Langenhagen / Stuttgart, 26. September 2019 – Pferde sind keine Sportgeräte: Am Sonntag soll in Langenhagen der „Oktoberfest-Renntag“ stattfinden. Dabei werden Pferde mit der Peitsche zu unnatürlichen Höchstleistungen gezwungen, was zu einem erhöhten Sturzrisiko führt. Erst im Juni verstarb das Pferd Peppone nach einem Aortenabriss während des Rennens auf der Langenhagener Rennbahn – er konnte nicht mehr gerettet werden. Seit 2015 wurden hierzulande nach einer Erhebung von PETA allein bei Galopprennen mindestens 49 Pferde noch auf den Rennbahnen getötet. Die Dunkelziffer liegt wesentlich höher, weil die „Ausfälle“ während des Trainings nicht in die Zählung einfließen. Für Schlagzeilen sorgte auch die kalifornische Pferderennbahn Santa Anita, auf der seit Dezember 30 Pferde starben. Die Tierschutzorganisation appelliert an alle Tierfreunde, Pferderennen weder durch den Kauf einer Eintrittskarte noch mit einer Wette zu unterstützen.
Das freiwillige PETA ZWEI-Streetteam Hannover wird am Sonntag ab 12:15 Uhr vor der Galopprennbahn mit Plakaten und Flugblättern über die Tierquälerei im sogenannten Pferdesport informieren.
„Die hohe Anzahl der Todesfälle auf Pferderennbahnen zeigt, dass es sich nicht um Unfälle handelt. Die Pferde werden für Preisgelder und Prestige systematisch überfordert und häufig in den Tod getrieben. Selbst mit stressbedingten Magengeschwüren und blutigen Nüstern werden die sensiblen Tiere erbarmungslos über die Bahn gejagt – sie rennen aus Angst vor dem nächsten Peitschenhieb regelrecht um ihr Leben“, so Gabriele Schlottig, Leiterin des PETA ZWEI-Streetteams Hannover. „Es wird höchste Zeit, dieser skrupellosen Branche endlich einen Riegel vorzuschieben und die Tierquälerei auf deutschen Pferderennbahnen zu verbieten!“
Branche nimmt Lungenblutungen, Herzverletzungen und Magengeschwüre billigend in Kauf
Allein in diesem Jahr starben bereits mindestens acht Pferde auf den Rennbahnen in Mannheim (2), Köln, Mülheim, Karlsruhe, Langenhagen und Hamburg (2). Pferde sind Fluchttiere, die bei den Rennen gezwungen werden, Risiken einzugehen, die sie freiwillig niemals auf sich nehmen würden. Die Überlastung führt häufig zu Stürzen mit schwerwiegenden Folgen oder zu sogenannten Aortenabrissen, bei denen die Hauptschlagader des Herzens reißt und das Tier innerhalb kurzer Zeit stirbt. Experten zufolge weisen zudem 90 Prozent der bei Rennen eingesetzten Pferde aufgrund des großen psychischen Stresses Magengeschwüre auf. Darüber hinaus haben viele Tieren kurz nach einem Rennen blutige Nüstern. Doch entgegen der Aussage in den Protokollen des Direktoriums für Vollblutzucht handelt es sich hierbei laut Dr. Maximilian Pick, dem Gutachter und ehemaligen Fachtierarzt für Pferde, nicht um Nasenbluten, sondern um Blutungen aus der Lunge [1].
Millionengeschäft auf Kosten der Pferde
Häufig werden in der millionenschweren Branche schon zwei- oder dreijährige Pferde an den Start geschickt, obwohl sie sich noch im Wachstum befinden [2]. Da der Bewegungsapparat der jungen Tiere noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind Sehnenschäden und Knochenbrüche keine Seltenheit. PETA weist darauf hin, dass die Tiere systembedingt überlastet werden. So sind etwa bei Galopprennen rund 80 Prozent der Trainingsausfälle auf Lahmheit zurückzuführen. „Dass Peitschenschläge und tierquälerisches Zubehör zum Alltag sogenannter Rennpferde gehören, zeigt nur einmal mehr, dass das Wohl der Tiere in der Regel keine Rolle spielt“, so Hoger.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
Das PETA ZWEI-Streetteam Hannover ist ein Verbund freiwilliger Unterstützer, die sich für die Ziele der Jugendkampagne PETA ZWEI der Tierschutzorganisation PETA Deutschland e.V. einsetzen.
[1] Dr. Pick, M. (2005): Spezielle Erkrankungen von Galopprennpferden aus Sicht des Tierschutzes. In: Der praktische Tierarzt.
[2] Iding, C. (2018): Vom Hochleistungsrennpferd zum Pflegefall. Die kurze Karriere der Rennpferde und dessen Folgen. In: Bocholter Borkener Volksblatt. Online abrufbar unter: https://www.bbv-net.de/Lokales/ZiSch/Vom-Hochleistungsrennpferd-zum-Pflegefall-136069.html. (14.06.2019).
Details zur Aktion:
Datum: Sonntag, 29. September 2019
Uhrzeit: 12:15–15:00 Uhr
Ort: Vor der Galopprennbahn Neue Bult, Theodor-Heuss-Str. 41, 30853 Langenhagen
Ansprechpartner vor Ort: Gabriele Schlottig (den telefonischen Kontakt stellen wir auf Anfrage gerne her)
Immer wieder stürzen Pferde und verletzen sich tödlich (Symbolbild von Pferderennen 2016 in Mannheim). / © PETA Deutschland e.V.
Peitscheneinsatz beim Hamburger Derby 2013 / © PETA Deutschland e.V.
Die Motive stehen hier und hier zum Download zur Verfügung.
Weitere Informationen:
PETA.de/FaktenPferdesport
PETA.de/Pferderennen
PETA.de/Duhner-Wattrennen
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]