Nach Tod von entlaufenem Circus-Arena-Esel: PETA erstattet Strafanzeige und fordert Tierhalteverbot für unzuverlässige Zirkusbetreiber

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Verantwortungslose Tierhaltung: Am 10. September ist ein Esel auf der Moorweidenstraße in Hamburg von einem Auto angefahren worden. Dabei wurde einer seiner Hufe im Fesselbereich vom Körper abgetrennt und einer Augenzeugin entgegengeschleudert. Das stark blutende Tier war so schwer verletzt, dass es eingeschläfert werden musste. Zum fraglichen Zeitpunkt waren auf der viel befahrenen Straße insgesamt vier Esel unterwegs. Die Tiere gehörten zum Circus Arena, der wenige Meter entfernt gastierte. Laut Zirkuschef Gitano Frank, der sich zu dem Vorfall im Hamburger Abendblatt äußerte, sei unklar, wie die Tiere entlaufen konnten. Zwei PETA vorliegenden Augenzeugenberichten zufolge stand jedoch deren Umzäunung offen. PETA hat daher wegen Verdacht auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Hamburg gegen die Zirkusbetreibenden erstattet. Die Tierrechtsorganisation appelliert zudem an die zuständigen Veterinärbehörden, den Betreibern die Genehmigung für die Zurschaustellung von Tieren zu entziehen.

„Immer wieder beweisen Zirkusunternehmen, dass sie ihrer Obhutspflicht gegenüber den Tieren nicht gewachsen sind“, so PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsindustrie, Biologin Dr. Yvonne Würz. „Wieder einmal hat dies nun zu einem Todesfall geführt. Wie viele solcher tragischen Vorfälle muss es noch geben, bis die Politik endlich handelt und Tiere und Menschen vor Tod oder Verletzungen bewahrt?“

Eine der Augenzeuginnen schilderte einen dramatischen Unfallverlauf: Am Ort des Geschehens sei es ihr gelungen, drei der vier Esel von der Straße zu treiben. Das vierte Tier sei in der Zwischenzeit jedoch mit einem Auto kollidiert. Sie habe um Hilfe für den Esel gerufen und den Verkehr angehalten. Mitarbeitende des nur wenige Meter entfernten Zirkusses seien erst hinzugekommen, als die Passanten das schwer verletzte Tier versorgten und die Polizei eingetroffen war. Außerdem gaben die Zirkusmitarbeitenden auf Nachfrage der Polizei an, keinen Veterinär in Anstellung zu haben.

Hintergrundinformationen

Unfälle und Ausbrüche von Tieren aus deutschen Zirkusbetrieben sind vielfach dokumentiert. EU-weit ist Deutschland sogar das Land mit den mit Abstand häufigsten Zwischenfällen mit Tieren aus Zirkussen. [1] Dabei wurden in den vergangenen Jahren mehrere Menschen und Tiere getötet und verletzt. Beispielsweise starb im August 2017 in Brandenburg ein Autofahrer nach einer Kollision mit zwei Wildrindern, die zuvor aus einem Zirkusgehege ausgebrochen waren. Ein bei Circus Barlay entlaufenes Zebra wurde 2019 nach einer Hetzjagd über die Autobahn erschossen, da es der Polizei nicht gelang, es einzufangen.

Auch der Bundesrat verweist in seiner Entschließung für ein Verbot von Wildtieren im Zirkus (2016) auf die Gefahrensituation: „Ferner sind vermehrte Zwischenfälle mit den genannten Tierarten und Ausbrüche von Zirkustieren augenfällig, die auch die Bevölkerung immer wieder gefährden. Einen Grund dafür sieht die Länderkammer darin, dass die „eigentlich notwendige Einrichtung von ausreichend großen, ausbruchsicheren und artgerecht ausgestatteten Gehegen […] mit der Notwendigkeit zur fortwährenden Mobilität“ kollidiert.

Tierleid in Zirkusbetrieben ist systembedingt

PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht dazu da sind, um uns zu unterhalten. In Zirkusbetrieben leiden nicht nur Wildtiere unter den unnatürlichen Bedingungen – auch die Haltung von domestizierten Tieren wie Pferden, Rindern oder Ponys ist bei vielen Zirkusbetrieben mangelhaft. Die Tierrechtsorganisation fordert daher ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus. Denn die Unterbringung in kleinen Gehegen, die ständigen Transporte sowie die von Gewalt und Zwang geprägte Dressur führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Eurogroup for Animals (2021): Wild Animals in EU Circuses. Problems, Risks and Solutions. Updated edition. Online abrufbar unter: https://www.eurogroupforanimals.org/files/eurogroupforanimals/2021-12/E4A-Circus_Report-09-08-2021.pdf

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