Gorilla-Baby im Zoo Schmiding in Krenglbach geboren: PETA kritisiert Menschenaffenhaltung in Gefangenschaft und fordert Zuchtstopp

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In lebenslange Haft geboren: Wie der Zoo Schmiding gestern bekannt gab, hat Gorilladame Kibibi ein Baby zur Welt gebracht. Aus PETAs Sicht ist die Geburt jedoch kein Grund zur Freude: Denn das Gorillababy ist nun gezwungen, sein gesamtes Leben unter artwidrigen Bedingungen in Gefangenschaft zu verbringen. PETA weist darauf hin, dass die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos mit der lebenslangen Inhaftierung eines Menschen vergleichbar ist. Die Tierrechtsorganisation fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zucht zu beenden und die Haltungen auslaufen zu lassen.

„Der Gorilla-Nachwuchs im Zoo Schmiding leistet keinen Beitrag zum Artenschutz – das Baby wird lediglich als neuer Publikumsmagnet missbraucht, der die Kassen weiter klingeln lassen soll“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für die Tiere in der Unterhaltungsindustrie. „Das Einsperren unserer nächsten Verwandten ist Tierquälerei. Die Zucht muss deshalb schnellstmöglich beendet werden.“

Zoos tragen nicht zum Artenschutz der vom Aussterben bedrohten Gorillas bei

Mit Artenschutz haben die ständigen Zuchtbemühungen der Zoos PETAs Ansicht nach wenig zu tun:

Das „Europäische Erhaltungszuchtprogramm“ (EEP) wurde ins Leben gerufen, um die Zucht von Gorillas für die Zurschaustellung in Gefangenschaft zu koordinieren, nachdem das Washingtoner Artenschutzübereinkommen den Import von Gorillas aus dem Freiland untersagt hatte. Da die Zoohaltung nichts mit der natürlichen Umgebung frei lebender Menschenaffenfamilien zu tun hat, verstoßen Menschenaffenmütter in Gefangenschaft immer wieder ihre Babys. Bei knapp der Hälfte der Gorilla-Frauen im EEP, die Nachwuchs bekamen, musste mindestens ein Kind von Menschenhand aufgezogen werden. [1] Zudem können Zoos im deutschsprachigen Raum keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – in Gefangenschaft haben die Tiere nahezu keine Möglichkeit, Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, zu erlernen.

Der Zoo Schmiding ist Mitglied des europäischen Zoo-Dachverbands EAZA. 2021 wurde bekannt, dass die Mitglieder EAZA in Betracht ziehen, unerwünschten männlichen Gorilla-Nachwuchs aus Platzgründen zu töten. Aufgrund der Sozialstruktur der Tiere ist es oftmals schwierig, diese Nachzuchten in zoologischen Einrichtungen unterzubringen. [3]

Allein in Deutschland mindestens 26 tote Jungtiere in einem Jahrzehnt

Aufgrund der unnatürlichen und meist mangelhaften Haltungsbedingungen in Zoo-Gefangenschaft kommt es bei Menschenaffen immer wieder zu plötzlichen Todesfällen, Verhaltensstörungen und anderen Krankheiten. In deutschen Zoos sind seit Anfang 2010 mindestens 26 junge Menschenaffen gestorben. Der jüngste Todesfall ereignete sich im März im Zoo Berlin. Dort starb ein Gorilla-Neugeborenes vermutlich an einer Hirnblutung.

Tiere aufgrund des immensen Leids mit Psychopharmaka ruhiggestellt

Die Bedürfnisse von Menschenaffen sind so komplex, dass ihnen kein Zoo einen artgerechten Lebensraum bieten kann. Studien zufolge leiden die Tiere in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen. [2] Ihr psychisches Leid äußert sich durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen und die Folgen der Gefangenschaft für die Besucher nicht zu offensichtlich sind.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Kaumanns, W. et al. (2004). Menschenaffen in Menschenhand – Langzeitentwicklung europäischer Menschenaffenpopulationen, Der Zoologische Garten N.F. 74, 4-5, S. 217-228
[2] Birkett, L.P. & Newton-Fisher, N.E. (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6): e20101. doi:10.1371/journal.pone.0020101.
[3] The Guardian (2021): Campaigners criticise European zoo proposals to cull adult male gorillas. Online abrufbar unter: https://www.theguardian.com/world/2021/nov/26/campaigners-criticise-european-zoo-plans-to-cull-adult-male-gorillas.

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