Engagement für den Tierschutz bewertet – PETA kürt die besten und schlechtesten Veterinärämter Deutschlands 2024

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Top oder Flop? Veterinärämter sind für die Überwachung und den Vollzug des Tierschutzgesetzes in Deutschland zuständig. PETA meldet den Behörden jeden Monat zahlreiche Fälle von Tierquälerei und kontrolliert, ob und wie diese daraufhin im Sinne des Tierschutzgesetzes tätig werden. Während die Tierrechtsorganisation in vielen Fällen in Zusammenarbeit mit Amtstierärzten sehr gute Erfolge für die Tiere erzielen kann, gibt es noch immer viel zu viele Behörden, die das Tierschutzgesetz und die entsprechenden Verordnungen und Richtlinien nicht oder nur unzureichend umsetzen. Ein Grundproblem: Es fehlt eine neutrale Aufsichtsbehörde, die schlecht arbeitende Amtstierärzte kontrolliert und maßregelt.

Das folgende Ranking umfasst Veterinärämter, die im Jahr 2024 aus PETAs Sicht besonders positiv oder besonders negativ aufgefallen sind. Dabei wird jeweils die ganze Behörde genannt, auch wenn oftmals einzelne Amtstierärzte positiv oder negativ hervorstachen.

„Jedes Jahr erreichen PETA etwa 4.000 Whistleblower-Meldungen über mutmaßliche Tierschutzmissstände und Tiermissbrauch. Um diese verfolgen und anzeigen zu können, stehen wir täglich in Kontakt mit vielen Veterinärbehörden“, so Lisa Redegeld, Fachreferentin bei PETA. „Seit 2012 nehmen wir in unserem jährlichen Ranking Ämter auf, die besonders gut oder nachlässig gearbeitet haben, nachdem PETA sie über einen Missstand informiert hatte. Bei den über 400 deutschen Veterinärbehörden erleben wir noch immer große Leistungsunterschiede. Zwar gelten für alle dieselben Gesetze und Verordnungen, bei der Bewertung von Tierschutzfällen gibt es jedoch einen großen Ermessensspielraum. Bei den Behörden kommt es daher auf das persönliche Engagement der Amtsveterinäre an.“

Im Folgenden sind die jeweils fünf besten und die fünf tierfeindlichsten Veterinärbehörden 2024 aufgeführt.

TOP 5

Veterinäramt der Stadt Erfurt

Im Mai letzten Jahres machte ein Whistleblower PETA auf mehrere tote Fische im Espachteich in Erfurt aufmerksam. Offenbar beeinflusste ein Bauprojekt den Wasserstand des Teiches. Ein Video zeigte, dass bereits mehrere Tiere tot an der Teichoberfläche trieben. Die übrigen noch lebenden Fische drohten zu sterben. Umgehend wandte sich die Tierschutzorganisation an das zuständige Veterinäramt der Stadt Erfurt und bat um unverzügliche Hilfe. Bereits am nächsten Tag erhielt PETA Nachricht von der Behörde: Der Feuerwehr sei es gelungen, noch am selben Tag die Zuflüsse freizuräumen und den Teich über Nacht bis zum Rand mit Wasser aufzufüllen.

Veterinäramt der Stadt Ulm

Nachdem die vielfach kritisierte Wildtierbörse „Fisch & Reptil“ vom ursprünglichen Veranstaltungsort Sindelfingen zur Messe Ulm umgezogen war, konnten kaum noch exotische Tiere angeboten werden. Denn das zuständige Veterinäramt in Ulm hatte die Kontrollen verschärft und höhere Auflagen im Rahmen bestehender Richtlinien durchgesetzt. Unter anderem deshalb entschlossen sich die Veranstaltenden 2024 dazu, die Messe dauerhaft einzustellen. In der Vergangenheit hatte PETA dort mehrfach massive Tierschutzverstöße aufgedeckt und bei den zuständigen Behörden angezeigt.

Veterinäramt Saarland

Mitte August vergangenen Jahres erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung über eine Hundemisshandlung in Neunkirchen. In den beigefügten Videoaufnahmen ist zu sehen, wie ein Mann das augenscheinlich gestresste und verängstigte Tier wiederholt mit einem Besen schlägt. Laut Meldung war der Hund außerdem regelmäßig mit einer improvisierten Laufvorrichtung verbunden, die nach Tierschutz-Hundeverordnung bereits seit dem 1. Januar 2023 verboten ist. PETA erstattete daraufhin Anzeige bei der Tierschutzbehörde des Landesamts für Verbraucherschutz Saarland und forderte, dass der Vierbeiner schnellstmöglich aus der Haltung geholt und gegen den Täter ein Tierhalteverbot verhängt wird. Nur wenige Tage nach der Meldung wurde Hund Momo von den saarländischen Amtsveterinärinnen und -veterinären gerettet.

