Beginn der Hauptjagdsaison: PETA rät Spaziergängern und Anwohnern zu erhöhter Vorsicht – 17 Jagdunfälle in den vergangenen 12 Monaten – ein Toter und viele Verletzte

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Risiko beim Spaziergang: Trotz verpflichtender „Jagdausbildung“ passiert es immer wieder, dass Jäger Passanten durch Fehlschüsse oder Querschläger gefährden. Allein in den vergangenen 12 Monaten ereigneten sich Medienberichten zufolge deutschlandweit 17 Jagdunfälle. Ein Mensch und fünf Pferde wurden dabei getötet, sechs Personen teils schwer verletzt. Weitere Menschen gerieten unter Beschuss und kamen mit dem Schrecken davon. Die Tierrechtsorganisation PETA rät der Bevölkerung deshalb während der von Anfang Oktober bis Ende Januar andauernden Hauptjagdsaison zu erhöhter Vorsicht. Naturfreunde sind angehalten, Jagdgebiete zu meiden sowie auf Warn- und Hinweisschilder zu achten. Insbesondere in der Dämmerung ist es zusätzlich ratsam, eine Warnweste zu tragen. So lässt sich möglicherweise das Risiko verringern, von Jagdausübenden getroffen zu werden.

„Auch in den vergangenen 12 Monaten gab es wieder zahlreiche Vorfälle, bei denen Fehlschüsse oder Querschläger Menschen und Tiere in Gefahr gebracht, verletzt oder sogar getötet haben“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Dass mehrere Jäger auch Pferde erschossen, weil sie dachten, sie seien Wildschweine, ist ein Beweis mehr, dass rücksichtslos und fahrlässig auf alles draufgehalten wird, was sich bewegt. Die Hobbyjagd ist eine Gefahr für jedes fühlende Lebewesen, das sich in der Nähe aufhält – sie muss endlich durch neue Gesetze auf Bundesebene verboten werden.“

Unfälle mit tödlichen Schüssen und Selbstverletzungen nehmen zu

Regelmäßig sorgen schwere Jagdunfälle für Empörung. Beim Versuch, in Heubach (Ostalbkreis) ein Wildschwein zu töten, traf ein 41-Jähriger im August einen Jagdkollegen im Kopfbereich. Mit schweren Verletzungen wurde der 59-Jährige ins Krankenhaus eingeliefert. Im Juni erlitt eine Frau bei einer Jagd in Huglfing einen Oberschenkeldurchschuss, als sich ein Schuss aus der Pistole eines Jägers löste. Im Mai wollte ein Jäger einen Fuchs in Aholming (Kreis Deggendorf) töten und traf die Wand eines Wohnhauses. Die Gewehrkugel landete im Schlafzimmer unter dem Bett der Anwohner. Im Januar wurde eine Joggerin in Sachsen bei einer Treibjagd angeschossen. Mitte November 2023 verletzte in Thüringen ein Jäger seinen Jagdpartner mit einem Schuss ins Gesicht. Anfang November 2023 starb in Nordrhein-Westfalen ein 82-jähriger Landwirt, als er während einer Treibjagd beim Traktorfahren von einem Schuss getroffen wurde.

Renommierte Fachleute bestätigen: Jagd ist grausam und überflüssig

Anerkannte Studien belegen, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So findet dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. [1] Auch englische Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren. [2] Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam. Den rund 400.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[2] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker, P. & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK. Springer-Verlag 2005.

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