Baufirma mauert Taubenküken in altes Kaufhausgebäude ein – PETA erstattet Strafanzeige und fordert betreute Taubenschläge

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Laut einem Medienbericht wurden in einem ehemaligen Kaufhofgebäude in der Wormser Fußgängerzone zwei Taubenküken lebendig eingemauert. Das Gebäude wird derzeit im Auftrag der Projektentwicklungsgesellschaft Ehret und Klein saniert. Die dazu beauftragte Fachfirma versiegelte auch eine aufgebrochene Stelle im Gemäuer, in der eine Taubenfamilie nistete. Dabei hatte der Arbeitskreis Stadttauben Worms den Projektentwickler im Voraus auf die Tauben aufmerksam gemacht und vergeblich eine Zusammenarbeit angeboten. An die Baufirma leitete Ehret und Klein diese Information laut neueren Aussagen nicht weiter. Nachdem Mitglieder des Arbeitskreises die Versiegelung am Morgen des 21. Oktober bemerkten, setzten sie sich acht Stunden bei der Stadt für die Rettung der Tierkinder ein. Schließlich wurde die Feuerwehr eingeschaltet, welche die Küken lebendig aus dem Mauerwerk barg. Eines der Mitglieder hat die Baufirma wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz angezeigt. Auch PETA hat vergangene Woche gegen die Verantwortlichen Strafanzeige erstattet. Um die Taubenpopulation nachhaltig und tierfreundlich kontrollieren zu können, fordert die Tierrechtsorganisation zudem die Stadt auf, die bereits geplanten betreuten Taubenschläge schnellstmöglich umzusetzen. 

„Dass die Taubenkinder erst lebendig eingemauert wurden und die Tierschützer dann so lange für ihre Rettung kämpfen mussten, ist ein doppelter Skandal. Man kann von Glück reden, dass die Taubenkinder bei der Rettung noch am Leben waren“, so Monic Moll, Fachreferentin bei PETA. „Wir hoffen, dass unsere Anzeige dabei hilft, den Vorfall aufzuklären und den Bau der betreuten Taubenschläge vorantreibt.“

Hohe Taubenpopulation in den Städten ist menschengemacht

In nahezu allen Städten leben sogenannte Stadttauben. Dabei handelt es sich um ausgesetzte, domestizierte „Haustauben“. Maßgeblich für die großen Populationen sind Wettflüge der Hobbyzüchter, wodurch massenhaft erschöpfte Tauben in Städten „stranden“. Dabei werden die Vögel meist Hunderte Kilometer von ihrem Heimatschlag entfernt „aufgelassen“ und somit gezwungen, schnellstmöglich zurückzufinden. Um sie zu Höchstleistungen zu bringen, werden die Tiere von ihrem Partner oder ihrem Nachwuchs getrennt. Viele der Tauben verdursten, verhungern oder werden von Greifvögeln erbeutet. Andere landen in Städten und vergrößern die dort lebenden Populationen Jahr für Jahr. Weitere Tauben werden freigelassen, weil sie unerwünschte „Zuchtmerkmale“ haben oder weil der Schlag nach einer Zucht aufgegeben wird. Hinzu kommen Tauben, die für Hochzeitstraditionen missbraucht werden. Dabei nehmen die Verantwortlichen billigend in Kauf, dass diese Vögel sterben. In Städten leiden sie Hunger, Durst und sind Tierquälerei schutzlos ausgeliefert.

Das Augsburger Modell unterstützt Tauben in Städten

Stadttauben stammen von verwilderten sogenannten Haus- und Brieftauben ab, die einst aus der Felsentaube gezüchtet wurden. Wie ihre Vorfahren, die in Felswänden leben, brauchen sie kleine, flache Flächen, auf denen sie ihre Nester bauen können. Diese finden sie in Häuserfassaden, Parkhäusern, Bahnhöfen und anderen städtischen Strukturen. Doch nahezu überall werden die Vögel durch Abwehrnetze und Metallspitzen vergrämt. Zudem finden sie in den Städten kaum gesunde Nahrung. Das bewährte Augsburger Modell ist die einzige nachhaltige und tierleidfreie Lösung, um Taubenpopulationen zu kontrollieren. Dabei werden betreute Taubenschläge errichtet, wo die Vögel artgerechte Nahrung erhalten und ihre Eier durch Attrappen ausgetauscht werden können. Ebenso landet der Großteil des Kots der Tiere in den Taubenschlägen und nicht mehr auf den städtischen Straßen und Plätzen.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

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