Leipzig / Stuttgart, 28. Januar 2019 – In bedrückende Umstände hineingeboren: Im Leipziger Zoo kam am Wochenende ein Elefantenbulle zur Welt. Elefantenkuh Hoa hatte zuvor bereits zweimal Nachwuchs verloren. Das 2015 geborene Baby konnte weder laufen noch selbstständig trinken und hatte ein gebrochenes Bein. 2012 hatte die Elefantenkuh ihren Nachwuchs kurz nach der Geburt tödlich attackiert. PETA kritisiert die artwidrigen Bedingungen für die sensiblen Rüsseltiere in Gefangenschaft. Häufig werden Elefantenmütter aufgrund von Verhaltensstörungen und Überforderung bei der Geburt angekettet, damit sie ihr eigenes Baby nicht töten – dies war auch bei Hoas Niederkunft im Zoo Leipzig der Fall. Die Tierrechtsorganisation fordert ein Ende der Elefantenhaltung in Gefangenschaft und ruft zum Boykott derartiger Einrichtungen auf.
„Die Elefantenzucht im Zoo ist eine Sackgasse. Die Haltungsbedingungen sind extrem unnatürlich – immer wieder sterben Jungtiere an Krankheiten, durch Unfälle oder werden von ihren eigenen Müttern getötet oder verstoßen“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Jährlich fließen Millionen an Steuergeldern in die Haltung der Dickhäuter. Auswilderungen finden dagegen nicht statt. Würde das Geld direkt in den Elefantenschutz in Afrika und Asien investiert, könnten jedes Jahr Tausende Tiere vor der Wilderei geschützt werden.“
Die grauen Riesen leiden derart unter der Gefangenschaft, dass sie sich nur selten fortpflanzen. Viele Zoos helfen daher mit Gewalt nach: Unter Vollnarkose wird bei männlichen Tieren eine Elektrosonde in das Rektum eingeführt und durch Stromzufuhr eine Elektroejakulation ausgelöst [1]. Anschließend werden die weiblichen Elefanten in einer belastenden invasiven Prozedur teilweise über 100 Mal je Tier künstlich besamt, um eine Schwangerschaft herbeizuführen [2].
Zudem untergräbt die Zucht der Tiere in Gefangenschaft die Ziele des Artenschutzes. Die Einrichtungen importieren teilweise auch heute noch in der Wildnis gefangene Elefanten und tragen so zu ihrem Verschwinden in der Natur bei. Das Einsperren von Elefanten wird in den meisten Zoos mit Steuergeldern subventioniert. PETA fordert, dass diese Gelder künftig direkt in Artenschutzprojekte in den Herkunftsländern bedrohter Tierarten investiert werden, um ihr Überleben dort zu sichern.
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation spricht sich grundsätzlich gegen die Elefantenhaltung in Zoos aus, da diese unabhängig von der Haltungsform nicht artgerecht möglich ist. In der Natur leben Elefanten in stabilen Sozialverbänden, wandern täglich viele Kilometer und erleben eine Vielzahl von Umweltreizen. Der Zooalltag hingegen ist geprägt von Bewegungsmangel, Beschäftigungslosigkeit und zerstörten Sozialstrukturen. Viele Elefanten in Zoos leiden unter schweren Verhaltensstörungen, was sich unter anderem im sogenannten Weben äußert, bei dem die Tiere mit Kopf und Körper hin und her schwanken. Das unnatürlich lange Stehen verursacht Fuß- und Gelenkerkrankungen; Stress und Fettleibigkeit sind die Hauptgründe dafür, dass Elefanten im Zoo durchschnittlich deutlich früher sterben als ihre Artgenossen in freier Natur [3].
[1] Kittl, Beate: Vielen Männchen fehlt das Selbstvertrauen In: Beobachter 1/2013. Online abrufbar unter: https://www.beobachter.ch/umwelt/forschung-innovation/berlin-boys-vielen-mannchen-fehlt-das-selbstvertrauen.
[2] Berens, Michael: Experts suggest changes for zoo’s elephants In: Seattle Times. 28.08.2013. Online abrufbar unter: https://www.seattletimes.com/seattle-news/experts-suggest-changes-for-zoorsquos-elephants/.
[3] Clubb R., Moss C. et al (2008): Compromised Survivorship in Zoo Elephants., Science 12 December 2008: 1649.
Weitere Informationen:
PETA.de/Elefanten-in-Zoos
PETA.de/ZooIrrtuemer
Kontakt:
Carolin von Schmude, +49 711 860591-528, [email protected]