Nach Tod von Bonobo-Frau Margrit im Frankfurter Zoo: PETA fordert Ende der Inhaftierung von Menschenaffen

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Frankfurt am Main / Stuttgart, 1. Februar 2023 – Über sechs Jahrzehnte unschuldig eingesperrt: Am Freitag ist Bonobo-Frau Margrit im Frankfurter Zoo gestorben. Sie galt mit schätzungsweise über 70 Jahren als vermutlich ältester Bonobo weltweit und musste davon über 60 Jahre lang in Gefangenschaft ausharren. In den Frankfurter Zoo gelangte Margrit 1959 als Wildfang. Dort wurde sie zu Zuchtzwecken missbraucht. Erst dienten ihre Kinder als neue Publikumsmagnete, dann wurden sie im Namen der sogenannten „Erhaltungszucht“ teilweise in andere zoologische Einrichtungen transportiert, um auch dort zur Schau gestellt zu werden. Auswilderungen sind für die in Zoos gezüchteten Tiere nicht vorgesehen. Die Gefangenhaltung von Menschenaffen in Zoos ist vergleichbar mit der lebenslangen Inhaftierung eines Menschen. PETA kritisiert die Haltung der Primaten scharf und fordert die Zooverantwortlichen auf, die Zurschaustellung der hochintelligenten, sensiblen Tiere schnellstmöglich zu beenden.

„Zwar wurde Margrit besonders alt, aber sie wurde als Kind ihres Lebens in Freiheit beraubt und musste all die Jahrzehnte in einem winzigen Zoo-Gehege fristen“, so Dr. Yvonne Würz, Biologin und Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA. „Menschenaffen leiden in Zoo-Gefangenschaft. Auch das Argument des Artenschutzes greift nicht: Es ist nahezu unmöglich, im Zoo geborene Bonobos erfolgreich auszuwildern. Mit unserem heutigen Wissen ist es ethisch nicht tragbar, unsere nächsten Verwandten einzusperren und zur Schau zu stellen.“

Tiere aufgrund des immensen Leids mit Psychopharmaka ruhiggestellt
Bonobo-Schimpansen sind nur in den tropischen Wäldern der Demokratischen Republik Kongo beheimatet. Ihre Familien bestehen dort aus 30 bis über 100 Angehörigen, die ein Areal von 20 bis 60 Quadratkilometern bewohnen. Menschenaffen haben enorme Ansprüche an ihren Lebensraum und leiden Studien zufolge in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Zoogehegen, die für Laien akzeptabel aussehen. [1, 2] Ihr psychisches Leid äußert sich beispielsweise durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen. Auch Margrit war verhaltensauffällig: sie zeigte übermäßige Fellpflege und rupfte ihren Kindern die Haare aus, bis sie stellenweise kahl waren. [3]
 
INSA-Umfrage: Mehrheit der Befragten befürwortet Ende der Menschenaffenhaltung
Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürwortet mit 41 Prozent die relative Mehrheit der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Mit einer Petition auf der Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.
 
PETA plädiert für echten Artenschutz
Deutsche Zoos können keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen – die Tiere können Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen. Trotzdem investieren zoologische Einrichtungen Millionen Euro an Steuergeldern in teure und sinnlose Nachzuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte. Durch Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lebensraums der Tiere hingegen könnten weitaus mehr Menschenaffen geschützt werden, als dies in Zoos je möglich ist.
 
PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

[1] Birkett LP, Newton-Fisher NE (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6) : e20101. Doi :10.1371/journal.pone.0020101.

[2] Laméris, D. et al. (2020): The influence of sex, rearing history, and personality on abnormal behaviour in zoo-housed bonobos (Pan paniscus). Applied Animal Behaviour Science. Doi:10.1016/j.applanim.2020.105178.

[3] Behringer, V. (2011): Ethophysiolgische Untersuchung zu haltungsbedingten Einflüssen auf das Verhalten und die Stresssituation von Westlichen Flachlandgorillas (Gorilla g. gorilla), Sumatra Orang-Utans (Pongo abelii) und Bonobos (Pan paniscus) unter Zoobedingungen, Dissertation an der Justus-Liebig-Universität Gießen.

Weitere Informationen:
PETA.de/Menschenaffen
PETA.de/Themen/Artenschutz-Menschenaffen-Zoo/
PETA.de/Themen/Zoo
 

Pressekontakt:  Jonas Meyerhof, +49 711 860591-523, [email protected]

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