Mitte Dezember erreichte PETA erschreckendes Bildmaterial aus einem landwirtschaftlichen Betrieb in Jessen. Das Unternehmen wirbt auf seiner Website mit besonderem Engagement für das Wohl der Tiere, die zugespielten Aufnahmen offenbaren jedoch ein anderes Bild: vernachlässigt wirkende Rinder, hygienische Mängel und die nicht ordnungsgemäße Lagerung eines toten Rindes. PETA hat am 11. Dezember 2024 Anzeige beim zuständigen Veterinäramt im Landkreis Wittenberg erstattet. Nach einer Kontrolle wurde die vorschriftswidrige Lagerung des toten Tieres im offenen Behälter geahndet. Regelmäßige „Entmistungen“ und Klauenpflege würden jedoch den Vorschriften entsprechend durchgeführt, auch eine Abmagerung der Tiere konnte nicht festgestellt werden. Die Organisation dankt dem Amt für die zeitnahe Kontrolle und appelliert an alle Verbraucher, keine Milchprodukte zu konsumieren, da diese systembedingt immer mit legalem oder illegalem Tierleid verbunden sind – egal in welcher Haltungsform.
„Kühe in der Milchindustrie leiden in jeder Haltungsform. Auch wenn Rinder wie im Fall des Jessener Betriebs in der Laufstallhaltung ihrem essenziellen Bedürfnis nach Bewegung ein klein wenig mehr nachkommen können als in der Anbindehaltung, ist diese in keiner Weise artgerecht. Die Tierwohlversprechen des Unternehmens entpuppen sich angesichts der bedrückenden Bilder als reine Täuschung“, so Lisa Kainz, Agrarwissenschaftlerin und Fachreferentin für Tiere in der Agrarindustrie bei PETA. „Nur eine rein vegane Landwirtschaft ist tierfreundlich. Die Bundesregierung muss Betriebe mit unbürokratischen Ausstiegshilfen unterstützen, damit sie der Tierhaltung vollständig den Rücken kehren können.“
Aufnahmen aus Jessener Betrieb zeigen systembedingtes Tierleid
Auf den Bildern sind kotverdreckte Rinder in sogenannter Laufstallhaltung zu sehen, die in einem kargen Stall stehen. Vor allem die Durchgangsböden, aber auch die Liegeflächen sind mit Fäkalien verdreckt und wirken feucht. Die Rinder sehen teilweise abgemagert aus, einige von ihnen laufen unsicher auf den rutschigen Böden. Zudem zeigen die Bilder eine tote Kuh, die – wie in der Milchindustrie üblich – wie Abfall „entsorgt“ wurde. Dabei wurde der Körper des Tieres ordnungswidrig in einem offenen Behälter gelagert.
Rinder leiden auch in „Laufstallhaltung“
Die „Laufstallhaltung“ wird oft als Alternative zur tierquälerischen Anbindehaltung angeführt, ist jedoch ebenfalls mit Tierleid verbunden. Die Rinder können sich zwar freier bewegen, in den allermeisten Fällen aber nur auf harten, rutschigen und damit krankmachenden Böden aus Beton und ohne Außenbereich. Meist bleibt bei der sogenannten Laufstallhaltung auch ein Weideaustrieb in den Sommermonaten aus. Hinzu kommt die massive Qualzucht auf unnatürliche Milchmengen, die zahlreiche Erkrankungen mit sich bringt und mit einem enormen Anspruch an die Tiere und deren Physiologie einhergeht. So gelangt die Kuh kurz nach der Geburt, wenn die „Milchleistung“ am höchsten ist, in ein lebensbedrohliches Energiedefizit. Dieses kann bis zu hundert Tage andauern und führt zu starker Abmagerung, da die nötige Energie über die Nahrungsaufnahme nicht abgedeckt werden kann. Stark abgemagerte Kühe oder Klauenerkrankungen sind Teil des ausbeuterischen Systems. Diesem stehen selbst Veterinärbehörden oft machtlos gegenüber, da solche Haltungen und Züchtungen mit den mangelhaften Vorschriften der Tierschutznutztierhaltungsverordnung und dem Tierschutzgesetz als konform gelten.
Tierschutzwidrige Haltung kein Einzelfall
Immer wieder erreichen PETA Whistleblower-Meldungen – darunter auch viele Hinweise zu Missständen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung. Diese Beobachtungen zeigen deutlich, dass es dabei nicht auf die Betriebsgröße, die Haltungsform und Tieranzahl ankommt. Das Wohl des einzelnen Individuums zählt in der auf Profit ausgelegten Landwirtschaft generell nicht. [1]
Diese und ein weiteres Bild können hier heruntergeladen und für die Berichterstattung verwendet werden.
PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.