Elefanten und Katzen für Reutlinger Weihnachtscircus missbraucht – PETA appelliert an Veterinäramt, tierschutzwidrige Dressur zu untersagen

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Immer wieder Tiermissbrauch in der Manege: Neben Elefanten werden im Reutlinger Weihnachtscircus auch Katzen als vermeintliche Attraktion vorgeführt. PETA hat wenige Tage alte Videoaufnahmen erhalten, die einen tierschutzwidrigen Umgang mit den Vierbeinern während der Vorstellung zeigen. Neben dem ständigen ruckhaften Greifen und groben Absetzen der Tiere wird einer Katze der Schwanz verdreht. Sie zeigt daraufhin offensichtlich eine Schmerz- oder Stressreaktion, wie aus dem Video hervorgeht. Das Schwanzverdrehen gehört wohl zur Dressurnummer, da es laut Hinweisgeber bei zwei Vorstellungen beobachtet wurde. Katzen, die auf ihren „Auftritt“ warten, sind an kurzen Leinen und an einem Halsband befestigt. Weitere Fotos zeigen Katzen außerhalb der Vorstellung, die in einem winzigen Holzverschlag auf einem Transportfahrzeug untergebracht sind. PETA hat das Veterinäramt in Reutlingen gebeten, die Dressur- und Haltungsbedingungen zu prüfen und Teile der Vorführung wie das Schwanzverdrehen zu untersagen. Zudem dürfen Katzen nicht dauerhaft in kleinen Käfigen gehalten werden, daher solle das Amt Haltungsbedingungen anordnen, die den Katzen-Tierschutzrichtlinien [1] entsprechen.

„Der Umgang mit den Katzen während der Dressur ist äußerst ruppig und bedeutet regelmäßig Stress für die Tiere. Auch die Haltungsbedingungen der Vierbeiner sind schlecht. Es ist erstaunlich, wie unkritisch das Publikum – darunter vermutlich zahlreiche Katzenhalter – dies hinnimmt“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Auch die Elefantendressur ist alles andere als bewundernswert: Wildgefangene Asiatische Elefanten, denen ein erfülltes Leben in Freiheit gestohlen wurde, werden in Reutlingen für zahlendes Publikum zu Dressurtricks gezwungen; auf ihren Köpfen Akrobatikeinlagen durchgeführt. Wir erwarten von der neuen Bundesregierung, diesem Missbrauch von wehrlosen Tieren endlich einen Riegel vorzuschieben.“

Verhaltensstörungen und Tierschutzverstoß bei Errani-Elefanten

Der Verantwortliche der Elefantenhaltung Errani wurde 2015 wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechtskräftig vom Amtsgericht Darmstadt zu einer Geldbuße verurteilt. Bei Ortswechseln hatten die Elefanten wiederholt bis zu 16 Stunden auf einem LKW ausharren müssen – eine Tortur für die sensiblen Rüsseltiere [2]. Die Elefantendressur war damals Teil der Tournee des Zirkus Charles Knie. Zudem attestierte ein Gutachten im Auftrag der Tierschutzbeauftragten des Landes Hessen von 2011 die Verhaltensstörung „Weben“ bei drei Elefantinnen der Familie Errani [3]. Bei freilebenden Elefanten tritt diese nicht auf. „Weben“ gilt als Anzeichen dafür, dass die Tiere seelisch leiden. Aktuell weist ein Elefant in Reutlingen eine sichtbare Wunde an der Flanke auf.

Deutschland Schlusslicht beim Schutz von Tieren im Zirkus

Die Bundestierärztekammer, der Bundesrat und zwei Drittel der Deutschen fordern seit Jahren ein Verbot von Wildtieren im Zirkus. Während in den vergangenen Jahren zahlreiche europäische Länder Regelungen erlassen haben, um Auftritte mit Wildtieren einzuschränken, gibt es in Deutschland noch immer kein Zirkus-Wildtierverbot. Mit der geplanten Novellierung des deutschen Tierschutzgesetzes war ein Verbot der Zurschaustellung von Giraffen, Elefanten, Nashörnern, Flusspferden, Primaten, Großbären, Großkatzen sowie Robben an wechselnden Orten vorgesehen. Durch den Bruch der Ampelkoalition ist dies vorerst gescheitert. Da eine bundesweite Regelung zur Einschränkung von Tierdressuren im Zirkus damit weiter auf sich warten lässt, drängt PETA auf kommunale Regelungen – zum Schutz von Tieren und Menschen.

Tiere leiden im Zirkus

PETA fordert ein grundsätzliches Verbot von Tieren im Zirkus. Die Haltung und Zurschaustellung sind für sie alle untrennbar mit Leid verbunden. Die ständigen Transporte, die viel zu kleinen Gehege und eine Dressur, die gerade bei Wildtieren von Gewalt und Zwang geprägt ist, führen zu Verhaltensstörungen, Krankheiten und oftmals zu einem frühen Tod.

Katzen in einer Manege, kurz angebunden und sichtlich gestresst.

Diese und weitere Fotomotive sind hier zum Download verfügbar.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e.V. (2021): „Mindestanforderungen an die Haltung von Katzen“. Online unter: https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-MB_189_Mindestanforderung_an_die_Haltung_von_Katzen__April_2021__01.pdf&did=337
[2] AG Darmstadt: Aktenzeichen 233 OWi 8200 Js 40305/13.
[3] European Elephant Group (2011): Quantitative und qualitative Erhebung zur Situation der Elefanten in deutschen Zirkussen. Haltungsfachliches Gutachten auf Anforderung der Landestierschutzbeauftragten des Landes Hessen. Hessisches Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (HMUELV).

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