Veterinäramt der Stadt Heilbronn

Im März vergangenen Jahres konnten PETA-Ermittlerinnen einen illegalen Welpenhandel in Heilbronn aufdecken. Über das Internetportal Quoka.de entdeckten sie eine Anzeige, in der Pudelwelpen für 1.050 Euro angeboten wurden. Im Chatverlauf mit dem Verkäufer stellte sich schnell heraus, dass der Welpe aus der Slowakei stammte und zu früh nach Deutschland importiert wurde. Die PETA-Ermittlerinnen trafen sich als Kaufinteressentinnen getarnt mit dem Händler. Nachdem vor Ort alle Beweise gesichert waren, informierten sie umgehend das Veterinäramt der Stadt Heilbronn und die örtliche Polizei. Diese reagierten sofort und beschlagnahmten das Tier bei der Übergabe. Der kleine Pudelwelpe wurde in einem lokalen Tierheim in Tollwutquarantäne untergebracht.

Veterinäramt Kreis Lippe

Im Oktober vergangenen Jahres erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung über vernachlässigte Schafe in Oerlinghausen. Die fünf Tiere würden auf einem verdreckten Gelände mit kaputten Zäunen gehalten, in deren Drähten sie sich immer wieder verfingen. Die beigefügten Bilder zeigten zudem, dass einige der Schafe lange nicht geschoren wurden und unter den Verfilzungen litten. PETA erstattete daraufhin Anzeige beim Veterinäramt Kreis Lippe, welches die Schafhaltung umgehend aus Tierschutzgründen auflöste und die Tiere in Obhut nahm.

FLOP 5


Veterinäramt der Stadt Magdeburg

Anfang Januar 2025 erhielt PETA Informationen zu dem katastrophalen Zustand von Hunderten Schafen und 14 Hunden auf einem Grundstück im Osten von Magdeburg. Polizeibeamte und Helfer fanden zufällig zahlreiche tote Schafe in Schnee und Kälte vor dem Stall. Auf PETA vorliegenden Bildern sind die übereinandergestapelten Körper toter Tiere zu sehen, die mit blutigen Wunden übersät und mit Schnee bedeckt vor dem Stall lagen. Einige weitere Schafe, die noch lebend gefunden wurden, konnten nur noch getötet werden, um sie von ihrem Leid zu erlösen. Zudem wurden 14 Hunde beschlagnahmt und im Tierheim versorgt. Vertrauliche Hinweise belegen, dass das Veterinäramt Magdeburg bereits trotz mehrerer Meldungen zu den Missständen seit Sommer vergangenen Jahres nicht ausreichend eingegriffen hatte. PETA erstattete Strafanzeige gegen die Halterin und das Veterinäramt und fordert ein lebenslanges und umfassendes Tierhalte- und Betreuungsverbot.

Kreisveterinäramt Ortenau

Im Sommer letzten Jahres wurde PETA auf einen Kapuzineraffen in Oberkirch aufmerksam. Der Affe Jessy sollte für 8.300 Euro verkauft werden. Als Kaufinteressentin getarnt, stand eine PETA-Ermittlerin mit dem Verkäufer in Kontakt. Dabei zeigten sich die artwidrigen Bedingungen, unter denen Jessy lebte: Das Affenmädchen wurde allein gehalten, musste Kleidung und Windeln tragen und wurde fehlernährt. Bei Autofahrten wurde Jessy ungesichert und fahrlässig unter anderem auf dem Schoß des Fahrers transportiert. PETA verständigte die zuständige Veterinärbehörde sowie die Polizei des Ortenaukreises. Die Behörden durchsuchten die Wohnung des Halters. Statt den Primaten aufgrund der Missstände umgehend zu beschlagnahmen, stellten sie lediglich die Papiere sicher. Auch der Weiterverkauf des Tieres wurde offenbar nicht unterbunden. Die Tierschutzorganisation befürchtet, dass sich Jessy nun in tierschutzwidriger Haltung in Österreich befindet.

