verbunden, aber in der ‚Anbindehaltung‘ werden ihre Bedürfnisse komplett ignoriert“, so Lisa Kainz weiter. „Dass die Politik die Haltungsform trotzdem immer noch zulässt, zeigt, dass der in der Verfassung verbriefte Tierschutz so gut wie nichts wert ist. Verbraucherinnen und Verbraucher, die Tierleid nicht unterstützen möchten, sollten zu pflanzlichen Alternativen greifen.“
Auch die Bundestierärztekammer fordert seit Jahren Ende der sogenannten Anbindehaltung
PETA weist darauf hin, dass die Bundestierärztekammer bereits 2015 einen kompletten Ausstieg aus der Haltungsform forderte. Auch ein Urteil des Verwaltungsgerichts Stade bekräftigt die Forderung: Das Gericht verkündete schon 2012, dass die „Anbindehaltung“ der verhaltensgerechten Unterbringung von Rindern entgegensteht. Auch in Biobetrieben ist diese tierquälerische Praxis über die langen Wintermonate hinweg erlaubt, obwohl die empfindlichen Tiere infolgedessen oft Schmerzen haben, etwa durch entzündete Gelenke oder Quetschungen am Hals. PETA mahnt jedoch, dass das Leid von Rindern, die in der landwirtschaftlichen Tierhaltung ausgebeutet werden, systembedingt ist. Auch in Einrichtungen wie „Laufställen“ werden die natürlichen Bedürfnisse der Tiere nicht erfüllt. Daher appelliert die Organisation neben der Politik zudem an Verbraucher, beim Einkauf zu veganen Produkten zu greifen.
Etwa eine Million Rinder in deutschen Ställen am Hals fixiert
Etwa eine Million Rinder werden in Deutschland gezwungen, ihr Dasein zeitweise oder das ganze Jahr über angebunden in einem Stall zu verbringen. Insbesondere in kleinen und mittleren Betrieben fixieren Landwirte und Landwirtinnen sie häufig mit Anbindevorrichtungen am Hals, teils auch mit unbeweglichen Halsrahmen. An den Ketten ist die Bewegung sehr eingeschränkt, sodass sich die Tiere gerade noch hinlegen können. Die Liegematten dafür fehlen in einigen Stallungen gänzlich oder sind verschlissen – und die Liegeflächen sind grundsätzlich zu klein für die Tiere. Die artwidrige Haltung und der immense Bewegungsmangel führen auch zu großem psychischem Leid bei den Rindern. Zusätzlich leiden sie oft unter Liegeschwielen, Lahmheit sowie Einschnürungen oder Quetschungen am Hals.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie essen oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
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