Die Staatsanwaltschaft München II hat bestätigt, dass gegen den Springreiter Max Kühner ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz geführt wird. Es besteht demnach der Anfangsverdacht, dass das tierschutzwidrige „aktive Barren“ beim Springreiten angewendet wurde. Beim aktiven Barren steht eine Person beim Hindernis. Beim Überspringen hält sie eine Metall- oder Holzstange über das Hindernis, sodass das Pferd mit den Beinen dagegen stößt. Im Juli 2023 haben Polizei und Behördenvertreter Kühners Ausbildungsanlage in Starnberg durchsucht. Auch ein Beschlagnahmungsbeschluss wurde vollzogen. Ob Anklage erhoben wird, ist noch offen. PETA hat im September 2023 über Whistleblower von dem Vorgang erfahren und daraufhin Strafanzeige erstattet. Die Tierrechtsorganisation fordert die Reiterliche Vereinigung (FN) und den österreichischen Pferdesportverband auf, Kühner bis zur Klärung der Vorwürfe mit einer Turniersperre zu belegen.
„Die Liste der Skandale im Spitzen-Pferdesport wird immer länger. Ob sich der aktuelle Fall in diese Chronologie der Schande einreiht, werden die weiteren Ermittlungen der Staatsanwaltschaft München II zeigen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Immer wieder wird bekannt, wie selbst hochgelobte Reiter tierschutzwidrig mit Pferden umgehen. Das zeigt, dass die Ausbeutung der Tiere nur durch ein gesetzliches Verbot des Pferdesports beendet werden kann.“
Der bayerische Springreiter Max Kühner war Anfang September des vergangenen Jahres bei der Europameisterschaft in Mailand für das Team Österreich gestartet und hatte sich dort für die Teilnahme bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris qualifiziert. Auf Anfrage von PETA bestritt Kühner im September 2023 die Vorwürfe.
Grausame Trainingsmethoden
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) hat im März 2022 in Folge des Skandals um Springreiter Ludger Beerbaum vom Januar 2022 das sogenannte „Touchieren“ verboten. Bei dieser Trainingsmethode soll das Pferd zu einer höheren Sprungleistung gebracht werden, indem es beim Sprung über ein Hindernis die „Touchierstangen“ mit den Beinen berührt. Auch der Einsatz von Peitschen ist beim Springreiten weit verbreitet. Als Fluchttiere würden Pferde in diesem Moment am liebsten fliehen, aber können es nicht, was zu immensem Stress und Angst führt. Auf diese Weise wird versucht, die Tiere im Training und bei Turnieren „gefügig“ zu machen. Neben dem tierquälerischen „Barren“ als Trainingsmethode wird auch das „Blistern“ genutzt: Dabei werden die Vorderseiten der Pferdebeine, die Röhrbeine, mit einer chemischen Substanz eingerieben. Diese führt bei Berührung mit einer Stange zu Schmerzen.
Pferdesport: Unnatürlich & gefährlich
Beim Springreiten werden Pferde dazu gezwungen, in kürzester Zeit über verschiedene Hindernisse eines Parcours zu springen. In den höchsten Klassen sind die Hindernisse bis zu 1,60 Meter hoch. Die Tiere springen in der Natur nur in ausweglosen Situationen über Hürden – das Springreiten entspricht in keiner Weise dem natürlichen Bewegungsverhalten von Pferden. Im Wettkampfsport werden sie zudem schon im jungen Alter von drei Jahren gezwungen, hohe Hindernisse zu bewältigen. Da ihr Bewegungsapparat zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig ausgebildet ist, sind gesundheitliche Probleme oder tödliche Stürze keine Seltenheit.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.