Nach Tod von Elefantenbulle Victor im Berliner Zoo: PETA kritisiert Elefantenhaltung und fordert Zuchtstopp

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Gestern gaben die Verantwortlichen des Berliner Zoos den Tod des erst 31-jährigen Victor bekannt. Der Asiatische Elefant starb in der Nacht zu Mittwoch unerwartet. Die Todesursache ist bislang unklar. Laut Medienberichten war Victor mit dem sogenannten Elephant Endotheliotropic Herpesvirus infiziert, das als mögliche Todesursache diskutiert wird. An diesem Virus war sein „Vorgänger“ gestorben. Vor diesem Hintergrund kritisiert PETA die Elefantenhaltung scharf und fordert einen Zuchtstopp. Die Tierrechtsorganisation weist darauf hin, dass sich in einem Bericht an die britische Regierung 25 Elefantenexpertinnen und -experten wissenschaftlich begründet für ein Ende der Zucht und Haltung in Zoos aussprachen. [1] Durch die extrem beengten und artwidrigen Bedingungen, unter denen die Tiere in Gefangenschaft ausharren müssen, kommt es immer wieder zu gesundheitlichen Problemen. Zudem mahnt die Tierrechtsorganisation das vorgeschobene Argument des Artenschutzes an – die in Gefangenschaft geborenen und gehaltenen Tiere werden niemals ausgewildert.

„Victor hat in Berlin ein trauriges Leben auf engstem Raum gefristet. Die Betroffenheit der Zoo-Verantwortlichen sollte jetzt zu einem Schlussstrich unter der leidvollen Elefantenzucht führen. Das ist die einzig richtige Konsequenz“, so Biologin Dr. Yvonne Würz, PETAs Fachreferentin für Tiere in der Unterhaltungsbranche. „Wir bitten außerdem alle Menschen, das Tierleid in zoologischen Einrichtungen nicht mit Eintrittsgeldern zu finanzieren.“

Systembedingter Stress in Zoos begünstigt Infektionen

Virusinfektionen in Zoos sind keine Seltenheit. 2018 starben im Hamburger Tierpark Hagenbeck zwei junge Elefanten an dem aggressiven Herpesvirus EEHV. Auch im Berliner Zoo starben bislang mindestens vier Elefanten infolge einer solchen Infektion. Der Ausbruch des Elephant Endotheliotropic Herpesvirus wird wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge mit starkem Stress in Verbindung gebracht [2]. Asiatische Elefanten besiedeln in freier Natur große Reviere und wandern über weite Strecken. Können Elefanten ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben, entwickeln sie in der Regel Stresssymptome wie Stereotypien und sind besonders anfällig für Viruserkrankungen.

Artgerechte Elefantenhaltung in Zoos ist unmöglich

PETA spricht sich grundsätzlich gegen die Elefantenhaltung in Zoos aus, da diese unabhängig von der Haltungsform nicht artgerecht möglich ist. In der Natur leben Elefanten in stabilen Sozialverbänden, wandern täglich viele Kilometer und erleben eine Vielzahl von Umweltreizen. Der Zooalltag hingegen ist geprägt von Bewegungsmangel, Beschäftigungslosigkeit und zerstörten Sozialstrukturen. Viele Elefanten in Zoos leiden unter schweren Verhaltensstörungen, was sich unter anderem im sogenannten Weben äußert, bei dem die Tiere mit Kopf und Körper hin und her schwanken. Das unnatürlich lange Stehen verursacht Fuß- und Gelenkerkrankungen; Stress und Fettleibigkeit sind die Hauptgründe dafür, dass Elefanten im Zoo durchschnittlich deutlich früher sterben als ihre Artgenossen in freier Natur. [3]

Zudem untergräbt die Zucht der Tiere in Gefangenschaft die Ziele des Artenschutzes. Die Einrichtungen importieren teilweise auch heute noch in der Wildnis gefangene Elefanten und tragen so zu ihrem Verschwinden in der Natur bei. Im Zoo geborene Elefanten werden wiederum nicht ausgewildert. PETA fordert, dass Gelder statt in Zuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte der Zoos künftig direkt in Artenschutzprojekte in den Herkunftsländern bedrohter Tierarten investiert werden, um ihr Überleben dort zu sichern.

PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden. Der Mensch wird hierbei allen anderen Spezies gegenüber als überlegen angesehen. Daneben wird auch zwischen verschiedenen Tierarten unterschieden: So werden beispielsweise Schweine, Rinder und Hühner gequält und getötet, Hunde und Katzen hingegen liebevoll umsorgt.

Quellen

[1] Atkinson, R.P.D., and Lindsay, W.K. (2022): Expansive, diverse habitats are vital to the welfare of elephants in captivity. A report submitted to the Department for Environment, Food and Rural Affairs, Government of the United Kingdom, July 2022. Online abrufbar unter: https://www.conservativeanimalwelfarefoundation.org/latest-news-updates/cawf-report-reveals-zoos-are-not-able-to-meet-the-complex-needs-of-elephants/ (07.10.2022)
[2] Fowler, M.E. & Mikota, S.K. (2006): Biology, Medicine, and Surgery of Elephants. Blackwell Publishing.
[3] Clubb R., Moss C. et al (2008): Compromised Survivorship in Zoo Elephants., Science 12 December 2008: 1649.

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