„Falsche“ Wölfin in Unterfranken getötet – PETA erstattet Strafanzeige gegen Unbekannt

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Weil im August mehrere Schafe im hessischen Rhön getötet wurden, erteilte die Bezirksregierung Unterfranken am 26. August die Abschussgenehmigung einer Wölfin. Wenige Tage später teilte die Behörde mit, dass es sich bei der getöteten Wölfin nicht um diejenige handelte, welche für den Tod der Schafe verantwortlich gemacht wurde. Daraufhin zeigten genetische Tests einen weiteren Irrtum: Ein männlicher Wolf hatte die sechs Schafe in der Nacht zum 26. August angegriffen. Anders als zunächst angenommen, war er laut einem Medienbericht nicht durch den Zaun zur Schafherde eingedrungen. Die Schafe haben diesen durchbrochen und sind davongelaufen. PETA hat am 9. September Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg gegen die für die Tötung verantwortliche Person wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Tierschutzgesetz erstattet. Für den Abschuss der Wölfin fehlte nach Auffassung der Tierrechtsorganisation jegliche Grundlage. Anlässlich der Tötung des „falschen“ Tiers fordert PETA die Landesregierungen in Bayern und Hessen auf, Abschussgenehmigungen für Wölfe gänzlich zu untersagen und stattdessen den Ausstieg aus der „Nutztier“-Haltung sowie eine vegane Lebensweise zu fördern.

„Die behördlichen Abschussgenehmigungen dienen nicht dem Schutz der Schafe“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Denn deren Leben endet in der Regel ohnehin im Schlachthof. Wölfe werden nur getötet, um finanzielle Einbußen für die Tierhalter zu vermeiden. Dies lehnen wir ausdrücklich ab. Die Lösung für die vermeintliche Wolfsproblematik besteht auch hier in einer pflanzlichen Ernährung: Diese macht das Halten von sogenannten Nutztieren überflüssig und hat zudem sehr positive Auswirkungen auf die Umwelt.“

Hintergrundinformationen

Nachdem Jäger Wölfe erstmals ausgerottet hatten, dauerte es über 100 Jahre, bis sie sich wieder in Deutschland ansiedelten. 1850 verloren sich die letzten Hinweise auf Wolfsrudel, 1904 wurde der letzte verbliebene Wolf in Sachsen erschossen. Seit 2000 ist der Wolf wieder in Deutschland ansässig, nicht zuletzt wegen der seit 1990 bestehenden, strengen Schutzmaßnahmen. Mittlerweile leben hierzulande 184 Wolfsrudel. Die scheuen und sehr sozialen Tiere haben dank Aufklärungsarbeit und ihrer wichtigen Rolle im Ökosystem inzwischen ein gutes Image. [1] Norwegische Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass gesunde Wölfe gewöhnlich keine Gefahr für Menschen darstellen. [2] Um neugierige Tiere auf Abstand zu halten, empfiehlt sich lautes Klatschen und Rufen.

Die Jägerschaft versucht, die intensive Bejagung von Wildtieren mit der Behauptung fehlender Beutegreifer wie dem Wolf zu legitimieren. Gleichzeitig macht sie paradoxerweise gegen Wölfe Stimmung und tötet sie teils selbst. Beutegreifer werden von großen Teilen der Jägerschaft vielfach als Konkurrenz angesehen und verfolgt. Für Landwirte wiederum bedeuten Schutzmaßnahmen zusätzliche Kosten oder Mühen – und mit gerissenen Tieren, die andernfalls gewaltsam im Schlachthaus getötet worden wären, lässt sich kein Gewinn mehr machen.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] BfN (2023): Aktuelle Wolfszahlen: Bundesweit 184 Rudel bestätigt. Online abrufbar unter: https://www.bfn.de/hintergrundinformationen (10.10.2023).
[2] John D.C. Linnell, Reidar Andersen etc. (2002): The fear of wolves: A review of wolfs attacks on humans, NINA Norsk Institutt for Naturforskning 731: Trondheim, http://www.nina.no/archive/nina/PppBasePdf/oppdragsmelding/731.pdf

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