Elefantin im Zoo Leipzig durch Pfleger mit Steinschleuder beschossen? PETA fordert Konsequenzen nach erschreckender Whistleblower-Meldung

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Anfang des Jahres erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung über einen gewalttätigen Elefantenpfleger im Zoo Leipzig. Laut Meldung soll er eine Elefantin mit einer Steinschleuder beschossen haben, als sie einen Wechsel zwischen Außen- und Innenanlage verweigerte. Er sei im Kollegium bereits dafür bekannt, die Tiere mit dem Elefantenhaken blutig zu schlagen. Dabei habe er nicht nur Tiere misshandelt, sondern auch gegen interne Vorschriften verstoßen. Denn das Betreten der belegten Gehege ist seit der Umstellung der Haltungsform im Frühjahr 2023 nicht mehr erlaubt. Aufnahmen einer Überwachungskamera seien verschwunden. Das Veterinäramt bestätigte im Juli auf Rückfrage von PETA, dass die Vorwürfe dort bekannt sind und den Hinweisen nachgegangen wird. Auch der Zoo Leipzig gibt an, dass „Fehlentscheidungen oder Fehlverhalten“ grundsätzlich zoo-intern aufgearbeitet würden, eine Äußerung zu den konkreten Schilderungen erhielt PETA jedoch nicht. Die Tierrechtsorganisation übt vor diesem Hintergrund erneut scharfe Kritik an der Elefantenhaltung im Leipziger Zoo und fordert eine schnelle Aufklärung des Falls sowie – sollten sich die Vorwürfe bestätigen – personelle Konsequenzen.

„Die Anschuldigungen des Whistleblowers wiegen schwer und werfen die Frage auf, welches Ausmaß an Tiermisshandlungen der Zoo Leipzig hier zu vertuschen versucht. Denn Zoo und Stadt hüllen sich in beständiges Schweigen“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Wir fordern, dass die Zoo-Verantwortlichen über die Vorkommnisse aufklären und gegebenenfalls personelle Konsequenzen ziehen. Da sich die Einrichtung durch öffentliche Gelder finanziert, ist sie den Bürgerinnen und Bürgern diese Transparenz schuldig.“

Tierleid im Zoo Leipzig

Jahrzehntelang wurden die Elefanten im Leipziger Zoo im „direkten Kontakt“ mit dem Elefantenhaken unterworfen und kontrolliert. Dies bedeutet für die sensiblen Rüsseltiere enormen psychischen Stress und Schmerzen. Von PETA veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen, wie Elefanten in verschiedenen deutschen Zoos mit dem Elefantenhaken bestraft werden, wenn sie nicht gehorchen. Erst vergleichsweise spät, im Frühjahr 2023, hat der Zoo Leipzig diese längst antiquierte Haltungsform beendet und endlich auf den sogenannten „geschützten Kontakt“ umgestellt. Dabei sind Pflegepersonal und Tier durch eine Absperrung voneinander getrennt, um den Elefanten ein Stück weit Entscheidungsfreiheit zurückzugeben.

Auch bei der Zucht von Elefanten kam es im Leipziger Zoo in den vergangenen Jahren immer wieder zu Misshandlungen und Todesfällen [1]. Beispielsweise wurde Elefantin Hoa 2019 während der Geburt und in den ersten Tagen danach angekettet, damit sie ihr Kind nicht aufgrund von Verhaltensstörungen und Überforderung verletzt [2]. Sieben Jahre zuvor hatte sie ihr Neugeborenes tödlich attackiert. Außerdem bekam sie gegen ihre „Schreckhaftigkeit“ Beruhigungsmittel gespritzt, damit sie ihr Kind überhaupt Milch trinken ließ [3].

Artgerechte Elefantenhaltung in Zoos ist unmöglich

PETA ist grundsätzlich gegen Elefantenhaltung in Zoos, da diese unabhängig von der Haltungsform nicht artgerecht möglich ist. In einem Bericht an die britische Regierung von 2022 sprachen sich 25 Elefantenexpertinnen und -experten wissenschaftlich begründet für ein Ende der Zucht und Haltung in Zoos aus [4]. In der Natur leben Elefanten in stabilen Sozialverbänden, wandern täglich viele Kilometer und erleben eine Vielzahl von Umweltreizen. Der Zooalltag hingegen ist geprägt von Bewegungsmangel, Langeweile und zerstörten Sozialstrukturen. Viele eingesperrte Elefanten leiden unter schweren Verhaltensstörungen wie dem „Weben“, bei dem die Tiere mit Kopf und Körper hin- und herschwanken. Zudem untergräbt die Zucht gefangener Elefanten die Ziele des Artenschutzes. Die Einrichtungen importieren teilweise noch heute Wildfänge und tragen so zu ihrem Verschwinden in der Natur bei. Gleichzeitig können im Zoo geborene Elefanten nicht ausgewildert werden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Tag24 (04.04.2022): Die traurige Geschichte der Leipziger Elefantenzucht: Kann Voi Nam (20) den Fluch brechen? Online abrufbar unter: https://www.tag24.de/leipzig/zoo-leipzig/die-traurige-geschichte-der-leipziger-elefantenzucht-kann-voi-nam-20-den-fluch-brechen-2398596. (18.​09.​2024).​
[2] RedaktionsNetzwerk Deutschland (27.01.2019): So süß: Elefantenbaby im Leipziger Zoo geboren. Online abrufbar unter: https://www.rnd.de/panorama/so-suess-elefantenbaby-im-leipziger-zoo-geboren-OJJT5TSSNGHXMTJ7DHGJLRUZWA.html. (18.​09.​2024).​
[3] Tag24 (10.02.2019): Zwei Babys tot: Darum hat der Leipziger Zoo Elefantendame Hoa wieder decken lassen. Online abrufbar unter: https://www.tag24.de/thema/tiere/leipziger-zoo-elefanten-nachwuchs-baby-hoa-wieder-decken-lassen-schwanger-wieso-964916. (18.​09.​2024).​
[4] Atkinson, R.P.D., Lindsay, W.K. (2022): Expansive, diverse habitats are vital to the welfare of elephants in captivity. A report submitted to the Department for Environment, Food and Rural Affairs, Government of the United Kingdom, July 2022. Online abrufbar unter: https://www.conservativeanimalwelfarefoundation.org/latest-news-updates/cawf-report-reveals-zoos-are-not-able-to-meet-the-complex-needs-of-elephants/. (18.​09.​2024).​

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