PETA zum Jubiläum des Berliner Zoos: „180 Jahre Profit auf dem Rücken der Tiere“

Affe im Käfig

Tierrechtsorganisation dokumentiert Verhaltensstörungen und fordert Ende der Zoohaltung 

Trauriges Jubiläum: Am 1. August feiert der Zoologische Garten Berlin sein 180-jähriges Bestehen. Im Jahr 1844 eröffnet, werden heute in keinem anderen Zoo des Landes mehr Tiere gefangen gehalten und zur Schau gestellt. Im April konnten PETA und die vielseitig engagierte Influencerin Louisa Dellert die schlechten Haltungsbedingungen und Verhaltensstörungen dokumentieren: Panda Jiao Qing, eine Elefantin und ein Jaguar zeigen stereotype Bewegungen, Pelikane werden flugunfähig gehalten und die beengten Gehege sind mit ihren optischen Verschönerungen vor allem auf das Wohlbefinden des Zoopublikums ausgelegt. Wie viele zoologische Einrichtungen gibt auch der Berliner Zoo vor, einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten. Dabei sind laut Geschäftsbericht von Zoo und Tierpark Berlin nicht einmal 17 Prozent der dort eingesperrten Tiere gefährdet. Den überwiegenden Teil machen nicht bedrohte, jedoch als süß empfundene und daher kassenfüllende Tiere aus. Darüber hinaus können in Gefangenschaft geborene Tiere meist nicht ausgewildert werden, da sie wichtige Verhaltensweisen für das Überleben in der Natur nicht erlernen. PETA sieht im 180-jährigen Jubiläum keinen Grund zu feiern, sondern trauert um das millionenfache Tierleid zugunsten der Unterhaltung und Profitmaximierung des Menschen. Die Tierrechtsorganisation fordert ein Ende der Zoohaltung.

„180 Jahre Profitgier auf dem Rücken der Tiere sowie unzählige Skandale – dubioser Tierhandel, Eisbär-Inzucht oder die zahlreichen verhaltensgestörten Tiere in Gehegen teils unterhalb der eigentlichen Mindestanforderungen sind absolut kein Grund zum Feiern“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Was vor 180 Jahren noch als Novum angesehen wurde, wird heutzutage von vielen Menschen abgelehnt, da sie nicht wollen, dass Tiere als Unterhaltungsobjekte missbraucht werden dürfen. Die Zooverantwortlichen sollten das Jubiläum als Anlass nehmen, die Haltung zu beenden und die Einrichtung in eine Auffangstation umzugestalten.“

PETA dokumentiert zahlreiche Verhaltensstörungen im Berliner Zoo

Nach zahlreichen Whistleblower-Meldungen dokumentierten PETA und die Influencerin Louisa Dellert die Zustände im April selbst. Mindestens bei einem Pelikan war anhand der asymmetrischen Flügel deutlich erkennbar, dass dieser flugunfähig gemacht wurde. In den Gehegen der Elefanten, Pandas, Jaguare und Wüstenfüchse konnten mehrere Verhaltensstörungen wie das „Weben“ des Kopfes, ständiges Auf- und ab-Gehen oder im Kreis-Laufen beobachtet werden.

Auch im Berliner Zoo wurden den Tieren bereits teilweise Psychopharmaka verabreicht, um ihr psychisches Leid zu lindern. [1] Viele Optimierungen, für die der Zoo in den vergangenen Jahren Millionen an Steuergeldern und Subventionen erhielt, kommen nicht den Tieren, sondern dem Auge des Menschen zugute. Wandgemälde, Spielplätze sowie unzählige Pflanzen, die für die Tiere jedoch unerreichbar angebracht sind, sind kaum mehr als Deko. Die Verteilung der Gelder belegt erneut, worauf es zoologischen Einrichtungen ankommt: Ein möglichst besuchergenerierendes Ambiente, das den großen Umsatz verspricht.

Lebewesen gezüchtet, vermarktet und anschließend als „Überschuss“ getötet

Zoologische Einrichtungen zwingen Tiere aus Profitgründen immer wieder zur Fortpflanzung. Um den kassenfüllenden Jungtieren Platz zu schaffen, werden sogenannte Überschusstiere getötet oder an dubiose Tierhändler verkauft, um selbst aus „ausgedienten“ Tieren noch Profit zu schlagen. 2011 deckte PETA nach der Auswertung Hunderter Dokumente auf, dass die beiden Berliner zoologischen Einrichtungen von 2007 bis 2009 insgesamt 1.363 Tiere an den Tierhändler Werner Bode verkauft haben. Darunter auch Jaguare und Salzkatzen, zwei streng geschützte Tierarten auf der Roten Liste für bedrohte Arten.

Zoos bedeuten Tierleid

PETA setzt sich grundsätzlich dafür ein, die Zucht und Haltung von Tieren in Zoo-Gefangenschaft zu beenden, weil die artwidrigen Haltungsbedingungen unweigerlich Tierleid verursachen. Die Tierrechtsorganisation fordert, finanzielle Mittel stattdessen direkt in den Schutz der natürlichen Lebensräume zu investieren.

Seit mittlerweile 180 Jahren hält der Zoo Berlin auch Affen wie diesen Kappengibbon gefangen. / © PETA Deutschland e.V.

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PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Schriftliche Anfrage des Abgeordneten Philipp Magalski (PIRATEN) an das Abgeordnetenhaus Berlin (15.05.2014), Zootiere unter Drogen – auch in Berliner Zoos?, Drucksache 17/13825. Online abrufbar unter: https://pardok.parlament-berlin.de/starweb/adis/citat/VT/17/SchrAnfr/s17-13825.pdf. (24.07.2024).

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