Der Karlsruher Zoo gab Anfang November die Geburt zweier Eisbärbabys bekannt, für die jedoch geringe Überlebenschancen bestünden. Eines der beiden Jungtiere starb bereits wenige Tage nach der Geburt. Für das überlebende Baby rief der Zoo Anfang der Woche öffentlich dazu auf, Namensvorschläge einzureichen. PETA schlägt den Namen Misery vor, denn er bringt die Trostlosigkeit zum Ausdruck, die das Eisbärkind in lebenslänglicher Gefangenschaft erfahren wird. Außerdem fordert die Tierrechtsorganisation den Zoo Karlsruhe erneut auf, die Eisbärzucht einzustellen. Überdies appelliert die Organisation an alle Tierfreundinnen und Tierfreunde, sich an der Online-Petition „Eisbären-Qual in Zoos beenden“ zu beteiligen, damit die Haltung landesweit ausläuft.
„Der Name Misery steht sinnbildlich für das leidvolle Leben, welches das Eisbärkind erwartet. Denn als Tier, das für die endlosen Weiten der Arktis geboren wurde, ist Misery nun zu einem elenden und eintönigen Dasein in Zoo-Gefangenschaft verurteilt“, so Dr. Yvonne Würz, Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Wir hoffen, dass der Zoo keine weiteren Tiere züchten wird – mit Artenschutz hat die Haltung ohnehin nichts zu tun, da in Gefangenschaft geborene Eisbären nicht ausgewildert werden können. Vielmehr dienen Jungtiere im Zoo als Kassenschlager.“
Leidvolles Umherreichen von Eisbären zu Zuchtzwecken
Bei den Eltern handelt es sich um die achtjährige Eisbärin Nuka und den 24-jährigen Eisbärmann Kap. Kap lebte zuvor im Hamburger Tierpark Hagenbeck und ist auch der Vater des 2022 dort geborenen Eisbärbabys Anouk. Um in Hamburg „Platz“ für Mutter Victoria und ihr Kind zu schaffen, wurde Kap anschließend in den Karlsruher Zoo gebracht und sollte dort erneut Nachwuchs „produzieren“. [1] Im Rahmen der Zuchtpläne fand zuvor ein regelrechtes Umhergetausche von Eisbären statt: Eisbär Lloyd wurde von Karlsruhe nach Budapest transportiert [1], nachdem der deutlich verhaltensgestörte, in Rostock geborene Fiete innerhalb Ungarns verlegt wurde. PETA kritisiert zoologische Einrichtungen scharf, da sie Eisbären aus profitorientierten Motiven züchten und auf einen neuen „Knut-Effekt“ hoffen. Auch die häufigen Transfers zu Zuchtzwecken zwischen den Zoos sind ein Stressfaktor für die Tiere. [4] Die Verantwortlichen nehmen in Kauf, dass die Tiere körperlich und seelisch immens leiden, Verhaltensstörungen entwickeln oder wie das Karlsruher Eisbärbaby sterben.
Fachleute bestätigen: Eisbärenhaltung in Gefangenschaft nicht artgerecht möglich
Namhafte Fachleute sind überzeugt, dass Eisbären in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können. Die Diskrepanz zwischen den Bedingungen in ihrem natürlichen Lebensraum und denen im Zoo ist zu groß. [2; 3] In freier Natur wandern Eisbären jedes Jahr Hunderte bis Tausende Kilometer. Können sie sich nicht artgemäß bewegen, entwickeln sie auffällige Stereotypien. Diese werden in sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufen sichtbar. Schon mehrfach veröffentlichte PETA Videomaterial, das schwere Zwangsstörungen bei den Tieren belegt. Trotzdem werden die Tiere weiterhin in diese leidverursachende Umgebung hineingezüchtet. Einen Beitrag zum Artenschutz leisten Zoos damit nicht, weil in Gefangenschaft geborene Eisbären nicht ausgewildert werden können. Nachzuchten in Gefangenschaft gehen außerdem mit einer hohen Jungtiersterblichkeit einher. [4]
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.