Lebensverachtende Werbung für Hummer: PETA fordert Netto auf, Hummerfleisch aus Sortiment zu streichen

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„Ihr Hummerlein kochet. So kochet doch all …“: Mit diesem Slogan bewirbt derzeit der Lebensmitteldiscounter Netto ein Weihnachtsangebot für Hummerfleisch. Mehrere Kunden aus Baden-Württemberg und dem Saarland hatten PETA über die Reklame informiert. Daraufhin wandte sich die Tierrechtsorganisation schriftlich an die Geschäftsführung und forderte, die Werbeaktion und den Verkauf von Hummerfleisch zu beenden.

„Hummer sind keine ‚Meeresfrüchte‘, sondern fühlende und schmerzempfindliche Tiere“, so Dr. Tanja Breining, Meeresbiologin und Fachreferentin für Meerestiere bei PETA Deutschland e. V. „Unzählige Hummer werden jeden Tag weltweit bei vollem Bewusstsein in kochendes Wasser geworfen – ein unvorstellbar grausamer Tod. Netto verharmlost mit seiner geschmacklosen Abwandlung eines bekannten Weihnachtslieds das Leid von Zigtausenden Tieren und tritt mit Füßen, wofür das Fest der Liebe eigentlich steht: Empathie, Nächstenliebe und Respekt gegenüber allen Lebewesen.“

Studien belegen: Hummer fühlen Schmerzen

Studien der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und der Universität in Belfast zeigen, dass Hummer Schmerzen spüren, sich an schmerzauslösende Reize erinnern und diese bewusst meiden. Zudem reagieren sie positiv auf Schmerzmittel. [1–3] Eine Studie der Universität Bordeaux konnte nachweisen, dass Flusskrebse Angst empfinden und positiv auf angsthemmende Medikamente reagieren. [4] Das Alfred-Wegener-Institut wies in den Gehirnen von Hummern in kochendem Wasser einen starken Anstieg elektrophysiologischer Signale nach. Dieser dauerte bis zu drei Minuten an. [5] Professor Jonathan Birch von der London School of Economics bestätigt, dass das Kochen lebender Hummer bei diesen einen „wahren Sturm im Nervensystem“ auslöst und „kein schneller, kein humaner Tod“ ist. [6] Das Gutachten seiner Forschungsgruppe hat dazu geführt, dass Hummer und andere marine Wirbellose in Großbritannien nun besser geschützt werden. [7]

Fang und Transport: So leiden Hummer

Mithilfe von Lebendfallen auf dem Meeresboden werden Hummer in den sicheren Tod gelockt. Zahlreiche dieser Hummerfallen gehen auf den Meeresgründen verloren, was dazu führt, dass die darin gefangenen Tiere qualvoll verhungern. Nach dem Fang werden sie auf Fließbändern sortiert, mit zusammengebundenen Scheren in enge Transportkisten gesteckt und über Hunderte von Kilometern in alle Welt verschickt. Die Krebstiere leiden bis zu ihrem qualvollen Tod oft tagelang gefesselt und hungernd. Jedes Jahr importiert Deutschland Tausende Hummer, überwiegend aus den USA und Kanada. Auch diejenigen, die direkt nach dem Fang in einem „Hummer-Schlachthof“ landen, leiden enorm: Wie eine Undercover-Recherche von PETA USA aufdeckte, werden die empfindungsfähigen Krebstiere ohne jegliche Betäubung in Stücke gerissen.

PETAs Motto lautet:

Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] Elwood, R. W. (2012): Evidence for pain in decapod crustaceans. Animal Welfare, 21 (2), 23–27(5).
[2] Magee, B., and Elwood, R. W. (2013): Shock avoidance by discrimination learning in the shore crab (Carcinus maenas) is consistent with a key criterion for pain. J. Exp. Biol. 216, 353–358.
[3] The EFSA Journal (2005): Opinion on the Aspects of the biology and welfare of animals used for experimental and other scientific purposes 292, 1–46.
[4] Fossat et al. (2014): Anxiety-like behavior in crayfish is controlled by serotonin. Science 13 June 2014. Vol. 344 no. 6189, pp. 1293–1297.
[5] Fregin, T., and Bickmeyer, U. (2016): Electrophysiological Investigation of Different Methods of Anesthesia in Lobster and Crayfish. PLoS One. doi: 10.1371/journal.pone.0162894.
[6] 3sat (2023): Smarte Insekten – wie winzige Gehirne Geniales leisten. Online abrufbar unter: https://www.3sat.de/wissen/wissenschaftsdoku/231012-sendung-smarte-insekten-winzige-gehirne-leisten-geniales-wido-100.html (07.12.2023)
[7] Birch, Jonathan, Burn, Charlotte, Schnell, Alexandra, Browning, Heather, Crump, Andrew (2021): Review of the Evidence of Sentience in Cephalopod Molluscs and Decapod Crustaceans. Online abrufbar unter: https://www.lse.ac.uk/business/consulting/reports/review-of-the-evidence-of-sentiences-in-cephalopod-molluscs-and-decapod-crustaceans (07.12.2023)

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