Einem Medienbericht zufolge wurden am Samstag durch einen Zufall Hunderte tote Schafe im Osten von Magdeburg entdeckt. Polizeibeamte und Helfer fanden die Tiere, als sie einige ausgebüxte Schafe zu den Ställen zurückbrachten. Die Körper lagen vor dem Stall und waren von Schnee bedeckt. Alle waren in einem sehr schlechten Pflegezustand. Es wird vermutet, dass die Schafe verhungert oder verdurstet sind. Einige waren in so schlechter Verfassung, dass bereits am Samstag nur noch ihr Leid beendet werden konnte. Außerdem wurden auf dem Grundstück 14 Hunde gefunden. Sie werden nun in einem Tierheim versorgt. Den Berichtangaben zufolge hatte das Veterinäramt die Halterin der Tiere schon mehrfach mit Sanktionen belegt. Gegen sie hat PETA heute Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Magdeburg erstattet und ein strafrechtliches Tierhalteverbot gefordert. Zudem hat die Organisation an das zuständige Veterinäramt appelliert, dringend ein Tierhalteverbot zu verhängen und diese Anordnung auch engmaschig zu überprüfen.
„Es ist erschreckend, dass hunderte Schafe auf so qualvolle Weise gestorben sind. Wer Tiere derart vernachlässigt, muss bestraft werden und darf nie wieder Tiere halten dürfen“, so Lisa Redegeld, Fachreferentin bei PETA. „Leider ist dieser Horrorfund kein Einzelfall. Auf deutschen Weiden werden sowohl in landwirtschaftlichen Betrieben als auch in Privathand immer wieder Tiere vernachlässigt und nicht selten dem Tod überlassen. Wir fordern den Gesetzgeber daher auf, dringend einen höheren Strafrahmen festzulegen und Paragraf 17 des Tierschutzgesetzes in das Strafgesetzbuch aufzunehmen.“
Grausamer Alltag in der Schafhaltung: Missstände sind keine Ausnahme
Missstände, wie sie in diesem Fall aufgedeckt wurden, sind in der Schafhaltung Alltag. Zudem erleiden fast alle Schafe in Deutschland grausame „Standardeingriffe“: In der Regel werden ihnen die Ohren für Erkennungsmarken durchstoßen. Meist werden sie ohne Betäubung und schmerzlindernde Nachbehandlung kastriert, beispielsweise indem die Halter den wenige Tage alten Lämmern mit einer Kastrationszange die Samenstränge abquetschen. Den meisten Schafen wurde ein viel zu langer Schwanz angezüchtet, der den Tierkindern unter qualvollen Schmerzen ebenfalls abgetrennt wird.
Schafe werden in Deutschland vorwiegend für die sogenannte Landschaftspflege sowie für die Fleisch- und Milchindustrie gezüchtet. Obwohl ihre Wolle hierzulande für die Haltung kaum noch relevant ist, werden bis auf wenige „Haarschafe“ ausschließlich Tiere ohne natürlichen Fellwechsel gezüchtet. Bei dieser Form der Qualzucht ist es für das Wohlergehen der Schafe zwingend notwendig, sie regelmäßig zu scheren, da ihr dichtes Vlies sonst immer weiterwächst und verfilzt. Unter der dichten Wolle wird es feucht, ihre Haut beginnt zu jucken und sie werden anfälliger für parasitäre Erkrankungen wie Milbenbefall, Schaffliegen oder Haarlinge. Ohne die Schur können sie an einem Hitzschlag sterben, ohne ihr Fell frieren sie bei niedrigen Temperaturen. Gleichzeitig ist die Prozedur qualvoll, da sie die sensiblen Fluchttiere in Panik versetzt und die Tiere oft blutige Schnittwunden erleiden.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.