Ungeklärte Affen-Todesfälle im Ernst Strüngmann Institut: Tierschutzorganisationen fordern Antworten und Konsequenzen

Aktive demonstrieren vor Frankfurter Institut

Das Ernst Strüngmann Institut (ESI) ist für seine grausamen Hirnexperimente an Affen bekannt. Diese sind zwar seit Anfang 2024 vorübergehend ausgesetzt, doch noch immer fristen 38 Primaten ihr Dasein im Institut. Eine kleine Anfrage von Hans-Jürgen Müller (Bündnis 90/Die Grünen) im Hessischen Umweltministerium hatte ergeben, dass im Zeitraum von 2018 bis 2024 im ESI 21 Affen verstorben sind und zum Teil bewusst getötet wurden. Die vom ESI hierfür angegebenen Gründe waren teils schwammig und ließen keine eindeutigen Schlüsse auf die Ursachen zu. Um diese und weitere Fragen zu klären, haben SOKO Tierschutz, Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) und PETA dem Institut nun einen Fragenkatalog vorgelegt. Eine erste Sammlung an Fragen zu den Versuchen, Haltungsbedingungen der Tiere und Finanzierungen liegt dem ESI bereits seit Sommer 2024 vor. Bislang wurde keiner der 36 Punkte beantwortet. Dabei wirbt das Institut seit Juli 2024 mit dem Slogan „Transparenz und Respekt“. Damals rückte eine Demonstration von SOKO Tierschutz, Ärzte gegen Tierversuche, ARIWA, Activists for the Victims, regionalen Gruppen und PETA das Leid der Tiere im ESI bundesweit in den öffentlichen Fokus. Das hessische Umweltministerium lieferte zwischenzeitlich zu einigen Aspekten Antworten, die jedoch weitere Fragen aufwarfen. Die Tierschutzorganisationen fordern das Institut auf, Antworten zu liefern, Affen, die nicht weiter in Experimenten missbraucht werden, an Auffangstationen abzugeben und Tierversuche zu beenden.

„Der Rhesusaffe Gandalf ist seit 20 Jahren Gefangener in Versuchslaboren“, so Sabrina Engel, Biotechnologin und Fachreferentin bei PETA. „Doch obwohl Gandalf laut ESI nicht mehr für Versuche hergenommen wird, fristet er sein Dasein weiter in tristen, viel zu kleinen Käfigen, die sein gesamtes Leben zu einem Alptraum voll Schmerz und Leid gemacht haben.“

„Acht weitere Affen sind nach offizieller Auskunft ebenfalls nicht mehr für Experimente vorgesehen“, so Primatologin Dr. Melanie Seiler von Ärzte gegen Tierversuche. „Diese müssen die Chance auf einen Lebensabend in spezialisierten Auffangstationen bekommen, allein schon aus rechtlichen Gründen. Zudem fordern wir, dass das ESI endlich und ausschließlich auf moderne und tierversuchsfreie Forschungsmethoden setzt und die Tierhaltung endgültig aufgibt.“

„Wir werden eng verfolgen, ob die Affen, die hoffentlich freigegeben werden, auch wirklich fachgerecht untergebracht werden oder – wie so viele andere Primaten vor ihnen – aus gesundheitlichen Gründen vorher getötet werden. Und auch die anderen Affen, Mäuse und Ratten müssen aus den Folterkammern des ESI befreit werden“, schließt Bündnissprecher Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz.

Invasive Hirnexperimente: Affen nach Tumoren und Darmerkrankungen getötet oder gestorben

Das ESI führt schwere Hirnexperimente an Affen, Ratten und Mäusen durch. Experimentatoren implantieren den Tieren Gerätschaften in die Schädel und zwingen sie mit Wasser- und Nahrungsentzug, an Versuchen teilzunehmen. Hierbei handelt es sich um sogenannte Grundlagenforschung, die keinen Anwendungsbezug für menschliche Patienten vorweisen muss. Die grausamen Versuche sind seit Anfang 2024 vorübergehend ausgesetzt. Das Institut plant aber, diese wieder aufzunehmen. Die Tiere, die weiterhin im ESI gehalten werden, werden seit mindestens Anfang 2024 nicht adäquat tierärztlich versorgt, weil es an Personal mit dem nötigen Fachwissen zu Primaten fehlt. Teils sind die Affen seit über 20 Jahren in Versuchslaboren gefangen. Weiterhin steht die Frage im Raum, ob das ESI aufgrund der Häufung von Todesfällen entsprechende Maßnahmen eingeleitet hat, um die Ursachen dieser zu klären und entsprechend Bedingungen anzupassen.

Sowohl PETA als auch SOKO Tierschutz und Ärzte gegen Tierversuche erstatteten bereits aufgrund verschiedener tierschutzrechtlicher Verstöße am ESI Strafanzeige, teils auch gegen die zuständige Genehmigungsbehörde. Im Fall der Strafanzeigen von SOKO Tierschutz und ÄgT laufen die Ermittlungen weiterhin.

„Ruhestand“ für Gandalf, Rhea, Lenny und Homer

Einige Tiere sind nicht weiter für Versuche vorgesehen. Ihren „Ruhestand“ sollten die neun Affen bislang dennoch weiterhin im Institut und möglicherweise in „Einzelhaft“ verbringen. Rechtlich gesehen handelt es sich in diesen Fällen allerdings um Privathaltung, die sich an dem Säugetiergutachten des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bezüglich Haltung und Gehege-Größen orientieren muss. So sieht das BMEL für Rhesusaffen mindestens 25 Quadratmeter innen – mit einem natürlichen Lichteinfall – und ein zusätzliches Außengehege von mindestens 33 Quadratmetern bei jeweils 3 Metern Raumhöhe vor. Derartige Haltungsbedingungen sind am ESI ausgeschlossen. Die Affen müssen daher umgehend an geeignete Auffangstationen abgegeben werden, fordert das Bündnis der Tierschutzorganisationen.

Aktive demonstrieren vor Frankfurter Institut

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