Medienberichten zufolge fand ein Passant an einer Bushaltestelle in Kenn einen augenscheinlich ausgesetzten 1,50 Meter langen Königspython. Das ungiftige Tier ragte bereits zur Hälfte aus dem präparierten Eimer heraus, in welchem es zurückgelassen wurde. Der Finder brachte die Schlange daraufhin in einem kleinen Terrarium unter und übergab sie der Polizeiwache in Schweich. Nach Aussagen der Beamten wäre eine gelungene Flucht des Tiers aufgrund der aktuellen Witterungsverhältnisse sein sicheres Todesurteil gewesen. Die Feuerwehr bemüht sich nun darum, ein geeignetes Zuhause für den Python zu finden. Die Polizei sucht nach dem Halter oder der Halterin und bittet um Hinweise. Ausgesetzte oder ausgebüxte „exotische“ Schlangen finden in Deutschland keine Nahrung und sterben häufig qualvoll an Hunger oder Kälte. Die Bundesregierung überarbeitet derzeit das Tierschutzgesetz. Vor diesem Hintergrund fordert PETA Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, die Haltung exotischer Tiere in Privathand zu verbieten.
„In Deutschland floriert der Handel mit wilden, teils gefährlichen Tieren. Oft sind die Käufer nach kurzer Zeit überfordert und setzen die Tiere häufig aus. Immer wieder werden ‚exotische‘ Schlangen bei uns in der Natur gefunden, wo sie nicht hingehören und bei diesen Temperaturen um ihr Leben kämpfen müssen“, so Jana Hoger, Fachreferentin für tierische Mitbewohner bei PETA. „Obwohl die anspruchsvollen Tiere in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können, sind etliche von ihnen im Internet frei verkäuflich. Zum Schutz von Mensch und Tier setzen wir uns für ein generelles Haltungs- und Verkaufsverbot von exotischen Tieren ein.“
PETA fordert generelles Haltungsverbot von Exoten in Privathaushalten
Die Tierrechtsorganisation kritisiert, dass der Kauf von gefährlichen und anspruchsvollen Tieren unabhängig von dringend erforderlichem Fachwissen noch immer erlaubt ist. In der Folge brechen jedes Jahr Hunderte exotische Tiere aus ihren Terrarien aus oder werden von überforderten Personen einfach ausgesetzt. Tierheime und Tierauffangstationen sind häufig überfüllt mit exotischen Tieren, die einen besonders großen Anspruch an ihren Lebensraum haben. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten. [1]
Das Ergebnis einer Studie, welche vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) 2020 vorgestellt wurde, bestätigt zudem, dass der Handel mit exotischen Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt und dass besonders aus Gründen des Arten- und Naturschutzes dringend entsprechend gehandelt werden muss.
Auch wenn es sich um ungiftige Tiere handelt, können Exoten gefährlich für den Menschen sein: Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gesundheitsgefährdende Salmonellenarten; geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod des Menschen führen – vor allem Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen sind gefährdet. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren her. [2]
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.