Vogelsbergkreis / Stuttgart, 16. August 2023 – Einem Medienbericht zufolge hat ein Jäger am ersten Augustwochenende in der Nacht von Samstag auf Sonntag im Vogelsbergkreis ein auf einer Weide grasendes Rind erschossen. Der Jäger erklärte gegenüber der Oberhessischen Zeitung, auf einen Waschbären gezielt und versehentlich im Hintergrund das Rind getroffen zu haben. Der Mann zeigte sich daraufhin selbst bei der unteren Jagdbehörde an. Da er ohne ausreichenden Kugelfang geschossen habe, werde laut dem Landkreis nun die Jagdzulassung des Schützen geprüft. PETA weist darauf hin, dass Hobbyjagende jedes Jahr mehrere Dutzend Menschen verletzen oder in Einzelfällen töten und Hunderttausenden Tieren erhebliches Leid durch Fehlschüsse zufügen. Die Tierrechtsorganisation fordert von der Bundesregierung ein Verbot der Hobbyjagd in Deutschland.
„Wie viele Lebewesen müssen noch verletzt werden oder sinnlos sterben, bevor die Hobbyjagd endlich verboten wird?“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Jahr für Jahr ereignen sich zahlreiche Tragödien, weil schießwütige Spaßjäger verantwortungslos in der Gegend herumballern. Ein Eingreifen des Gesetzgebers ist längst überfällig. Hoffentlich darf der Schütze im Vogelsbergkreis nie wieder mit einer Waffe auf Lebewesen zielen.“
Hintergrundinformationen
In den vergangenen Jahren sorgten bereits zahlreiche schwere Jagdunfälle für Empörung. Erst im August verletzte sich ein Jäger bei Marlow versehentlich tödlich durch einen Schuss aus seiner eigenen Waffe. Auch im Wartburgkreis kam es im Mai zu einem tödlichen Unfall mit der eigenen Waffe. Im Februar schoss ein Jäger in Lamstedt einen anderen Jäger an, der daraufhin notoperiert werden musste. Im Dezember letzten Jahres wurde ein Mann schwer am Bauch verletzt, als ein Jäger bei einer Bewegungsjagd in Ergersheim stolperte und sich dadurch ein Schuss löste.
Anerkannte Studien belegen, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So findet dem renommierten Biologen Prof. Dr. Josef Reichholf zufolge eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. [1] Auch englische Fachleute kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren. [2] Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert. Die Jagd ist unnötig, kontraproduktiv und grausam. Den rund 400.000 Hobbyjagenden in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjägerinnen und -jäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.
[1] Servanty et al. (2009): Pulsed resources and climate-induced variation in the reproductive traits of wild boar under high hunting pressure. Journal of Animal Ecology. Nr. 78, Issue 6.
[2] Baker, P., Harris, S. & White, P. (2006): After the hunt: The future for foxes in Britain. Report. University of Bristol/University of York. / Baker, P. & Harris, S. (2006): Does culling reduce fox (Vulpes vulpes) density in commercial forests in Wales, UK. Springer-Verlag 2005.
Weitere Informationen:
PETA.de/Themen/Jagdunfälle
PETA.de/Themen/Jagd
PETA.de/aktiv/Hobbyjagd-Petition
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