Trügerische Weide-Idylle: Werbekampagne von Andechser Natur erhält PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“

Grafik Speziesismus des Monats Juni 2024

Kuhtrauer statt„Weidepower“: Die Andechser Molkerei Scheitz GmbH bewirbt ihren Bio-Joghurt aktuell unter dem Slogan „Gesund für die Kuh – natürlich gut für Dich!“. Mit dem Hashtag #Weidepower verbreitet die oberbayerische Molkerei außerdem Szenen glücklicher Kühe, die Luftsprünge auf weitläufigen Wiesen machen und behauptet, dass die Lebensfreude der Tiere ansteckend sei. Dabei sind sie oft lange Zeit in den Ställen eingesperrt, teils sogar in der quälerischen Anbindehaltung. Für diese zynische Verbrauchertäuschung erhält das Unternehmen PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“ im Juni.

„Der Slogan ‚Gesund für die Kuh – natürlich gut für Dich!‘ klingt natürlich wesentlich besser als ‚Andechser: Wir glauben, dass zwei Lügen die Wahrheit ergeben, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und PETAs Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie. „Andechser wirbt mit scheinbar glücklichen Rindern auf grünen Wiesen, als wäre dies der Alltag der Tiere. Die Ausbeutung sogenannter Milchkühe schadet jedoch nicht nur den Tieren, sondern auch unserer Umwelt und dem Klima. Zu allem Überfluss benötigen Menschen keine Produkte aus Kuhmilch. Würde Andechser seinem aktuellen Slogan gerecht werden, anstatt Verbraucherinnen und Verbraucher zu täuschen, müsste das Unternehmen auf vegane Produkte setzen. Denn nur diese sind wirklich gut für Kuh und Mensch.“

Kuhmilch ist niemals tierfreundlich

Die Milchindustrie verspricht Tierwohl, doch der Konsum von Milchprodukten ist niemals tierfreundlich, sondern immer speziesistisch – ganz gleich, ob sie aus Weide-, Bio- oder konventioneller Milch hergestellt werden. Denn unabhängig von der Haltungsform werden Rinder in der Milchindustrie ständig geschwängert, frühzeitig von ihren Kindern getrennt und nach wenigen Jahren im Schlachthaus getötet. Auch für den Menschen ist Kuhmilch nicht gut, da sie auf die Ernährungsbedürfnisse von Kälbern angepasst ist. Darüber hinaus ist der Begriff „Weidemilch“ gesetzlich nicht geschützt. Laut Mindestvorgabe müssen Kühe, die sogenannte Weidemilch produzieren, an mindestens 120 Tagen im Jahr für mindestens sechs Stunden auf der Weide stehen. Damit bleiben 240 Tage, an denen sie dennoch im Stall eingesperrt werden können. Auch in Bio-Betrieben werden Rinder teilweise an Ketten gehalten. Einer Recherche zufolge bezieht auch Andechser Produkte aus Anbindehaltung. [1]

PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“

Auch im Jahr 2024 zeichnet PETA wieder monatlich Personen, Unternehmen oder Produkte, die sich als besonders speziesistisch und tierfeindlich gezeigt haben, mit dem Negativpreis „Speziesismus des Monats“ aus. Nach einem Jahr wird für den skandalösesten Fall unter den bisherigen „Gewinnern“ der Titel „Speziesismus des Jahres“ verliehen, der in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt wird. So hatte Prinz Marcus den Titel vergangenes Jahr erhalten. PETA möchte mit dem Preis die Gesellschaft für das Thema Speziesismus sensibilisieren und zum kritischen Reflektieren, Umdenken und tierfreundlichen Handeln anregen. Denn speziesistisches Denken schafft die Grundlage dafür, dass Tiere für menschliche Zwecke wie selbstverständlich benutzt, gequält und getötet werden.

Speziesismus – die Diskriminierung anderer Arten

Analog zu den Begriffen Rassismus und Sexismus beschreibt Speziesismus eine Form der Diskriminierung – genauer gesagt, die Abwertung empfindungsfähiger Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden und in sogenannte Haus- und Nutztiere unterteilt: So werden beispielsweise Hunde und Katzen liebevoll umsorgt, Schweine, Rinder und Hühner hingegen getötet und gegessen. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur „falschen“ Spezies werden Tiere zu Forschungsobjekten, Nahrungsmitteln, Bekleidungsmaterial oder Spielzeug herabgestuft. Dabei können sie alle Freude und Leid empfinden und haben daher ein Interesse daran und ein Recht darauf, zu leben und nicht verletzt zu werden. PETA vertritt eine anti-speziesistische Sichtweise und betont, dass diese Gemeinsamkeit aller empfindungsfähigen Lebewesen entscheidend ist, wenn es darum geht, wer moralische Rechte hat. Tiere haben dasselbe Recht auf Leben, Freiheit und Unversehrtheit wie Menschen.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Der „Speziesismus des Monats“ Juni: Der „Bio-Qual-Joghurt“ der Andechser Molkerei. / © PETA Deutschland e.V.

Das Motiv steht Ihnen für die redaktionelle Berichterstattung hier zum Download zur Verfügung.

Quellen

[1] Foodwatch: Bekannte Marken beziehen Milch aus Qual-Haltung (2024). Online abrufbar unter: https://www.foodwatch.org/de/investigativ-bekannte-firmen-beziehen-milch-aus-qualhaltung. (03.07.2024).

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