Clausthal-Zellerfeld streicht Schnupperangeln aus Ferienangebot: PETA bedankt sich für tier- und kinderfreundliche Entscheidung

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In dem Ferienprogramm der Stadt Clausthal-Zellerfeld wird in Zusammenarbeit mit dem Sportfischverein Oberharz e.V. Schnupperangeln angeboten. Daher wandte sich PETA vergangene Woche an die Jugendhilfe Oberharz. In dem Schreiben bat die Tierrechtsorganisation die Organisatoren darum, das Angeln aus ethischen und pädagogischen Gründen aus dem Ferienprogramm zu streichen. Bereits am Folgetag erhielt die PETA die Antwort: Ab dem nächsten Jahr wird es keine derartigen Angebote mehr geben. Stattdessen sei geplant, die Angebote „gemeinsam mit eventuellen Aktionspartnern durch Aktionen für Naturschutz und Tierschutz zu ersetzen“. Die Organisation bedankt sich bei der Jugendhilfe Oberharz für diese Entscheidung.

„Wir freuen uns sehr und hoffen, dass viele Gemeinden diesem positiven Beispiel folgen werden“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Fische und Meerestiere bei PETA. „Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen Empathie beizubringen, anstatt das Töten empfindsamer Lebewesen als Freizeitspaß darzustellen. Fische haben zwar Flossen statt Beine und Schuppen statt Fell, doch sie spüren ebenso Angst und Schmerz wie Hunde, Katzen und Menschen.“

Tiefe Prägung von Kindheitserfahrungen mit Tierleid

Kinder fühlen sich viele Jahre unwohl, wenn ein Tier vorsätzlich verletzt und getötet wird und haben oft noch Jahre später schlechte Erinnerungen daran – das zeigen auch prominente Beispiele. So schreibt Albert Schweitzer in seinen Lebenserinnerungen, wie sehr die sich am Haken windenden Würmer und das Töten der Fische beim Angeln ihn in seiner Kinderseele erschüttert haben. Nach zweimaligem Angeln habe er nicht mehr mitgemacht und aus Mitgefühl versucht, auch andere Menschen davon abzuhalten [1]. Auch Sir Paul McCartney zeigt Mitgefühl mit Fischen: „Vor vielen Jahren war ich einmal angeln, und als ich den armen Fisch einholte, wurde mir klar, dass ich dabei war, ihn zu töten – nur für eine vergängliche Gaumenfreude. Da hat irgendetwas in mir ‚Klick‘ gemacht. Als ich ihn so sah, wie er nach Atem rang, wusste ich, dass ihm sein Leben in diesem Moment genauso wichtig war, wie mir meines.“ [2] Schauspieler Joaquin Phoenix beschrieb in einem Interview, dass er in seiner Kindheit auf einem Boot mit ansehen musste, wie Fische getötet wurden: „Das machte mich sehr traurig, ich empfand es als falsch und ungerecht. Und ich war nicht der einzige – auch meinen Geschwistern ging es so. (…) In gewisser Weise empfand ich es wie einen großen Machtmissbrauch.“ [3]

Fische spüren Schmerz und brauchen unseren Schutz

Fische sind neugierige, fühlende Wirbeltiere mit individuellen Persönlichkeiten. Sie haben ein komplexes Sozialleben und kommunizieren mittels vielfältiger Laute, über Körpersprache und Gerüche. Sie schließen Freundschaften, lernen, geben ihr Wissen weiter und beschützen ihren Nachwuchs. [4] Neben internationalen wissenschaftlichen Studien, die bestätigen, dass Fische Schmerzen spüren, kommt auch das Friedrich-Loeffler-Institut, Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, in seiner Stellungnahme für die Bundesregierung zu dem Schluss, dass „Fische zur Schmerzwahrnehmung fähig sind und entsprechend als sensible Lebewesen behandelt und geschützt werden sollten“. [5] Eine aktuelle Studie der Universität in Bonn zeigt, dass Fische addieren und subtrahieren können. [6] Die Autorin der Studie, Professorin Dr. Vera Schlüssel, schließt aus ihren Experimenten, dass Menschen andere Tierarten tendenziell unterschätzen – besonders diejenigen, die nicht zu den Säugetieren zählen. Insbesondere das Leid der Fische wird ihrer Meinung nach ignoriert, da sie nicht „niedlich“ sind und weder Fell noch Federn haben. Ihrem qualvollen Tod durch die grausamen Praktiken der kommerziellen Fischerei wird daher wenig Beachtung geschenkt. [7]

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Schweitzer, Albert (1966): Die Ehrfurcht vor dem Leben – Grundtexte aus fünf Jahrzehnten.
[2] Reuters (2008): Fishing trip turned Paul McCartney vegetarian. Online abrufbar unter: https://www.reuters.com/article/us-mccartney-vegetarian/fishing-trip-turned-paul-mccartney-vegetarian-idUSL1274781420080312/?edition-redirect=in (02.07.2024)
[3] Collider (2016): Exclusive: Joaquin Phoenix on ‘You Were Never Really Here’ and How He Got Into Acting. Online abrufbar unter: https://collider.com/joaquin-phoenix-interview-you-were-never-really-here/#animal-rights-vegan
[4] Balcombe, J. (2016): What a fish knows: The inner lives of our underwater cousins.
[5] Stellungnahme des FLI zu den Veröffentlichungen von Rose et al. (2012) sowie Arlinghaus und Cyrus (2013) (Berichterstatter: Dr. Michael Marahrens, Dr. Inga Schwarzlose), 2013.
[6] V. Schluessel, N. Kreuter, I. M. Gosemann & E. Schmidt (2022): Cichlids and stingrays can add and subtract ‚one‘ in the number space from one to five; Scientific Reports, online verfügbar unter https://doi.org/10.1038/s41598-022-07552-2 (17.06.2024).
[7] Universität Bonn (2022): Study shows: Fish can calculate. Researchers at the University of Bonn publish an unexpected finding. Online verfügbar unter https://www.uni-bonn.de/en/news/060-2022 (17.06.2024).

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