Dank der Whistleblower-Meldung einer Zeugin ist PETA im Oktober auf eine tierschutzwidrige Schafhaltung in Oerlinghausen (Kreis Lippe) aufmerksam geworden. Demnach wurden fünf Schafe auf einem verdreckten Gelände mit kaputten Zäunen gehalten, in deren Drähten sich die Tiere immer wieder verfingen. Die beigefügten Bilder zeigen zudem, dass einige der Schafe lange nicht geschoren wurden und unter den Verfilzungen litten. Die Tierrechtsorganisation informierte daraufhin das Veterinäramt Kreis Lippe. Dieses bestätigte nun die tierschutzwidrigen Zustände und löste die Schafhaltung aus Tierschutzgründen auf. Die geretteten Schafe befinden sich aktuell in der Obhut des Veterinäramtes.
„Immer wieder erhalten wir Meldungen von stark vernachlässigten oder bereits toten Tieren. Wen die Tierhaltung überfordert, der sollte sich dies eingestehen und fühlende Lebewesen abgeben, anstatt sie wie im Fall von Oerlinghausen einfach sich selbst zu überlassen“, so Julia Zhorzel, Fachreferentin für Tiere in der Bekleidungsindustrie bei PETA. „Wir danken der Melderin sowie dem Veterinäramt, das entsprechend eingegriffen und die fünf Schafe in Obhut genommen hat.“
Tierleid in der Weidehaltung
In der sogenannten Hütehaltung befinden sich Schafe fast ganzjährig auf der Weide, was viele Gefahren birgt. Oft beaufsichtigen die verantwortlichen Personen die Weiden nicht ausreichend oder versorgen die Tiere nur mangelhaft. Einige von ihnen binden Schafe sogar dauerhaft an Ketten und Seilen an und zwingen sie so, an Ort und Stelle zu verharren. Missstände, wie sie in diesem Fall aufgedeckt wurden, sind in der Schafhaltung Alltag. Zudem erleiden fast alle Schafe in Deutschland grausame „Standardeingriffe“: In der Regel werden ihnen die Ohren für Erkennungsmarken durchstoßen. Meist werden sie ohne Betäubung und schmerzlindernde Nachbehandlung kastriert, beispielsweise indem die Halter den wenige Tage alten Lämmern mit einer Kastrationszange die Samenstränge abquetschen. Den meisten Schafen wurde ein viel zu langer Schwanz angezüchtet, der den Tierkindern unter qualvollen Schmerzen ebenfalls abgetrennt wird.
Schafe werden in Deutschland vorwiegend für die sogenannte Landschaftspflege sowie für die Fleisch- und Milchindustrie gezüchtet. Obwohl ihre Wolle hierzulande für die Haltung kaum noch relevant ist, werden bis auf wenige „Haarschafe“ ausschließlich Tiere ohne natürlichen Fellwechsel gezüchtet. Bei dieser Form der Qualzucht ist es für das Wohlergehen der Schafe zwingend notwendig, sie regelmäßig zu scheren, da ihr dichtes Vlies sonst immer weiterwächst und verfilzt. Unter der dichten Wolle wird es feucht, ihre Haut beginnt zu jucken und sie werden anfälliger für parasitäre Erkrankungen wie Milbenbefall, Schaffliegen oder Haarlinge. Ohne die Schur können sie an einem Hitzschlag sterben, ohne ihr Fell frieren sie bei niedrigen Temperaturen. Gleichzeitig ist die Prozedur qualvoll, denn die sensiblen Fluchttiere werden in Panik versetzt und erleiden oft blutige Schnittwunden.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
Ohne Schur leiden die qualgezüchteten Schafe schnell unter ihrer eigenen Wolle. / © PETA Deutschland
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