Keine Nächstenliebe für Tiere: Zeugenhinweisen an PETA zufolge müssen ein Schaf und ein Lamm als „lebende Krippe“ in der Innenstadt von Rheda-Wiedenbrück zur Weihnachtsstimmung beitragen. Die Krippe befindet sich vor dem Ladengeschäft „Krane Seh- und Hörzentrum“ nahe einer stark befahrenen Hauptstraße und wurde von selbigem Unternehmen organisiert. Für die empfindlichen Lebewesen sind der Lärm und die Abgase des Verkehrs sowie die Zurschaustellung inmitten von Besuchermengen jedoch alles andere als besinnlich. Daher appellierte PETA am 10. Dezember in einem Schreiben an die Verantwortlichen der Krane GmbH & Co. KG, künftig keine Tiere mehr als lebendige Requisiten für die Weihnachtskrippe zu missbrauchen. Laut Hinweisschildern werden die Tiere mindestens zweimal am Tag betreut und gefüttert, über Nacht werden sie eingeschlossen. Nach Ansicht der Tierrechtsorganisation reicht dies bei weitem nicht aus, um die Sicherheit und das Wohlbefinden der Tiere zu gewährleisten.
„Es ist nicht mit dem ‚Fest der Liebe’ vereinbar, dass Tiere als lebendige Kulisse ausgenutzt werden“, so Mareike Homann, Fachreferentin bei PETA. „Gibt es in der Weihnachtszeit nicht schon genug Tierleid? Wir bitten die Verantwortlichen, den Tieren künftig Stress und mögliche Gefahren zu ersparen und sich stattdessen für einen tierfreundlichen Mittelalter- & Weihnachtsmarkt einzusetzen.“
Zurschaustellung ist tierschutzwidrig
Laut Tierschutzgesetz müssen Tiere ihrer Art und ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten und versorgt werden. Für die vermeintliche Attraktion werden sie aus ihrer gewohnten Umgebung herausgerissen, von ihren Herden getrennt und in ein Gehege gesperrt. Hier können sie sich nur eingeschränkt bewegen und haben keine Möglichkeit, einander aus dem Weg zu gehen. Der ungewohnte Trubel durch Besuchermassen und der damit verbundene Lärmpegel sowie die verschiedenen Lichter bedeuten enormen Stress für die Tiere. Aufgrund des empfindlichen Gehörsinns reichen provisorische Hütten nicht als Rückzugsort aus. Stehen die Tiere dauerhaft auf feuchtem oder schmutzigem Boden, kann dies zu Huf- und Klauenerkrankungen führen.
Zum anderen ist häufig zu beobachten, dass Besucher die Tiere trotz der Hinweisschilder mit ungeeigneter Nahrung wie Lebkuchen oder Waffeln füttern. Dies kann zu gesundheitlichen Problemen und schlimmstenfalls zum Tod führen. Tote Lämmer, Tierdiebstähle und Übergriffe auf diversen Weihnachtsmärkten in Deutschland sind mehrfach dokumentiert. [1-3]
Tiere zu Unterhaltungsobjekten degradiert
Tiere auf Weihnachtsmärkten vermitteln unterschwellig ein falsches Bild. Vielen Menschen –insbesondere Kindern – wird suggeriert, dass Tiere da seien, um uns zu unterhalten. PETAs Ansicht nach sollten Kinder Tiere als Individuen mit eigenen Bedürfnissen kennenlernen, nicht als Unterhaltungsobjekte.
Dass eine stimmungsvolle vorweihnachtliche Atmosphäre auch ohne die Zurschaustellung von Tieren möglich ist, beweisen zahlreiche deutsche Städte, die auf ihren gut besuchten Weihnachtsmärkten beispielsweise lebensgroße Holzfiguren aufstellen. Ein gelungenes Krippenspiel mit ausschließlich menschlichen Darstellern könnte ebenfalls zahlreiche Besuchende anlocken. Bad Salzuflen ging mit gutem Beispiel voran und hat 2019 lebende Tiere vom „Weihnachtstraum“ verbannt. Begründet hat die tierfreundliche Stadt dies damit, dass der im Grundgesetz verankerte Tierschutz Vorrang vor dem Unterhaltungsfaktor hat. [4]
Die Tierrechtsorganisation empfiehlt allen tierfreundlichen Menschen, die eine „lebende Krippe“ entdecken, sich mit einer Beschwerde an die Stadtverwaltung, die Veranstalter und das Veterinäramt zu wenden.
Das Motiv kann hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.