Erfurt / Stuttgart, 25. September 2019 – In der letzten Sitzungswoche vor den Landtagswahlen will die thüringische Landesregierung morgen ein neues Jagdrecht durch den Landtag bringen. PETA kritisiert, dass das Gesetz trotz vierjähriger Bearbeitungszeit hinsichtlich des Tierschutzes weit hinter den eigenen im Koalitionsvertrag formulierten Ansprüchen zurückbleibt. Demnach wollte die Landesregierung den „Werten des Tierschutzes […] Rechnung tragen“. Davon ist im aktuellen Entwurf jedoch nichts zu sehen. Selbst Jagdpraktiken, die mit gravierender Tierquälerei verbunden sind, wie die Baujagd oder die Ausbildung von „Jagdhunden“ an lebenden Tieren, bleiben in Thüringen legal. Kritik übt die Tierrechtsorganisation zudem daran, dass weiterhin Tierarten wie Füchse, Vögel oder Marder auf der Liste der jagdbaren Arten stehen, die von Hobbyjägern in der Regel nur zum Spaß getötet werden. PETA fordert die Parteien auf, in der kommenden Legislaturperiode das Jagdrecht noch einmal grundlegend zu überarbeiten und dabei dem Tierschutz einen hohen Stellenwert einzuräumen.
„Das neue Landesjagdgesetz ist als Kniefall vor der Jagdlobby zu werten, denn es wurden fast ausnahmslos die Interessen der Jäger berücksichtigt. Mit Tierschutz hat das blutige Gemetzel, das sich weiterhin in Thüringens Wäldern abspielen wird, nichts zu tun“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA.
Hintergrundinformationen
Laut einer ebenfalls auf der Tagesordnung stehenden aktuellen Empfehlung des Landwirtschaftsausschusses, die zwar unter Genehmigungsvorbehalt stehen wird, soll sogar die Tötung von Katzen schon ab einer Entfernung von 200 Metern zum nächsten bewohnten Gebäude stattfinden können, anstatt erst ab 500 Metern gemäß Gesetzentwurf. Als beteiligte Organisation brachte PETA seit 2015 mehrere Stellungnahmen in den Überarbeitungsprozess ein, die jedoch kaum Berücksichtigung fanden. Lediglich das weitgehende Verbot von Totschlagfallen ist ein positiver Schritt, da viele Tiere darin qualvoll verenden.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass die Jagd nicht geeignet ist, um Wildpopulationen dauerhaft zu regulieren. Wissenschaftler wiesen nach, dass die Geschlechtsreife der weiblichen Tiere beispielsweise in bejagten Wildschweinpopulationen früher eintritt, wodurch sich die Geburtenrate erhöht [1]. Demnach bedingt ein hoher Jagddruck, dass in dem Gebiet die Population der betreffenden Wildtiere ansteigt. Auch Prof. Dr. Josef Reichholf, ein namhafter Biologe der Technischen Universität München, sieht aus wildbiologischer Sicht keine Notwendigkeit der Jagd: Die Tierpopulationen im Wald regulieren sich durch Umwelteinflüsse wie Nahrungsverfügbarkeit, Krankheiten oder Witterung – nicht durch Jäger.
Den mehr als 380.000 Hobbyjägern in Deutschland stehen nur etwa 1.000 Berufsjäger, vor allem Forstbeamte, gegenüber. Eine im Auftrag von PETA vergangenes Jahr durchgeführte repräsentative Forsa-Umfrage bestätigt, dass mit 49 Prozent knapp die Hälfte der Bundesbürger die Hobbyjagd ebenfalls ablehnt.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir sie in irgendeiner Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.
[1] Reichholf, J. H.: Die Wahrheit über die Jagd – Evolutionsbiologe Prof. Josef Helmut Reichholf widerlegt Jägerlügen. TV-Dokumentation, SWR BW. (15.05.2014).
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