Harburger Deichverband setzt Giftköder gegen „Mäuseplage“ am Elbedeich ein: PETA fordert Landrat Rainer Rempe auf, stattdessen Fuchsjagd im Landkreis Harburg zu verbieten

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Füchse als natürliche Feinde von Mäusen machen Gifteinsatz überflüssig

 
Kreis Harburg / Stuttgart, 24. September 2019 – Jeder Fuchs zählt: Im Rahmen der Deichunterhaltung setzt der Harburger Deichverband vom 15. September bis zum 31. Oktober gegen eine große Mäusepopulation am Elbedeich auf dem Streckenabschnitt Over-Seevesiel bis zur Landesgrenze Hamburg-Neuland das Mäusegift „Ratron Giftweizen“ ein. PETA fordert Landrat Rainer Rempe nun auf, den Gifteinsatz zu stoppen und stattdessen die Fuchsjagd im Landkreis Harburg zu verbieten. Untersuchungen zufolge ernährt sich jeder Fuchs von rund 3.000 bis 5.000 Mäusen pro Jahr. [1, 2] Hobbyjäger verfolgen die nützlichen Füchse gnadenlos, weil sie sie als lebende Zielscheiben oder als Konkurrenten betrachten. Allein in Niedersachsen töten Jäger jährlich über 47.000 Füchse. Daher appelliert die Tierrechtsorganisation zudem an das Niedersächsische Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz, die flächendeckende Fuchsjagd landesweit auf den Prüfstand zu stellen.
 
„Während der Deichverband über die Anzahl der Mäuse klagt und die Giftkeule schwingt, töten Jäger die natürlichen Feinde der Nager massenhaft ohne vernünftigen Grund. Der Landkreis Harburg muss den ökologischen Wahnsinn beenden und die Jagd auf Füchse umgehend verbieten“, so Nadja Michler, Fachreferentin für Wildtiere bei PETA.
 
Hintergrundinformationen
Mehrere forstliche Forschungsanstalten betonen, dass durch die Schonung von Füchsen und anderen Beutegreifern eine zu hohe Vermehrung von Mäusen im Wald verzögert oder verhindert werden kann. [3] Im Zeitraum von 2015 bis 2018 wurden in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes jährlich circa zwischen Hundert und mehreren Hundert Tonnen sogenannter Rodentizide in der Landwirtschaft eingesetzt. [4] Derzeit sind etwa zehn verschiedene Giftstoffe zugelassen. [5]
 
Bundesweit töten Hobbyjäger jährlich über 400.000 Füchse. In Niedersachsen werden die Tiere vom 16. Juni bis zum 28. Februar bejagt, Jungfüchse sogar ganzjährig. Jäger stellen ihnen mit Fallen, Gewehren und der Baujagd nach. Häufig flüchten angeschossene Tiere mit offenen Wunden oder sterben in den Fallen langsam und qualvoll. Dabei ernähren sich Füchse nicht nur von den bei Landwirten unbeliebten Mäusen, sondern sichern auch ihren Beutearten das Überleben, indem sie schwache und kranke Tiere erbeuten und Krankheitsherde somit sofort eliminieren.
Meist führen Jagdverbände an, dass Füchse die Bestände bestimmter Niederwildarten, wie Rebhuhn oder Hasen, bedrohen. Experten sind sich jedoch einig, dass die drastischen Populationsrückgänge betroffener Arten der industrialisierten Landwirtschaft und dem damit einhergehenden Lebensraumverlust zuzuschreiben sind. Hinzu kommt, dass Jäger in Deutschland selbst jedes Jahr mehr als 180.000 Feldhasen töten.
 
In Luxemburg ist die Fuchsjagd bereits seit April 2015 verboten. Denn weder aus wildbiologischer noch aus gesundheitlicher Sicht besteht ein Grund für die Bejagung der Tiere. [6, 7] „Jäger hängen Füchsen bewusst ein schlechtes Image an, um ihrem blutigen Hobby weiter nachgehen zu können“, so Michler. Die zum Teil noch immer geäußerten Bedenken gegenüber den Beutegreifern beruhen auf längst widerlegten Annahmen. Deutschland ist seit 2008 frei von terrestrischer Tollwut und der Fuchsbandwurm zählt zu den seltensten Parasitosen Europas. Die Fuchsjagd hat zudem keinerlei regulierende oder reduzierende Auswirkungen auf die Population, weil Verluste rasch durch Zuwanderung und steigende Geburtenraten ausgeglichen werden. Fuchspopulationen regulieren sich aufgrund von Sozialgefügen sowie Nahrungsverfügbarkeit und Krankheiten selbst.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.

[1] Honisch, M. (ohne Datum): Mäuse im Grünland erfolgreich bekämpfen. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten (Allgäu) mit Landwirtschaftsschulen.
[2] Deutsche Wildtier Stiftung (2016): Mäuse-Jagd auf verschneitem Acker. Füchse fressen etwa 30 Kilo Mäuse im Jahr. Presseportal.de. Online abrufbar unter: https://www.presseportal.de/pm/37587/3229524. (22.08.2019).
[3] Gruber, F. (1988): Mäuse als Forstschädlinge. Forstschutz-Merkblatt 8a, Forstliche Bundesversuchsanstalt Wien, Institut für Forstschutz. Onlineversion: waldwissen.net (2015): Tipps zur Mäusebekämpfung. Online abrufbar unter: https://www.waldwissen.net/waldwirtschaft/schaden/nager/bfw_mauesebekaempfung/index_DE. (19.09.2019).
[4] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL): Inlandsabsatz und Export von Pflanzenschutzmitteln. Online abrufbar unter: https://www.bvl.bund.de/DE/04_Pflanzenschutzmittel/01_Aufgaben/02_ZulassungPSM/03_PSMInlandsabsatzExport/psm_PSMInlandsabsatzExport_node.html. (15.08.2019).
[5] Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) (2019):
Liste der zugelassenen Pflanzenschutzmittel in Deutschland mit Informationen über beendete Zulassungen. Online abrufbar unter: https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/04_Pflanzenschutzmittel/psm_uebersichtsliste.pdf?__blob=publicationFile&v=50. (15.08.2019).
[6] Baker, P./Harris, S./White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York.
[7] Baker, P./Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK? Springer-Verlag, 2005.
 
Weitere Informationen:
PETA.de/Fuchsjagd-stoppen
PETA.de/Fuchsbandwurm-Jagd
PETA.de/Faszinierendefuechse
 
Pressekontakt:
Lisa Kienzle, +49 711 860591-536, [email protected]
 

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