Wichtige Regeln für sicheres Verhalten auf Weideflächen
Gute Luft und faszinierende Natur: Im Frühling zieht es Menschen zum Wandern in die Berge. Für viele Tiere steht nach einem langen Winter im Stall, teils auch in der Anbindehaltung, der Almauftrieb kurz bevor. Je nach Region und Wetter werden Rinder meist Anfang Mai auf die Bergwiesen geführt. Dort angekommen, grasen die Vierbeiner oft uneingezäunt und es kommt vor, dass Wanderwege die Weideflächen durchkreuzen. In der Regel sind Rinder ruhige und gutmütige Zeitgenossen, die Menschen gegenüber eher scheu reagieren. Fühlen sie sich jedoch durch unvorsichtiges Verhalten bedroht, kann es zu gefährlichen Situationen kommen. Agrarwissenschaftlerin Lisa Kainz, Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA, hat die zehn wichtigsten Sicherheitstipps für ein friedliches Miteinander von Zwei- und Vierbeinern zusammengestellt.
„Freilaufende Tiere zu beobachten ist ein Erlebnis. Doch Vorsicht: Auch wenn Kühe und ihre Kälbchen niedlich und neugierig sind, sollten wandernde Menschen ihnen nicht zu nahe kommen. Manche Tiere fühlen sich gefährdet und wollen sich schützen“, so Lisa Kainz. „Auch Hunde machen grasende Tiere nervös und verursachen leicht impulsive Reaktionen.“
Die zehn wichtigsten Sicherheitstipps für Mensch und Tier auf einen Blick:
- Mit Hunden Weideflächen weiträumig umgehen: Wer mit einem vierbeinigen Begleiter unterwegs ist, sollte Wanderrouten fernab von grasenden Tieren wählen. Falls das nicht möglich ist, muss der Hund auf kritischen Strecken angeleint und nah bei sich geführt werden. Achtung: Wenn ein Rind angreift, sollte der Hund freigelassen werden. Er ist in der Regel schneller als die Kuh und kann flüchten, während sich der Mensch ebenfalls in Sicherheit bringt.
- Abstand halten: Wandernde sollten die gekennzeichneten Wege nicht verlassen und keinesfalls über Zäune klettern oder durch Kuhherden laufen.
- Die richtige Körpersprache: Rinder nicht mit den Augen fixieren. Menschen sollten locker an ihnen vorbeigehen, das signalisiert den Tieren: Es droht keine Gefahr.
- Weidetiere nicht füttern oder streicheln: Essen kann zu Neid in einer Herde führen und der Mensch ist schnell Mittelpunkt der Streitereien.
- Vorsicht bei Jungtieren: Kälber sollten niemals angelockt oder angefasst und Mutterkühe nicht bedrängt werden. Als fürsorgliche Eltern beschützen Kühe ihren Nachwuchs oft kompromisslos – notfalls auch mit einem Angriff.
- Ruhe bewahren: In der Nähe von Rindern sollten Menschen nicht schreien oder hektische Bewegungen machen – auch ruhige Kühe werden dadurch möglicherweise verunsichert. Fehlt den Tieren die Möglichkeit zur Flucht, könnten sie sich zu einem Angriff genötigt fühlen. Einen Stressfaktor stellen auch die sogenannten Kuhglocken dar. Die Belastung durch den Lärm und das oft hohe Gewicht kann dazu führen, dass Rinder in ungewohnten Situationen ängstlicher oder gereizter reagieren.
- Alarmzeichen: Die meisten Rinder sind äußerst friedlich und nicht jede Kuh, die sich für eine wandernde Person interessiert oder ihren Weg kreuzt, wird angreifen. Senkt ein Tier jedoch den Kopf, fixiert den Menschen, scharrt mit den Vorderhufen und schnaubt, dann ist höchste Vorsicht geboten. Das Rind fühlt sich offensichtlich gestört und kann zum Angriff übergehen. Diese Reaktion sieht man häufiger bei männlichen Tieren, die ihre Herde verteidigen.
- Verhalten im Angriffsfall: Nicht auf den Boden legen oder hektisch wegrennen. Wer von einem Rind bedrängt wird, sollte versuchen, ruhig zu bleiben und langsam nach hinten weggehen; dabei dem Tier nicht den Rücken zudrehen oder in die Augen schauen.
- Gefahr für sich selbst und andere abwenden: Wer andere Menschen beobachtet, die sich falsch oder unvorsichtig verhalten, kann sie auf den richtigen Umgang mit weidenden Tieren hinweisen.
- Beobachten: Von einem sicheren Punkt aus lassen sich die friedlichen und faszinierenden Wiederkäuer gefahrlos bewundern – ganz ohne Stress für Mensch und Tier.
Diese Ratschläge gelten auch für die Begegnung mit weidenden Ziegen und Schafen
Die wegen ihrer Milch gehaltenen und geschwängerten Mutterkühe werden in der Regel viel zu früh mit dem Auftrieb von ihren Kindern getrennt. Dagegen sehen die mit auf den Bergen weidenden Kälber ihre Mütter meist beim Almabtrieb das letzte Mal, da sie in die Mast gebracht und anschließend im Schlachthaus getötet werden. In beiden Fällen stellt die Trennung von Mutter und Kind für die hochsozialen Tiere ein traumatisches Erlebnis dar. Wer den Tieren generell nicht schaden möchte, konsumiert weder ihre Milch noch ihr Fleisch und lebt vegan.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.