Ernüchternd: Gericht erlaubt Universität Bremen vorerst weiterhin Hirnforschung an Affen – trotz Ablehnung der Genehmigungsbehörde

PETA Logo

Ein schwarzer Tag für die Tiere: Das Bremer Verwaltungsgericht hat gestern entschieden, dass an der Universität Bremen zunächst weiterhin Hirnforschung an Affen betrieben werden darf. Damit wurde die tierfreundliche Entscheidung der Bremer Gesundheitsbehörde vom 14. November 2023 zunichtegemacht. Der Gesundheitssenat war damals zu dem Ergebnis gekommen, dass die Versuche an den Gehirnen der betroffenen Makaken ethisch nicht vertretbar seien. Die Universität war gegen die Entscheidung der Genehmigungsbehörde mit einem Eilantrag vorgegangen und hat vorerst Recht bekommen. Konkret bedeutet dies, dass die in den Bremer Laboren gefangen gehaltenen Affen für die kommenden zwei Monate weiterhin für Experimente missbraucht werden dürfen. Gegen den Beschluss kann der Gesundheitssenat Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht einlegen. Die Tierrechtsorganisation PETA fordert, die Affenversuche schnellstmöglich und endgültig einzustellen.

„Seit 1998 misshandeln Wissenschaftler der Universität Bremen wehrlose Affen für grausame Experimente am Institut für Neuropsychologie. Die letzten 25 Jahre waren durch Protestaktionen der Bremer Bevölkerung, abgelehnte Genehmigungsanträge und Gerichtsverfahren geprägt“, so Sabrina Engel, Fachreferentin für den Bereich Tierversuche bei PETA. „Es ist ernüchternd, dass die Affen den Hirnexperimenten nun trotz Ablehnung des Versuchsantrags für zwei weitere Monate ausgesetzt sein werden. Wir fordern Professor Kreiter auch weiterhin auf, sich bei seiner Hirnforschung künftig auf tierversuchsfreie Methoden zu konzentrieren und seine unsäglichen Tierversuche an unseren nächsten Verwandten endlich einzustellen.“

Neben der gestrigen Entscheidung muss außerdem noch über den Widerspruch der Universität Bremen aus dem November 2023 entschieden werden. Akzeptiert die Behörde dies nicht, muss der Bremer Forscher seine Affenversuche einstellen. Für eine endgültige Beilegung des Streits könnte er schlussendlich im sogenannten Hauptsacheverfahren dagegen vorgehen.

Bereits im September 2021 forderte PETA die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz Claudia Bernhard in einem Schreiben dazu auf, den Antrag auf Verlängerung der Affenversuche abzulehnen. Zudem wandte sich die Organisation schriftlich an die Universität und bot ein Gespräch und fachlichen Austausch an. Eine Antwort von beiden Stellen blieb aus. Daraufhin folgten Proteste: Im September und Oktober 2021 demonstrierten Bremer Tierschutzorganisationen gegen die Affenversuche, unterstützt von PETA. Im Dezember 2022 protestierte die Tierrechtsorganisation vor der Universität Bremen. Eine vom PETA Streetteam Bremen im Oktober 2021 gestartete Petition wurde von über 284.000 Menschen unterzeichnet.

Grausame Methoden

Für die Tests entfernt man Teile des Schädelknochens der Affen und führt Elektroden in das freigelegte Gehirngewebe ein. Damit sich die sensiblen Tiere während der Experimente nicht bewegen können, werden ihre Köpfe mithilfe von Bolzen in ihrem Schädel an einem Gestell befestigt. Der Entzug von Flüssigkeit und wenige Tropfen Wasser oder Saft als Belohnung drängen in vielen Fällen die Affen dazu, bei den Versuchen „mitzuwirken“. Anschließend werden sie entweder zum Sezieren ihres Gehirns getötet oder müssen für weitere Tests herhalten. Der Handel mit Affen für Versuchslabore ist zudem ein blutiges Geschäft, das das Artensterben befeuert.

Ergebnisse oft nicht auf Menschen übertragbar

Befürworter solcher grausamen Experimente behaupten, mit den Versuchen könnten neue Behandlungsmethoden gegen Erkrankungen wie Parkinson oder Alzheimer entwickelt werden. Allerdings sind die Ergebnisse oft nicht übertragbar. Die Gehirne von Primaten unterscheiden sich nicht nur in der Gesamtgröße, sondern auch in strukturellen, genetischen und funktionellen Details. [1] Ein interdisziplinäres Gremium empfahl nach einer Bewertung der Alzheimer-Forschung, die Finanzierung von Tierversuchen auf vielversprechendere Techniken zu verlagern, wie z.B. Modelle aus induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC) von menschlichen Patienten, Computersimulationen, Neuroimaging oder epidemiologische Studien. [2] PETA macht sich dafür stark, dass ein Ausstiegsplan aus Tierversuchen erarbeitet und auf für den Menschen aussagekräftige, moderne Forschungsmethoden gesetzt wird.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und bestimmte Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Bailey J, Taylor K. Non-human primates in neuroscience research: The case against its scientific necessity. Altern Lab Anim. 2016 Mar;44(1):43-69. doi: 10.1177/026119291604400101. PMID: 27031602
[2] Pistollato, F., et al. (2016): Alzheimer disease research in the 21st century: past and current failures, new perspectives and funding priorities. Oncotarget,7(26), 38999-39016

Kontakt

Kontakt
Kopieren