Affenbabys gequält und nach Deutschland verkauft: PETA spürt polnische Primatenhändlerin auf und erstattet Anzeige – Tierrechtsorganisation fordert bundesweites Privathaltungsverbot von Affen und anderen Wildtieren

Zwei Affenbabys werden in einer Hand gehalten

Wildtiere raus aus Privathaltung: PETA hat in einer internationalen Recherche eine Primatenhändlerin aufgespürt, die unzählige Affenbabys – auch in verbotener Einzelhaltung – nach Deutschland und Polen verkauft. Die Händlerin bietet die Tiere auf einem Internetportal zwischen 1.500 und 8.000 Euro an. Nach eigenen Aussagen mit gefälschten Papieren: Nur so könnten die zu jungen Affenbabys nach Deutschland transportiert werden, ohne dass Probleme mit den deutschen Behörden bei der Grenzkontrolle und Anmeldung entstehen. Die Tierrechtsorganisation geht davon aus, dass die Händlerin mit einem aufgedeckten Fall im Kreis Offenburg in Verbindung steht, bei welchem ein Kapuzineraffe in Kleidung verkauft werden sollte.
Für den Verkauf werden die Babys der Affenmutter laut Händlerin nach zehn Tagen entrissen und mit der Hand aufgezogen, um sie an den Menschen zu gewöhnen. Nach zwei Lebensmonaten werden die Affenbabys an Käufer abgegeben. PETA hat die zuständigen polnischen Behörden eingeschaltet und warnt vor dem Kauf von Affen und anderen Wildtieren. Die Tierrechtsorganisation fordert zudem ein bundesweites Privathaltungsverbot von „exotischen“ Tieren.

„Das Geschäft mit Primaten hat weltweit ein schockierendes Ausmaß angenommen. Auch weil Handel und Haltung von Affen in Deutschland nicht verboten sind, solange gewisse Vorgaben eingehalten werden. Aus diesem Grund finden wir in Privathand massenhaft Affenkinder, die aus grauenvollen Zuchten kommen oder gar aus der Natur und ihren Familien entrissen wurden“, so Jana Hoger, Tierpsychologin und Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei PETA. „Für die Affenkinder und ihre Eltern ist eine solche Aufzucht und Trennung nicht nur eine körperliche Qual, sondern auch psychische Misshandlung. Die Affenkinder können oftmals kaum mehr sozialisiert oder ausgewildert werden. Die Politik muss hier endlich handeln – zum Schutz von Natur und Tieren. Wir brauchen ein striktes Haltungsverbot von exotischen Tieren, die niemals artgerecht in Wohnzimmern gehalten werden können.“

Der Handel mit Wildtieren

Primaten gehören zu den am meisten gehandelten Säugetieren auf Verkaufsplattformen für Wildtiere im Internet. In Deutschland sind Handel und Haltung von exotischen Tieren in Privathand weitgehend unreglementiert. Wenn der Preis stimmt, werden auch streng geschützte und äußerst sensible Tierarten selbst an Laien verkauft. Da als Folge der mangelhaften Haltung und Pflege viele Tiere in Gefangenschaft sterben, bleibt die Nachfrage dauerhaft auf hohem Niveau. Eine Studie, die vom Bundesumweltministerium im März 2020 vorgestellt wurde, bestätigt, dass der Handel mit diesen Tieren zum weltweiten Artensterben beiträgt. Kapuzineraffen leben auf dem amerikanischen Kontinent und gehören zu den sogenannten Neuweltaffen. Sie sind in ihrem natürlichen Umfeld zwischen Mittelamerika und dem südöstlichen Teil Brasiliens zu Hause. Ihr Lebensraum sind Wälder – Regenwälder, aber auch trockene Laubwälder und Mangroven- und Gebirgswälder. Sie leben meist in Gruppen von bis zu 30 Tieren.

Zoonosen

Spätestens seit der Corona-Pandemie und den Affenpocken ist bekannt, dass Wildtiere Überträger von gefährlichen Krankheitserregern sein können: Nach Deutschland werden jedes Jahr ganz legal Hunderttausende Wildtiere in engen Kartons und Käfigen für den Heimtiermarkt importiert – darunter ein hoher Anteil an Wildfängen. 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten haben einen tierischen Ursprung. Mit 72 Prozent resultiert der größte Teil dieser Zoonosen aus dem Kontakt zu wild lebenden Tierarten. Affen, Schlangen oder Schildkröten sind häufig mit ansteckenden Darmparasiten wie Würmern oder Giardien infiziert, die auch auf den Menschen übertragbar sind. Schätzungen des Robert Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von dem Kontakt zu „exotischen“ Reptilien her. [1]

Zwei Affenbabys werden in einer Hand gehalten

Dieses und ein weiteres Motiv können hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden. Videoaufnahmen erhalten Sie auf Anfrage.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Robert Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.

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