Gleich zwei Fälle von illegalem Welpenhandel konnte PETA am vergangenen Donnerstag in Berlin aufdecken. Der erste Fall, der auch erschreckende Zustände in der Tierhaltung aufzeigte, fand in der Aronsstraße in Berlin-Neukölln statt. Hier verkaufte ein Händler viel zu junge Pomeranian-Welpen für 1.500 Euro. Die Hundekinder wurden getrennt von ihrer Mutter in einem Käfig in der Wohnung des Händlers gehalten. Sie erbrachen sich ständig und waren in einem gesundheitlich kritischen Zustand. Die hinzugezogene Polizei handelte sofort. Bei der Durchsuchung der Wohnung wurden neben vier Hunden auch noch zwei Kakadus und mehrere Sittiche beschlagnahmt. In einem zweiten Fall sollte ein kleiner Pomeranian-Welpe im Königsheideweg in Treptow-Köpenick für 1.500 Euro auf der Straße verkauft werden. Die beiden Männer, die den Hund zum Verkauf anboten, hatten ihn aus Bulgarien importiert. Auch in diesem Fall stellte die zuständige Polizeidienststelle das Tier sicher. Die Welpen befinden sich nun im Tierheim Berlin. PETA bedankt sich bei den engagierten Polizisten der Dienststellen 35 und 54 für ihren tierfreundlichen Einsatz. Begleitet wurden die Einsätze von der Berliner Morgenpost sowie den Influencern Nathan Goldblat, Lara Spengler und Noah Miguel Oechsle Rodriguez.
„Der Handel mit Hundebabys nimmt deutschlandweit kein Ende. Es ist erschreckend, wie viel Geld mit den kleinen Lebewesen gemacht wird, die oftmals unter schlimmsten Bedingungen ‚produziert‘ werden, nur damit Menschen aus ihnen Profit schlagen können. Wo die Welpen am Ende landen, ist den Händlern völlig egal“, so Tierpsychologin Jana Hoger, Fachreferentin für Tierische Mitbewohner bei PETA. „Nach dem traumatischen Start ins Leben bekommen die Welpen nun die Chance auf einen hundegerechten Neuanfang. Endlich dürfen sie die Welt da draußen kennenlernen. Ich bedanke mich für das beherzte und positive Eingreifen der Behörden, das den Hundekindern eine bessere Zukunft ermöglicht.“
Welpenhandel unreguliert und illegal im Netz
Der Welpenhandel ist unter den Top drei des europäischen Schwarzmarktes. Mit einem geschätzten jährlichen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro sind illegal „produzierte“ Hundewelpen ein gewinnbringendes Geschäft für Kriminelle. [1] Auch weil laut EU-Kommission knapp 60 Prozent aller Hunde- und Katzenverkäufe mittlerweile über den Online-Markt stattfinden [2] und dort jeder wegen fehlender Regulierungen Tiere völlig anonym anbieten und verkaufen kann. Etliche PETA vorliegende Screenshots belegen, dass einige Händler die Tiere mittlerweile über soziale Netzwerke wie WhatsApp oder Viber untereinander anbieten und verkaufen. Den Auswertungen zufolge werden allein in Deutschland monatlich zwischen 17.000 bis 20.000 Welpen-Annoncen geschaltet. Onlineplattformen wie Quoka, deinetierwelt, edogs, markt.de oder snautz.de, auf denen fühlende Lebewesen wie Ware gehandelt werden können, bieten kriminellen Handelsleuten geradezu einen Anlass, immer mehr Tiere zu „produzieren“, während die Tierheime bereits überlaufen. Aber auch Tiere in „legalen“ Verkaufsstätten stammen aus der massenhaften „Welpenproduktion“. Zwei große Hundehändler in Deutschland und Belgien bezogen zum Zeitpunkt der Recherche Welpen aus zahlreichen Zuchtstätten in Osteuropa.
Mit gefälschten Heimtierausweisen illegal über die Grenze
Laut Tierschutz-Hundeverordnung dürfen Welpen in Deutschland ab der achten Lebenswoche von ihrer Mutter getrennt werden. Da sich aber vor allem besonders kleine, niedliche Hundekinder verkaufen lassen, verkaufen Hundehändler die Tiere meist schon im Alter von drei bis vier Wochen. Durch die fehlende Sozialisierung in der wichtigen Prägephase zeigen viele der Welpen später Verhaltensstörungen, die oft ein Leben lang bleiben. Da die Hundekinder in den Zuchtanlagen weder geimpft noch entwurmt werden, leiden sie häufig unter Parasiten, Wurmbefall, Entzündungen und Virusinfektionen. In vielen Fällen verlaufen infektiöse Krankheiten wie Staupe und Parvovirose tödlich. Um nach Deutschland einzureisen, brauchen die meist in Polen, Ungarn, Slowenien, Tschechien, Rumänien oder der Slowakei vermehrten Welpen neben einem EU-Heimtierausweis und Mikrochip außerdem eine Tollwutimpfung. Diese ist jedoch erst ab der vollendeten 15. Lebenswoche gültig. Kriminelle Händler umgehen dies, indem sie die Tiere oft mit gefälschten Heimtierausweisen illegal über die Grenze schleusen. Hinzu kommt der extreme Stress durch die langen Fahrtwege, bei welchen die Welpen oftmals zusammengepfercht in kleinen Boxen sitzen. Ihre Mütter verbringen meist ihr gesamtes Leben in den grauenhaften Verschlägen. Sind sie für die Züchter nicht mehr „produktiv“ genug oder zu alt, werden sie in der Regel getötet oder ausgesetzt.
Adoptieren statt kaufen
In Deutschland warten jährlich Tausende nicht mehr gewollte Tiere in Tierheimen auf ein neues Zuhause. 25 bis 30 Prozent bleiben ein Jahr oder länger dort. Viele Einrichtungen haben in den vergangenen Monaten einen Aufnahmestopp verhängt. PETA appelliert daher an alle Menschen, die Zucht nicht zu unterstützen und stattdessen ein Tier aus dem Tierheim aufzunehmen.
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Die Bilder können hier heruntergeladen werden.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.