Aktuelles Video zeigt hitzegestresste Eisbärin im Tiergarten Nürnberg – PETA fordert Ende der Eisbärhaltung

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PETA wurde ein Ende Juli aufgenommenes Video zugespielt, das eine deutlich hechelnde Eisbärin im Nürnberger Tiergarten zeigt. Da in Deutschland die Temperaturen aktuell wieder über 35 Grad erreichen, warnt die Tierrechtsorganisation, dass die sengende Hitze unmittelbar lebensbedrohlich für Eisbären in deutschen Zoos werden kann. So starb 2012 ein Eisbär im Zoo von Buenos Aires bei 35 Grad an Hitzestress. PETA fordert daher die Zoodirektion erneut auf, die Haltung und sämtliche Nachzuchtbemühungen der kälteliebenden Polarbären einzustellen und sie möglichst in Tierparks in nordischen Regionen wie Skandinavien umzusiedeln. Neben der Hitze leiden Eisbären in Zoos auch unter mangelhaften Haltungsbedingungen, was sich bei fast allen Tieren in schweren Verhaltensstörungen äußert. Daher appelliert PETA auch mit einer Petition an das Bundeslandwirtschaftsministerium, die Haltung in Gefangenschaft mit einem Nachzucht- und Importverbot auslaufen zu lassen.

„Das Whistleblower-Video aus dem Nürnberger Tiergarten zeigt eine Eisbärin, die augenscheinlich lethargisch im Schatten liegt und hechelt“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin bei PETA. „Besonders in der Sommerhitze ist es Tierquälerei, diese Tiere in ihren viel zu kleinen Gehegen einzusperren. Die Verantwortlichen nehmen das immense seelische und körperliche Leid der Tiere in Kauf, weil insbesondere der niedliche Nachwuchs als Publikumsmagnet herhalten muss. Wir appellieren mit Nachdruck an die Zoo-Verantwortlichen und die Politik, die Ausbeutung von Eisbären zu Profitzwecken endlich zu beenden.“


Das Video senden wir Ihnen auf Anfrage gerne zu.


PETA fordert allen deutschen Zoos dazu auf, dem Beispiel von Südkorea zu folgen: Dort wurde die Haltung der kälteliebenden Polarbären bereits aufgegeben, um den Tieren die Hitze zu ersparen – der letzte Eisbär sollte 2018 in einen Zoo in Großbritannien umziehen, starb jedoch noch kurz vor dem geplanten Umzug. [1]

Fachleute bestätigen: Eisbärenhaltung in Gefangenschaft nicht artgerecht möglich

Durch eine bis zu elf Zentimeter dicke Fettschicht, eine fünf Zentimeter dicke Unterwolle und bis zu 15 Zentimeter lange Haare sind Polarbären vor eisiger Kälte geschützt. Eisbärenforscher bestätigen, dass sich die Tiere bei großer Hitze nicht wohlfühlen und sogar an Hitzestress leiden können [2]. Namhafte Wissenschaftler wie Prof. Dr. Hanno Würbel von der Universität Bern und Verhaltensbiologe Dr. Karsten Brensing vertreten die Auffassung, dass Eisbären in Gefangenschaft nicht artgerecht gehalten werden können, weil die Diskrepanz zwischen den Bedingungen in ihrem natürlichen Lebensraum und denen im Zoo zu groß ist [3, 4].

Zwangsstörungen bei Eisbären in Zoos

Obwohl die gravierenden Folgen der viel zu kleinen Gehege in Zoos bekannt sind, züchten Zoos und Tierparks weiterhin Tiere in diese Leid verursachende Umgebung hinein. In freier Natur wandern Eisbären jedes Jahr Hunderte bis Tausende Kilometer. Können sie sich nicht artgemäß bewegen, entwickeln sie auffällige Verhaltensstereotypien, erkennbar an sich ständig wiederholenden Bewegungsabläufen. Laut PETAs Eisbären-Studie von 2008/2010 und verschiedenen wissenschaftlichen Studien zeigt die große Mehrheit aller Eisbären in Zoos entsprechende Verhaltensstörungen. Die Tierschutzorganisation hat mehrfach Videomaterial veröffentlicht, das schwere Zwangsstörungen bei den Tieren belegt – auch im Nürnberger Tiergarten. PETA appelliert an alle Tierfreunde, sich an einer Online-Petition an das zuständige Bundesministerium für ein Auslaufen der Haltung von Eisbären in Gefangenschaft zu beteiligen.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Barnes, T. (2018): Polar bear dies in South Korean zoo days before scheduled move to Yorkshire wildlife park. In: Independent. Online abrufbar unter: https://www.independent.co.uk/news/world/asia/polar-bear-south-korea-dead-yorkshire-wildlife-park-move-doncaster-tongki-a8590191.html (09.08.2024).
[2] Orgeldinger, M.: Überleben in der Arktis (IV) Überhitzung. Tiergarten Nürnberg. Online abrufbar unter: http://tiergarten.nuernberg.de/zoowissen-co/arten-und-naturschutz/eisbaeren/ueberleben-in-der-arktis-iv.html (09.08.2024).
[3] Schirrmeister, B. (2017): „Leiden sind nicht tolerierbar“. In: taz. Online abrufbar unter: https://taz.de/Zweifel-an-Eisbaeren-Haltung/!5385847/  (09.08.2024).
[4] Klages, R. (2018): Eisbären gehören nicht in Zoos. In: Der Tagesspiegel. Online abrufbar unter: https://www.tagesspiegel.de/wissen/tierschutz-eisbaeren-gehoeren-nicht-in-zoos/20917616.html  (09.08.2024).

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