Die drei häufigsten Krankheiten bei Meerschweinchen erkennen: PETA-Expertin gibt Tipps

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Meerschweinchen können bei artgemäßer Versorgung und Pflege bis zu zehn Jahre alt werden. Um den Kleintieren ein gesundes und langes Leben zu ermöglichen, sollten sich Tierhalterinnen und Tierhalter zum einen mit den richtigen Haltungskriterien vertraut machen. Die sozialen Tiere brauchen beispielsweise mindestens einen Artgenossen an ihrer Seite, da sie in ihrem natürlichen Lebensraum in Gruppen leben – eine Einzelhaltung kann ernsthafte körperliche und vor allem seelische Konsequenzen haben. Darüber hinaus ist es wichtig, die typischen Meerschweinchen-Erkrankungsbilder zu kennen – so können Menschen im Ernstfall schnell reagieren und sich für ein gesundes Leben der kleinen Vierbeiner einsetzen. PETA-Fachreferentin und Tierpsychologin Jana Hoger hat die drei häufigsten Meerschweinchen-Krankheiten zusammengestellt, gibt Tipps zur Früherkennung und klärt über die Behandlungsmöglichkeiten auf.

„Kleine Verhaltensveränderungen werden bei Meerschweinchen häufig zu spät oder gar nicht entdeckt. Dies kann zu vermeidbarem massivem Leid führen und sogar lebensgefährlich werden“, so Jana Hoger. „Oft sind Haltungs- und Ernährungsfehler die Krankheitsursache. Es ist empfehlenswert, den tierischen Mitbewohner gut zu beobachten, ein Gesundheitstagebuch zu führen und regelmäßige Gesundheitschecks vornehmen zu lassen, um auch minimale Abweichungen des Gewichts oder des Allgemeinzustands direkt zu erkennen.“

PETA gibt Tipps:

Zahnbeschwerden: Die Zähne von Meerschweinchenwachsen ein Leben lang. Erhalten Tiere die falsche Nahrung oder leiden sie an zuchtbedingten Körpermerkmalen, nutzt sich ihr Gebiss oftmals nicht richtig ab; dies kann zu Zahnfehlstellungen, Zahnanomalien oder einer Zahnüberlänge führen. Nicht selten verhungern Meerschweinchen mit Zahnbeschwerden vor einem gefüllten Napf.

  • Symptome: Betroffene Tiere essen immer weniger bis gar nichts oder kauen verlangsamt, wirken teilnahmslos und verlieren an Gewicht. Sie sondern vermehrt Speichel ab und haben eine verklebte Mund- und Halspartie beziehungsweise zeigen eine unnatürliche Kieferhaltung. Zudem haben sie oftmals Durchfall oder Verdauungsstörungen, knirschen mit den Zähnen, wühlen in der Nahrung, zeigen ständig Hunger und leiden mitunter an Augenausfluss.
  • Diagnose: Bei Verdacht sollte dringend eine auf Zähne spezialisierte tierärztliche Praxis aufgesucht werden. Als Vorsorge empfiehlt es sich, die vorderen Schneidezähne von Meerschweinchen regelmäßig kontrollieren zu lassen. Ebenso sollten Halterinnen und Halter die Tiere einmal pro Woche wiegen.
  • Therapie: Wenn Meerschweinchen unter Zahnproblemen leiden, muss zunächst sichergestellt werden, dass genug raufaserreiches Essen wie beispielsweise Heu, Gras oder Kräuter zur Verfügung steht. Gewichtsveränderungen sollten zusätzlich immer umgehend tierärztlich abgeklärt werden. Da die Tiere einen empfindlichen Verdauungstrakt haben, kann eine Nahrungsverweigerung schnell lebensgefährliche Konsequenzen haben. Bei genetisch bedingten Zahnproblemen ist es nötig, die Zähne regelmäßig von auf Zahnbehandlungen spezialisiertem tierärztlichem Fachpersonal kürzen zu lassen. Hilfreich können auch unbehandelte Holzstücke zum Abnagen sein.

Krebserkrankungen und Zysten der Eierstöcke: Genau wie Menschen sind auch Meerschweinchen häufig von Krebs betroffen, männliche und weibliche Tiere können Tumore entwickeln. Etwa 90 Prozent der weiblichen Meerschweinchen haben die sogenannten Ovarialzysten. Nur ein Teil zeigt jedoch Symptome, die dann auch behandelt werden müssen.

