Trauriger Tag für den Artenschutz: Am Dienstag eröffnet der Dresdner Zoo das neue Orang-Utan-Haus. Dort sollen die Menschenaffen künftig auch wieder gezüchtet werden. Die Kosten für das Großprojekt sind mittlerweile auf rund 22 Millionen Euro gestiegen und werden überwiegend von öffentlichen Geldern getragen. PETA mahnt, dass auch vermeintlich „modernere“ Gehege ein Gefängnis für die Tiere sind. Außerdem tragen in Gefangenschaft geborene Menschenaffen nicht zum Artenschutz bei, da sie nicht ausgewildert werden können. Die Tierrechtsorganisation appelliert deshalb erneut an den Stadtrat und Oberbürgermeister Dirk Hilbert, zumindest von der geplanten Zucht abzusehen. Stattdessen könnten beispielsweise Orang-Utans aus anderen zoologischen Einrichtungen mit noch schlechteren Haltungsbedingungen im neuen Dresdner Orang-Utan-Haus aufgenommen werden.
„Endlich werden die Lebensumstände von Toni, Daisy, Dalai, Djudi und Djaka zumindest etwas erträglicher. Aber auch bauliche Veränderungen können nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie Gefangene auf Lebenszeit bleiben“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Es wäre fatal, dieses Tierleid fortzuführen, indem der Dresdner Zoo weitere Orang-Utans als Schauobjekte züchtet. Auch die Dresdner Politik muss endlich einsehen, dass nur der Erhalt der natürlichen Lebensräume das Überleben bedrohter Arten effektiv sichern kann. In Schutzprojekten in Indonesien und Malaysia wären die Gelder wesentlich sinnvoller investiert.“
Bislang waren die beiden Orang-Utan-Sozialgruppen im Dresdner Zoo in jeweils nur 50 Quadratmeter kleinen und etwa drei Meter niedrigen Innengehegen untergebracht – diese unterschreiten die Vorgaben des Säugetiergutachtens. [1] Daher hatte PETA im April 2022 bei der Staatsanwaltschaft Dresden Strafanzeige gegen die Zoo-Verantwortlichen erstattet.
Kein Artenschutz sowie Verschwendung von Steuergeldern
Bereits im September 2018 hatte PETA an den Finanzausschuss appelliert, die Orang-Utan-Haltung künftig nicht mehr zu fördern. Im März 2021 forderte die Tierrechtsorganisation in einem Schreiben an Oberbürgermeister Dirk Hilbert und die Mitglieder des Dresdner Stadtrats nochmals, dem Bauprojekt eine Absage zu erteilen und die Haltung und Zucht von Orang-Utans im Dresdner Zoo vollständig zu beenden. Das geplante Bauvorhaben würde die Stadt nicht nur finanziell stärker belasten als ursprünglich angenommen, sondern auch effektive Artenschutzbestrebungen untergraben. Auch der Primatologe Prof. Volker Sommer sprach sich in einem Statement gegen das Projekt aus, welches PETA im Mai 2021 an den Stadtrat übermittelte. Dennoch stimmte dieser der Finanzierung mehrheitlich zu.
PETA weist darauf hin, dass bereits über 1.500 gerettete Orang-Utans in Auffangstationen in ihren Heimatländern auf Wiederauswilderung warten. [2] In deutschen Zoos gezüchtete Tiere kommen hierfür jedoch nicht in Frage, denn in den Schaugehegen können sie wichtige Verhaltensweisen für ein Überleben in der Natur nicht erlernen. Trotzdem investieren zoologische Einrichtungen Millionen Euro an Steuergeldern in teure und fragwürdige Nachzuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte. Nur Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lebensraums der Tiere schützen Menschenaffen nachhaltig. Die Ansprüche von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden sie in Gefangenschaft häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen zoologischen Einrichtungen mit vermeintlich modernen Gehegen. [3] Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürworten 41 Prozent der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.