Kiel: Königspython entdeckt, weiteres Tier vermisst – PETA fordert Haltungsverbot für „exotische“ Tiere von Bundesminister Cem Özdemir

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Laut einem Medienbericht wurde in der Nacht zum Dienstag ein Königspython auf dem Weg zu den Sportanlagen des SV Ellerbek in Kiel gefunden. Die Feuerwehr konnte die Schlange einfangen und brachte sie ins Tierheim. Ob der Python ausgebüxt ist oder ausgesetzt wurde, ist bislang unklar. Zudem meldete am 30. Juli eine Frau der Polizei, dass ihr Python bereits am 26. oder 27. Juli ausgebüxt sei. Bei der Schlange handele es sich um ein weibliches, rund 85 Zentimeter langes Tier. Ausgesetzte oder ausgebüxte „exotische“ Schlangen finden in Deutschland keine Nahrung und sterben häufig qualvoll an Hunger oder Kälte. Die Bundesregierung überarbeitet derzeit das Tierschutzgesetz. Vor diesem Hintergrund fordert PETA Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir auf, die Haltung „exotischer“ Tiere in Privathand zu verbieten.

„Ein artgerechtes Leben ist für Schlangen und viele andere ‚exotische‘ Tiere in privater Haltung unmöglich“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Gleichzeitig nimmt der Handel mit den teils streng geschützten Tieren vor allem im Internet und auf Reptilienbörsen immer erschreckendere Ausmaße an. Anfang 2023 hat sich Cem Özdemir öffentlich für ein Verbot von Schlangen und anderen Wildtieren ausgesprochen. Jetzt muss er seine Ankündigung wahrmachen, um dem massiven Tierleid und dem Artensterben entgegenzuwirken.“

PETA fordert generelles Haltungsverbot von Exoten in Privathaushalten

Die Tierrechtsorganisation kritisiert, dass der Kauf von gefährlichen und anspruchsvollen Tieren unabhängig von dringend erforderlichem Fachwissen noch immer erlaubt ist. In der Folge brechen jedes Jahr Hunderte „exotische“ Tiere aus ihren Terrarien aus oder werden von überforderten Personen einfach ausgesetzt. Tierheime und Tierauffangstationen sind häufig überfüllt mit „exotischen“ Tieren, die einen besonders großen Anspruch an ihren Lebensraum haben. Eine tierärztliche Fallstudie, bei der rund 150 verstorbene Reptilien untersucht wurden, kam zu dem Ergebnis, dass 51 Prozent der Tiere an durch Haltungsfehler verursachten Krankheiten litten. [1]

Das Ergebnis einer Studie, welche vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) 2020 vorgestellt wurde, bestätigt zudem, dass der Handel mit „exotischen“ Wildtieren zum weltweiten Artensterben beiträgt und dass besonders aus Gründen des Arten- und Naturschutzes dringend entsprechend gehandelt werden muss.

Auch wenn es sich um ungiftige Tiere handelt, können „Exoten“ gefährlich für den Menschen sein: Studien zufolge übertragen die meisten Reptilien gesundheitsgefährdende Salmonellenarten; geschätzte 90 Prozent der Tiere tragen die Erreger in sich. Auf den Menschen übertragene Salmonellen können im Extremfall zur Hirnhautentzündung oder zum Tod des Menschen führen – vor allem Kinder sowie immungeschwächte und ältere Menschen sind gefährdet. Schätzungen des Robert-Koch-Instituts zufolge rührt jede dritte Salmonelleninfektion bei Kleinkindern von exotischen Tieren her. [2]

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Schmidt, Volker (2008): Die Bedeutung von haltungs- und ernährungsbedingten Schäden bei Reptilien. Eine retrospektive pathologische Studie, 4. Leipziger Tierärztekongress.
[2] Robert Koch-Institut (2013): Salmonella-Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern durch Kontakt zu exotischen Reptilien. Epidemiologisches Bulletin. 4. März 2013 / Nr. 9.

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