Zum Sterben zurückgelassen: Am 5. Oktober 2024 wurden im Bereich des Schönhausen- und Sollbrüggenparks in Krefeld mehrere Nutrias mutmaßlich von Hobbyjägern erschossen. Laut einem Augenzeugenbericht, der PETA vorliegt, waren vier Nutrias direkt tot. Darunter befand sich den Angaben zufolge auch eine säugende Mutter mit wenigen Tagen altem Nachwuchs. Zwei weitere Tiere wurden verletzt und quälten sich tagelang mit den Schussverletzungen. PETA hat am 13. November Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Krefeld wegen mehrfacher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz (Tiertötung ohne vernünftigen Grund und Tierquälerei) gegen unbekannt erstattet. Die Behörde bearbeitet die Anzeige unter dem Aktenzeichen 3 UJs 592/24. Die Tierrechtsorganisation fordert die Stadtverwaltung auf, sämtliche Bejagungsmaßnahmen im Krefelder Stadtgebiet zu stoppen und zur Aufklärung der Tierquälerei beizutragen.
„Die Nutrias müssen unendliche Qualen ausgestanden haben. Sie mitten in Krefeld schwer zu verletzen und zu töten, ist vollkommen sinnlos und zeugt von der Gefühllosigkeit der Täter. Ein Muttertier hätte gar nicht getötet werden dürfen“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Dieser Vorfall gibt abermals einen kleinen Einblick in die Grausamkeiten, die sich bei der Jagd meist unbemerkt zutragen. Auch deswegen setzen wir uns für die Abschaffung der Hobbyjagd ein.“
Die Verletzungen der Tiere stammten mutmaßlich von Schrotmunition, da auf einem Röntgenbild mehrere kleine Metallsplitter zu erkennen sind. Eine Nachsuche der angeschossenen Nutrias, zu der die Jäger verpflichtet gewesen wären, erfolgte offenbar nicht. Ein Tier verstarb schließlich am 9. oder 10. Oktober, sein Leichnam trieb noch am 14. Oktober im Teich. Die andere angeschossene Nutria konnte um den 25. Oktober herum von Tierfreunden geborgen werden. Sie litt unter eiternden Schusswunden und wurde anschließend tierärztlich versorgt.
Nutria zu Unrecht verfolgt
„Viele regionale politische Entscheidungstragende, Behördenvertretungen und Medien gehen von der falschen Annahme aus, dass die Nennung der Nutria auf der Unionsliste invasiver Arten einem Jagdauftrag gleichkomme“, so Peter Höffken. Diese Stigmatisierung habe zur Folge, dass die Tierart systematisch verfolgt und getötet wird – oft mit grausamen Methoden. Allein im Jagdjahr 2022/2023 wurden etwa 90.000 Nutrias in Deutschland getötet. Nutrias gelten nicht als nennenswerte Gefahr für die heimische Tier- und Pflanzenwelt. Auch das Umweltbundesamt schreibt auf seiner Internetseite: „Sie nehmen im Wesentlichen eine nicht von einheimischen Arten genutzte Nische ein und werden von vielen Menschen durchaus als Bereicherung betrachtet.“ [1] Das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV) in Nordrhein-Westfalen nennt zur Prävention unter anderem die Durchsetzung von Fütterungsverboten, Haltungs- und Handelsverboten und Aufklärungsmaßnahmen. [2] Tatsächlich kann sich die Anwesenheit der Nutria günstig auf die Lebensräume und das Vorkommen unterschiedlicher Vogelarten auswirken. Die pflanzenfressenden Tiere lockern beispielsweise die Überwasservegetation auf. [3] Sie ernähren sich hauptsächlich von Wasserpflanzen, Süßgräsern und Kräutern, im Winter auch von Wurzeln und Rinde.
Vom Menschen von Südamerika nach Europa gebracht
Die Nutria stammt ursprünglich aus Südamerika und kommt heute in regional sehr unterschiedlicher Populationsdichte in fast allen 16 deutschen Bundesländern vor. Die Populationen regulieren sich in hohem Maße selbst, insbesondere durch klimatische Faktoren. Viele Tiere überstehen den Winter nicht. Anfänglich wurden Nutrias zur Zucht nach Europa gebracht. Während einige fliehen konnten, wurden andere freigelassen: Zum einen wollte man jagdbare Populationen aufbauen, zum anderen sollten die Tiere durch ihre Ernährungsgewohnheiten mancherorts das Schilfwachstum eindämmen.
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PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.