  • Symptome: Tumore sind durch eine Verdickung oder die Geschwulstbildung unter der Haut erkenn- und ertastbar. Die Geschwüre treten einzeln oder vermehrt auf und können gut- oder bösartig sein. Ovarialzysten bilden sich an den Eierstöcken und werden häufig dann bemerkt, wenn sich der Bauchumfang der Tiere – wie bei einer Schwangerschaft – plötzlich vergrößert oder sich Haarausfall entlang der Flanken bildet.
  • Diagnose: Bei ersten Anzeichen sollte umgehend eine tierärztliche Praxis aufgesucht werden. Vor einem Eingriff wird mittels einer Röntgenaufnahme und eingehender Untersuchung geklärt, wie weit die Erkrankung fortgeschritten ist und ob sich bereits Metastasen gebildet haben.
  • Therapie: Um die Bildung von Metastasen zu verhindern, müssen Tumore schnellstmöglich chirurgisch unter Narkose entfernt werden. Meerschweinchen sollten von ihren Halterinnen und Haltern regelmäßig vorsichtig abgetastet werden.

Ballenentzündung: Infolge von Haltungs- und Ernährungsfehlern und oftmals in Verbindung mit anderen Erkrankungen können Meerschweinchen aufgrund von Fehlbelastung schmerzhafte Ballenentzündungen entwickeln. Diese betreffen nicht nur die oberflächliche Haut, sondern oftmals auch die darunter liegenden Schichten bis hin zum Knochen. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von Übergewicht (weibliche Meerschweinchen sind häufiger betroffen), Bewegungsmangel, der Haltung auf einem zu harten und feuchten Boden, einem zu kleinen Käfig bis hin zu Vitaminmangel und zu langen Krallen.

  • Symptome: Im Anfangsstadium zeigt sich oftmals nur eine leichte Rötung an den Ballen. Bleiben diese Reizungen unbehandelt, wird die Haut empfindlicher und rissig. Kleine Verletzungen lassen anschließend Bakterien in das Gewebe eindringen. Die Folge sind Schwielen an den Füßen, Sohlengeschwüre oder schwere Entzündungen, die nicht selten Sehnen und Knochen angreifen.
  • Diagnose: Sobald Veränderungen an den Füßen bemerkt werden, sollte umgehend eine tierärztliche Praxis aufgesucht werden, da sich das schmerzhafte Krankheitsbild schnell verschlechtern kann. Zur genaueren Abklärung empfiehlt es sich, anhand eines Röntgenbildes die Schwere der Erkrankung festzustellen.
  • Therapie: Ballenentzündungen benötigen intensive medizinische Pflege. Im Anfangsstadium helfen Haltungs- und Speiseplanoptimierung sowie Wund- und Heilsalben und ein schützender Verband. Sollten sich jedoch bereits eitrige Ekzeme oder Abszesse gebildet haben, wird die Behandlung intensiver. In diesem Fall erstellt die tierärztliche Praxis einen entsprechenden Behandlungsplan und setzt Schmerzmittel und Antibiotika ein.

Auch wer sich mit den typischen Krankheiten von Kleintieren auskennt, sollte mindestens einmal im Jahr einen Gesundheits-Check-up für seinen tierischen Mitbewohner veranlassen. Tiersenioren sollten jedes halbe Jahr zu Vorsorgeuntersuchung. Da Meerschweinchen beim Tierarztbesuch ungern allein sind, kann die Begleitung durch einen Artgenossen helfen, den Stress zu mindern.

Meerschweinchen sind äußerst soziale Tiere und sollten daher mindestens zu zweit, besser noch in größeren Gruppen gehalten werden. In Gesellschaft fühlen sie sich wohler und profitieren von der gegenseitigen Interaktion. Es ist wichtig, dass das Gehege ausreichend Platz, verschiedene Versteckmöglichkeiten und Beschäftigungsmöglichkeiten bietet, um den Bedürfnissen der Tiere gerecht zu werden. Bevor Menschen Tieren ein Zuhause geben, müssen sie sorgfältig abwägen, ob sie der Verantwortung gewachsen sind; denn das Zusammenleben mit tierischen Mitbewohnern bringt eine Sorgfaltspflicht mit sich – für viele Jahre und in allen Lebenslagen. Mit dem Kauf von Tieren im Internet, im Zoohandel oder bei Züchterinnen und Züchtern wird Tierleid gefördert. Steigt die Nachfrage, „produzieren“ profitorientierte Menschen immer mehr Tiere unter meist tierschutzwidrigen Bedingungen. Meerschweinchen sollten stets aus dem Tierheim adoptiert werden, aber nur, wenn ihnen wirklich ein langfristiges Zuhause geboten werden kann.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.

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