Eine Zwischenverfügung des Bremer Verwaltungsgerichts erlaubt der Universität Bremen vorerst, weiterhin Affen für Hirnforschungs-Experimente zu missbrauchen. Damit möchte sich das Gericht mehr Zeit verschaffen, um eine Entscheidung zu treffen. Der Gesundheitssenat der Bremer Gesundheitsbehörde entschied am 14. November, dass die Versuche an den Gehirnen der betroffenen Makaken ethisch nicht vertretbar sind. Unterstützt wurde dies durch vier Gutachten, welche ein Sachverständiger auswertete. Mit einem Eilantrag ist der Tierversuchsleiter gegen die Entscheidung der Genehmigungsbehörde vorgegangen. PETA appelliert an das Gericht, schnell eine tierfreundliche Entscheidung zu treffen und damit die Qualen der Affen zu stoppen.
„Seit 1998 missbrauchen Wissenschaftler der Universität Bremen wehrlose Affen für grausame Experimente am Institut für Neuropsychologie. Die letzten 25 Jahre sind durch Protestaktionen der Bremer Bevölkerung, abgelehnte Genehmigungsanträge und Gerichtsverfahren geprägt“, so Sabrina Engel, Fachreferentin für den Bereich Tierversuche bei PETA. „Die Grausamkeiten in den Bremer Laboren müssen endgültig der Vergangenheit angehören.“
Bereits im September 2021 forderte PETA die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, Claudia Bernhard, in einem Schreiben dazu auf, den Antrag auf Verlängerung der Affenversuche abzulehnen. Zudem wandte sich die Organisation schriftlich an die Universität und bot ein Gespräch und fachlichen Austausch an. Eine Antwort von beiden Stellen blieb aus. Daraufhin folgten Proteste: Im September und Oktober 2021 demonstrierten Bremer Tierschutzorganisationen gegen die Affenversuche, unterstützt von PETA. Im Dezember 2022 protestierte die Tierrechtsorganisation vor der Universität Bremen. Eine vom PETA Streetteam Bremen im Oktober 2021 gestartete Petition wurde von über 284.000 Menschen unterzeichnet.
Grausame Methoden
Für die Tests entfernt man Teile des Schädelknochens der Affen und führt Elektroden in das freigelegte Gehirngewebe ein. Damit sich die sensiblen Tiere während der Experimente nicht bewegen können, werden ihre Köpfe mithilfe von Bolzen in ihrem Schädel an einem Gestell befestigt. Der Entzug von Flüssigkeit und wenige Tropfen Wasser oder Saft als Belohnung drängen in vielen Fällen die Affen dazu, bei den Versuchen „mitzuwirken“. Anschließend werden sie entweder zum Sezieren ihres Gehirns getötet oder müssen für weitere Tests herhalten. Der Handel mit Affen für Versuchslabore ist zudem ein blutiges Geschäft, das das Artensterben befeuert.
Ergebnisse oft nicht auf Menschen übertragbar
Befürworter solcher grausamen Experimente behaupten, mit den Versuchen könnten neue Behandlungsmethoden gegen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer entwickelt werden. Allerdings sind die Ergebnisse oft nicht übertragbar. Die Gehirne von Primaten unterscheiden sich nicht nur in der Gesamtgröße, sondern auch in strukturellen, genetischen und funktionellen Details. [1] Ein interdisziplinäres Gremium empfahl nach einer Bewertung der Alzheimer-Forschung, die Finanzierung von Tierversuchen auf vielversprechendere Techniken zu verlagern, wie z. B. Modelle aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) von menschlichen Patienten, Computersimulationen, Neuroimaging oder epidemiologische Studien. [2] PETA macht sich dafür stark, dass ein Ausstiegsplan aus Tierversuchen erarbeitet und auf für den Menschen aussagekräftige, moderne Forschungsmethoden gesetzt wird.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren oder sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.