Amsterdam / Stuttgart, 16. Juli 2019 – PETA hat in den vergangenen Jahren mehrfach den Missbrauch von Elefanten in zoologischen Einrichtungen mit sogenanntem „direkten Kontakt“ dokumentiert. Dabei werden die Tiere mit dem Elefantenhaken kontrolliert. Dies bedeutet für die sensiblen Rüsseltiere enormen psychischen Stress und Schmerzen. In einem gemeinsamen Verbändebrief mit 30 unterzeichnenden internationalen Tier- und Naturschutzorganisationen hat PETA den europäischen Zoo-Dachverband EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) im Juni aufgefordert, dass der Einsatz des Elefantenhakens schnellstmöglich verboten und die Haltungen auf den „geschützten Kontakt“ umgestellt werden sollen. Der Zoo-Dachverband kündigte in seiner Antwort Anfang Juli den verpflichtenden Umstieg von EAZA-Mitgliedzoos bis 2030 an und veröffentlichte dazu eine Stellungnahme. PETA begrüßt diesen wichtigen Schritt, kritisiert jedoch die zu lange Übergangsfrist. Mit einer neuen Petition fordert die Tierschutzorganisation deshalb den Zoo-Dachverband auf, die Umsetzung bis spätestens 2023 vorzunehmen. Zudem weist PETA darauf hin, dass es nur eine wirklich tierfreundliche Maßnahme gibt: die Elefantenhaltung ganz auslaufen zu lassen.
„Elefanten im ‚direkten Kontakt‘ zu halten, bedeutet nichts anderes, als sie gewaltsam zum Gehorsam zu zwingen. Das EAZA-Statement ist ein erfreulicher und längst überfälliger Schritt in die richtige Richtung“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Dass der tierquälerische Einsatz des Elefantenhakens erst ab 2030 aufgegeben werden soll, ist allerdings inakzeptabel, denn die Gewalt gegenüber den Tieren und die Gefahren für die Zoowärter sind Tag für Tag allgegenwärtig.“
Zahlreiche Elefanten-Misshandlungen im „direkten Kontakt“
Noch immer hält knapp die Hälfte der deutschen Zoos mit Elefanten die Tiere im „direkten Kontakt“ – inklusive Elefantenhaken. Von PETA veröffentlichte Videoaufnahmen zeigen, wie Elefantenbabys im Zoo Hannover mit dem Elefantenhaken brutal bestraft werden, wenn sie nicht gehorchen. In einem Video aus dem Zoo Wuppertal ist zudem zu sehen, wie den Rüsseltieren der Haken in die sensible Haut gestoßen wird und sie für Fotos mit Besuchern posieren, sie auf sich reiten lassen und Tricks zeigen müssen. Zudem zählt wegen des „direkten Kontakts“ der Beruf des Elefantenwärters zu den gefährlichsten überhaupt. Seit 1982 wurden 90 Angriffe durch Elefanten in Zoos bekannt, infolge derer 40 Menschen starben und mehr als 50 Personen verletzt wurden, 20 von ihnen schwer [1]. Einige deutsche Zoos praktizieren bereits den „geschützten Kontakt“, beispielsweise Köln, Heidelberg und Münster. Bei dieser Haltungsform befindet sich zum gegenseitigen Schutz ein Gitter zwischen Tier und Wärter. Mitgliedzoos des amerikanischen Zoo-Dachverbands AZA ist bereits seit 2014 die Haltung im „direkten Kontakt“ untersagt.
Artgerechte Haltung systembedingt unmöglich
PETAs Motto lautet in Teilen, dass Tiere nicht da sind, um uns zu unterhalten. Die Tierschutzorganisation spricht sich grundsätzlich gegen die Elefantenhaltung in Zoos aus, da diese unabhängig von der Haltungsform nicht artgerecht möglich ist. In der Natur leben die Rüsseltiere in stabilen Sozialverbänden, wandern täglich viele Kilometer und erleben eine Vielzahl von Umweltreizen. Der Zooalltag hingegen ist geprägt von Bewegungsmangel, Beschäftigungslosigkeit und der oftmals willkürlichen Auflösung von Familienstrukturen. Viele Tiere leiden unter schweren Verhaltensstörungen, was sich unter anderem im sogenannten Weben äußert, bei dem sie mit Kopf und Körper hin und her schwanken. Das unnatürlich lange Stehen verursacht darüber hinaus Fuß- und Gelenkerkrankungen. Stress und Fettleibigkeit sind die Hauptgründe dafür, dass die Rüsseltiere im Zoo durchschnittlich deutlich früher sterben als ihre Artgenossen in freier Natur. Im Zoo geborene Elefanten werden zudem nicht ausgewildert. Außerdem importieren Zoos weltweit auch heute noch Tiere aus freier Wildbahn, sogenannte Wildfänge, und tragen so zu ihrem Aussterben in der Natur bei. In den meisten Zoos subventionieren Steuergelder das Einsperren von Elefanten. PETA fordert, dass diese Gelder künftig direkt in Artenschutzprojekte in den Herkunftsländern bedrohter Tierarten investiert werden, um ihr Überleben dort zu sichern.
PETA setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
Weitere Informationen:
PETA.de/Elefantenhaken-Petiton
PETA.de/Zooelefanten
PETA.de/Elefanten-In-Zoos
PETA.de/Zoo-Hannover
PETA.de/Elefanten-Zoo-Wuppertal
[1] http://www.zeit.de/zeit-wissen/2006/02/Elefanten.
Im Zoo Wuppertal (unten) unterwerfen und kontrollieren Wärter die sensiblen Rüsseltiere noch mit dem Elefantenhaken. Der Zoo Hannover (oben) hat kürzlich mit der Umstellung der Haltung begonnen. / © PETA Deutschland e.V.
Diese und weitere druckfähige Motive stehen hier zum Download zur Verfügung.
Kontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]