Fischquälerei an der Alten Fahrt in Potsdam: PETA erstattet Strafanzeige und fordert Angelverbot beim Ordnungsamt

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Laut einem Medienbericht sowie Hinweisgebern, die sich bei PETA gemeldet haben, versammeln sich zahlreiche Angler am Ufer der Alten Fahrt in Potsdam. An dem Nebenarm der Havel jagen sie den Angaben zufolge trotz eines Verbots Fische, die sich gerade in ihrer Winterruhe befinden. Dazu nutzten die Angler wuchtige Blei- und Hakenmontagen und rissen Barsche und andere Fischarten gewaltsam vom Gewässerboden weg. Das Hochziehen mit übermäßig großen Haken führt dazu, dass viele Fische qualvoll an den erlittenen Verletzungen sterben, wenn sie ins Wasser zurückfallen. Daher erstattete PETA am 13. Dezember wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Potsdam. Die Anzeige richtet sich gegen sämtliche volljährigen Anglerinnen und Angler an der Alten Fahrt. Zudem wandte sich die Tierrechtsorganisation am 6. Dezember in einem Schreiben an das Veterinär- und Ordnungsamt in Potsdam. Darin fordert sie, die Alte Fahrt zum ganzjährigen Schutzgebiet zu erklären und damit das Tierleid zu beenden.

„Das Angeln an der Alten Fahrt führt nicht nur zum Tode unzähliger Fische, sondern auch anderer Tiere wie Taubenküken. Sie verfangen sich in Angelutensilien und sterben einen qualvollen Tod. Das Ordnungsamt muss hier umgehend ein ganzjähriges Angelverbot verhängen“, so Dr. Tanja Breining. „Mit der Ausweisung eines Schutzgebietes könnten Spaziergänger Fische von einer neuen Seite kennenlernen: Als neugierige und zutrauliche Lebewesen, die sich nicht länger verstecken müssen.“

Im Winter fahren die Tiere ihre körperliche Aktivität herunter und ruhen am Grund des Gewässers. Damit steigt die Gefahr, dass sich ein Angelhaken beispielsweise in ihrem Rücken oder Schwanzbereich verfängt. Augenzeugen geben an, dass es einige Angler wohl genau darauf abgesehen haben. In Medienberichten ist etwa von „Tüten voll mit gerissenen Fischen“ zu lesen. Dabei sind Fangmethoden und Geräte zum „Reißen“ von Fischen laut Paragraph 4 der Fischereiordnung des Landes Brandenburg verboten.

Fische spüren Schmerz und brauchen unseren Schutz

Die britische Biologin Lynne Sneddon wies nach, dass Fische im Kopf- und Mundbereich, also genau da, wo der Angelhaken das Gewebe durchbohrt, zahlreiche Schmerzrezeptoren haben [1]. Fische zeigen Schmerzverhalten: Sie bewegen sich ruckartig, reiben ihren Mund am Beckenrand, stellen die Nahrungsaufnahme ein und ihre Atemfrequenz erhöht sich. Gibt man ihnen Schmerzmittel, stellen sie dieses Verhalten wieder ein [2]. Auch können Fische lernen, sich selbst Schmerzmittel zu verabreichen [3]. Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“ [4]. Eine aktuelle Studie der Universität in Bonn zeigt, dass Fische addieren und subtrahieren können [5]. Die Autorin der Studie, Professorin Dr. Vera Schlüssel, folgert aus ihren Experimenten, dass Menschen andere Tierarten tendenziell unterschätzen – besonders diejenigen, die nicht zu den Säugetieren zählen. PETA spricht sich generell gegen das Angeln und den Fischfang aus und unterstützt die 2017 ins Leben gerufene Weltkampagne zur Abschaffung der Fischerei [6].

PETAs Motto lautet:

Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Sneddon, L. U., Braithwaite, V. A., & Gentle, M. J. (2003): Do fishes have nociceptors? Evidence for the evolution of a vertebrate sensory system. Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences, 270(1520), 1115–1121. Online abrufbar unter: http://doi.org/10.1098/rspb.2003.2349. (26.01.2023).​
[2] Sneddon, L. U. (2003): The evidence for pain in fish: the use of morphine as an analgesic. Applied Animal Behaviour Science, 83(2), 153-162. DOI: 10.1016/S0168-1591(03)00113-8.
[3] Sneddon, L. U. (2011): Pain perception in fish: Evidence and implications for the use of fish. Journal of Consciousness Studies, 18(9-10), 209-229.
[4] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[5] V. Schluessel, N. Kreuter, I. M. Gosemann & E. Schmidt (2022): Cichlids and stingrays can add and subtract ‚one‘ in the number space from one to five; Scientific Reports.
[6] WEF – Welttag für das Ende der Fischerei. Online abrufbar unter: End-of-fishing.org/de. (26.01.2023).​

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