Kreisveterinäramt Heinsberg

Im April 2024 erreichte PETA eine Whistleblower-Meldung zu einer Hundezucht in Wegberg, der zufolge zahlreiche Welpen und Junghunde tierschutzwidrig gehalten wurden. Zusammen mit einem Fernsehteam von „Hundkatzemaus“ brachte PETA die katastrophalen Zustände der Haltung ans Licht. 38 ausgewachsene Hunde und etliche Welpen wurden in einem zugemüllten Zimmer in abgetrennten Buchten, weiteren Räumen sowie in einer Scheune im Garten gehalten. Die meisten der Hunde zeigten extremes Angstverhalten, urinierten auf den Boden und zitterten. Aufgrund der tierschutzwidrigen Bedingungen erstattete PETA bei der Staatsanwaltschaft Mönchengladbach Strafanzeige gegen die Züchterin und forderte beim zuständigen Kreisveterinäramt Heinsberg ein Tierhaltungs- und Betreuungsverbot für die Verantwortliche. Dieses verordnete der Züchterin zwar Maßnahmen wie die Reduzierung des Tierbestandes, allerdings darf sie weiterhin Tiere halten und verkaufen.

Kreisveterinäramt Mettmann

Durch eine Whistleblower-Meldung erfuhr PETA im Mai 2024 von einer tierquälerischen Zucht sogenannter Ziervögel in Ratingen. Eine PETA-Ermittlerin und eine Tierschutzdetektivin der Fernsehsendung „Hundkatzemaus“ prüften als Kaufinteressentinnen getarnt die Hinweise. Der Züchter hielt etwa 200 Vögel in einer stickigen Garage ohne Tageslicht. Die Tiere wurden teilweise in viel zu enge, verschmutzte Käfige ohne Wasser, Sitz- und Klettermöglichkeiten gesperrt, weitere flogen ungeschützt durch den Raum. Viele von ihnen litten augenscheinlich unter Verhaltensstörungen, kahlem Gefieder und Qualzucht. Zur Überprüfung des Gesundheitszustandes nahmen die beiden Ermittlerinnen zwei Nymphensittiche mit. Die Tierklinik Düsseldorf stellte bei der Untersuchung unzählige Infektionskrankheiten und andere schwere Erkrankungen fest. Die Ermittlerinnen erstatteten unmittelbar Anzeige beim Kreisveterinäramt Mettmann, dem die Zuchtstätte nach PETA-Informationen bereits bekannt war. Bei der anschließenden Kontrolle stellte auch die Behörde Infektionen fest und untersagte dem Züchter vorerst den Weiterverkauf, bis alle Vögel tiermedizinisch versorgt wurden. Trotz vorliegender Beweise und Zeugenaussagen beließ das Veterinäramt die Tiere jedoch in der Zuchtstätte und wurde daher für das Jahr 2024 in die FLOP 5 der schlimmsten Veterinärbehörden Deutschlands aufgenommen.

Kreisveterinäramt Oberallgäu

Anfang August 2024 erfuhr PETA von einer Tierhaltung im Landkreis Oberallgäu, in der gleich sieben tote Rinder entdeckt wurden, die aufgrund von Vernachlässigung gestorben seien. Zudem wurden mehrere unzureichend versorgte und teilweise erkrankte Tiere aufgefunden. In der Vergangenheit sei der Betrieb bereits mit einer Hobby-Haltung von Hunden und anderen Tieren negativ aufgefallen. PETA hat gegen den verantwortlichen Halter wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz bei der Staatsanwaltschaft Kempten Strafanzeige erstattet. Dem Kreisveterinäramt Oberallgäu war die tierschutzwidrige Haltung von Hunden und anderen Tieren auf dem Hof seit längerem bekannt – dennoch sind sieben Rinder gestorben.

Zeugen von Tierquälerei sollten sich an die zuständige Veterinärbehörde ihrer Stadt oder ihres Landkreises wenden. Es ist ratsam, Beobachtungen detailliert und sachlich zusammenzufassen. Besonders hilfreich ist Bild- und Videomaterial. Empfehlung von PETA: Nach der Meldung beim Veterinäramt unbedingt so lange nachhaken, bis der Missstand beseitigt ist. Das kann ermüdend sein, ist aber oft die einzige Chance für das jeweilige Tier. Eine Übersicht mit ausführlichen Tipps, wie Zeugen gegen Tierquälerei vorgehen können, gibt es unter Tierquälerei.de.

Sehr geehrte Redaktionen,

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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