Irreführende Wohlfühl-Werbung: Eiscafé-Franchise KUHBAR erhält PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“

Trügerisches Tierwohl: Auf seiner Website bewirbt das Franchise-Unternehmen KUHBAR seine Eiscafés mit blumigen Versprechen von „glücklichen Kühen“ und Nachhaltigkeit. Es wird unter anderem behauptet, es gehe den Kühen im Vergleich zu Tieren auf großen Höfen „richtig gut“ und dass den Verantwortlichen das Tierwohl „sehr am Herzen“ liegen würde. PETA hingegen betont, dass Tiere in der landwirtschaftlichen Tierhaltung immer leiden. Für das Ausbeuten von Kühen und das Verharmlosen ihres Leids verleiht die Tierschutzorganisation den Negativpreis „Speziesismus des Monats“ im September deshalb an die KUHBAR. Der Begriff Speziesismus bezeichnet die Abwertung von Tieren allein auf Grund ihrer Artzugehörigkeit – was unter anderem zu der Annahme führt, der Mensch dürfe zu seinem Nutzen mit Tieren verfahren, wie es ihm beliebt.

„Allein der zynische Name KUHBAR impliziert, dass die Euter von Kühen nichts anderes als Zapfhähne sind, an denen sich Menschen nach Belieben bedienen können“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin für Tiere in der Ernährungsindustrie bei PETA. „In Wahrheit produzieren Kühe ihre Muttermilch ausschließlich für ihre Kinder, nicht für den Menschen. Egal, wie klein oder groß ein Betrieb ist: Die Kühe werden zwangsgeschwängert, meist werden ihnen ihre Babys nach kurzer Zeit entrissen. Deshalb ist es eine Unverschämtheit, dass die KUHBAR mit Tierwohl-Versprechen wirbt. Auch die vermeintliche Nachhaltigkeit der KUHBAR ist eine reine Werbelüge, denn Milchprodukte zählen zu den umweltschädlichsten Lebensmitteln überhaupt. Wir empfehlen den Verantwortlichen wirklich etwas für das Wohl der Kühe zu tun, indem sie ihre Speisekarte künftig rein vegan gestalten.“

Milchindustrie: Tierleid & Umweltzerstörung

In Milchbetrieben werden Kühe immer wieder vom Menschen künstlich befruchtet, um den Milchfluss konstant hochzuhalten. Genau wie menschliche Mütter sind sie neun Monate lang schwanger und geben nur Milch, nachdem sie ein Kind zur Welt gebracht haben. Kuhmutter und -kind haben eine enge Bindung zueinander, die ein Leben lang bestehen bleibt. In der landwirtschaftlichen Tierhaltung wird ihnen dieses natürliche Bedürfnis jedoch verwehrt. Das Neugeborene wird Kuhmüttern bereits kurz nach der Geburt entrissen – oft schreien die beiden tagelang nacheinander. Viele Kühe in der Milchindustrie leiden außerdem an schmerzhaften Euterentzündungen, Lahmheiten oder Stoffwechselerkrankungen. Eine von der Bundesregierung in Auftrag gegebene Untersuchung zeigt, dass diese Erkrankungen und das Leid der Tiere in allen Haltungsformen auftreten kann – von der Anbindehaltung bis zum Bio-Betrieb. [1] Zudem haben Milchprodukte erhebliche negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima. Dabei gilt Butter sogar als das klimaschädlichste Lebensmittel überhaupt. [2] Ein Kilogramm Bio-Butter ist zehnmal klimaschädlicher als konventionelle Margarine. [3] Im Vergleich zu einem Liter Pflanzenmilch benötigt die Produktion eines Liters Kuhmilch die 13-fache Landnutzung und verursacht dreimal so viele Treibhausgasemissionen.

PETAs Negativpreis „Speziesismus des Monats“

Auch im Jahr 2024 zeichnet PETA wieder monatlich Personen, Unternehmen oder Produkte, die sich als besonders speziesistisch und tierfeindlich gezeigt haben, mit dem Negativpreis „Speziesismus des Monats“ aus. Nach einem Jahr wird für den skandalösesten Fall unter den bisherigen „Gewinnern“ der Titel „Speziesismus des Jahres“ verliehen, der in einer öffentlichen Abstimmung ermittelt wird. So hatte Prinz Marcus den Titel vergangenes Jahr erhalten. PETA möchte mit dem Preis die Gesellschaft für das Thema Speziesismus sensibilisieren und zum kritischen Reflektieren, Umdenken und tierfreundlichen Handeln anregen. Denn speziesistisches Denken schafft die Grundlage dafür, dass Tiere für menschliche Zwecke wie selbstverständlich benutzt, gequält und getötet werden.

Speziesismus – die Diskriminierung anderer Arten

Analog zu den Begriffen Rassismus und Sexismus beschreibt Speziesismus eine Form der Diskriminierung – genauer gesagt, die Abwertung empfindungsfähiger Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden und in sogenannte Haus- und Nutztiere unterteilt: So werden beispielsweise Hunde und Katzen liebevoll umsorgt, Schweine, Rinder und Hühner hingegen getötet und gegessen. Aufgrund ihrer Zugehörigkeit zur „falschen“ Spezies werden Tiere zu Forschungsobjekten, Nahrungsmitteln, Bekleidungsmaterial oder Spielzeug herabgestuft. Dabei können sie alle Freude und Leid empfinden und haben daher ein Interesse daran und ein Recht darauf, zu leben und nicht verletzt zu werden. PETA vertritt eine anti-speziesistische Sichtweise und betont, dass diese Gemeinsamkeit aller empfindungsfähigen Lebewesen entscheidend ist, wenn es darum geht, wer moralische Rechte hat. Tiere haben dasselbe Recht auf Leben. Freiheit und Unversehrtheit wie Menschen.

 Das Motiv kann hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] PraeRi (2020): Tiergesundheit, Hygiene und Biosicherheit in deutschen Milchkuhbetrieben – eine Prävalenzstudie (PraeRi). Abschlussbericht, 30.06.2020, https://ibei.tiho-hannover.de/praeri/pages/69#_AB
[2] Ökotest (2020): Vegan fürs Klima: Das haben Fleisch, Käse & Co. mit Klimawandel zu tun. Online abrufbar unter: https://www.oekotest.de/essen-trinken/Vegan-fuers-Klima-Das-haben-Fleisch-Kaese-Co-mit-Klimawandel-zu-tun-_11271_1.html (07.10.2024).
[3] Fritsche, Uwe R./Eberle, Dr. Ulrike (2007): „Treibhausgasemissionen durch Erzeugung und Verarbeitung von Lebensmitteln – Arbeitspapier“. Darmstadt/Hamburg: Öko-Institut e.V.

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