Täuschung beim Kauf von Winterkleidung? Ob als Kapuzenfutter, Mützen-Bommel oder als Besatz an Schuhen und Kragen – beim Einkaufsbummel sieht man im Herbst und Winter immer wieder Produkte im Pelz-Look. Das Problem: Auf den ersten Blick lässt sich kaum erkennen, ob es sich um Tierfell oder Kunstpelz handelt, denn dieser kann heutzutage täuschend echt hergestellt werden. Auch das Etikett bringt häufig keine Sicherheit: Immer wieder gelangen falsch beschriftete oder gar nicht deklarierte Pelze in den Handel. Darunter teils auch Produkte aus Katzen- und Hundefell, die trotz EU-Importverbots mit irreführender Etikettierung in den Umlauf gebracht werden. Julia Zhorzel, Fachreferentin für Tiere in der Bekleidungsindustrie bei PETA, hat Tipps zusammengestellt, anhand derer Menschen beim Einkauf erkennen können, ob sie künstliches Fell oder echte Tierhaare in den Händen halten.
„Qualitativ hochwertiger Kunstpelz kann preislich über günstigem Pelz, etwa aus Polen oder China, liegen – der Preis allein ist daher kein sicherer Hinweis auf die Herkunft des Pelzes“, so Julia Zhorzel. „Aufgrund mangelnder oder unklarer Kennzeichnung ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher oft schwierig zu erkennen, ob an einer Jacke Tierfell verwendet wurde. Einige einfache Tests können Hinweise geben, jedoch empfiehlt PETA im Zweifel, verdächtige Pelzprodukte nicht zu kaufen. Denn eine absolut verlässliche Unterscheidung ist nur durch kostspielige Laboranalysen möglich.“
Große Modeketten wie H&M, ESPRIT, s.Oliver oder Hallhuber setzen aus Tierschutzgründen schon seit vielen Jahren auf Kunstpelz – aktuell verkünden auch immer mehr Designerinnen und Designer und Luxusmarken wie Chanel, Burberry oder Jean Paul Gaultier, für künftige Kollektionen keinen Pelz mehr zu nutzen. Dennoch verstecken sich noch immer viele falsch oder unzureichend gekennzeichnete Pelzprodukte auf dem Markt. Hinzu kommt, dass die europäische Textilkennzeichnungsverordnung dem Handel für Pelz nur die kryptische Beschriftung „Enthält nichttextile Teile tierischen Ursprungs“ vorschreibt. An einigen Produkten – beispielsweise Accessoires wie Schlüsselanhänger oder Tierspielzeug – muss wegen gesetzlicher Lücken Pelz überhaupt nicht gekennzeichnet werden.
Mithilfe dieser einfachen Tests lässt sich Kunstpelz von Echthaar unterscheiden:
- Leder-Check: Pelz wird den Tieren mitsamt der Haut abgezogen und verarbeitet. Kommt beim Auseinanderziehen der Haare am Ansatz Leder zum Vorschein, handelt es sich um echtes Tierfell. Bei Kunstpelz hingegen ist meist eine gewebte Textilschicht zu sehen.
- Struktur-Probe: Wird leicht über den Pelz gepustet, legt sich bei echtem Fell das dicke Deckhaar zur Seite. Meist lässt sich dann leicht gekräuselte und feine Unterwolle erkennen. Kunsthaar ist starrer und weniger leicht beweglich.
- Feuer-Test: Aus bereits erworbener Ware können einzelne Haare herausgerissen und angezündet werden. Pelzhaare verbrennen genauso wie menschliches Haar mit Horngeruch, während Kunsthaar wie Plastik zu Klümpchen schmilzt und auch so riecht.
Was tun im Online-Handel?
Der Kauf im Online-Handel hat den großen Nachteil, dass die Produkte vor dem Versand nicht unter die Lupe genommen werden können. Da viele Online-Portale mangelhaft gekennzeichnete Billigwaren aus China, dem größten Exportland für Pelzprodukte, importieren, ist eine fehlerhafte Kennzeichnung von Pelzen weit verbreitet. PETA empfiehlt, vorzubeugen und Online-Produkte im Fell-Look ausschließlich von Unternehmen zu kaufen, die bekannt sind und einen Namen zu verlieren haben. Wenn sich ein Produkt mit vermeintlichem Kunstfell dennoch als Pelz entpuppt, sollten Verbraucherinnen und Verbraucher das Tierhaar sorgfältig dokumentieren, reklamieren und die Bezugsquelle melden. Auch der Online-Handel ist zur Angabe der im Produkt enthaltenen Materialien verpflichtet.
Weltweit werden jedes Jahr schätzungsweise 100 Millionen Wildtiere wie Nerze, Füchse oder Marderhunde sowie rund 2 Millionen Hunde und Katzen auf Pelzfarmen eingesperrt. Für die Produktion von Pelz werden die Tiere vergast, mit Eisenstangen erschlagen, per Genickbruch oder mit analem Stromschlag getötet. Viele weitere Millionen Tiere werden bei der Pelzjagd erschossen oder in Fallen gefangen, wo sie meist mehrere Tage unter qualvollen Schmerzen, Hitze wie Kälte und Angriffen anderer Wildtiere ausgeliefert sind. Menschen, die Tierleid verhindern möchten, greifen auch in Modefragen zu veganen Materialien. Genau wie ein Großteil ihrer europäischen Mitbürger und Mitbürgerinnen spricht sich eine Mehrzahl der Deutschen klar gegen das Tierqualprodukt Pelz aus.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.