Nach Tod von Gorillamann Gorgo im Rostocker Zoo: PETA fordert Ende der Inhaftierung von Menschenaffen

PETA Logo

Organisation kritisiert Zooverantwortliche für Werbespot-Einsatz

Über vier Jahrzehnte unschuldig eingesperrt: Gorillamann Gorgo wurde mit 43 Jahren aufgrund von „altersbedingten Leiden“ im Rostocker Zoo getötet. Gorgo ist der Sohn von Massa und Boma, die beim Brand im Krefelder Zoo gestorben sind. Wie bei vielen Tieren in Zoohaltung üblich, wurde er häufiger verlegt. Nach der Handaufzucht im Krefelder Zoo brachte man ihn in die Niederlande in den „Burgers Zoo“, wo er 10 Jahre eingesperrt war. Dann verbrachte der Gorilla 11 Jahre lang im Leipziger Zoo, bevor er 2012 nach Rostock verlegt wurde. Dort stellte ihn die Zoodirektion für den Werbespot einer Fast-Food-Kette zur Verfügung [1]. Anlässlich Gorgos Tod appelliert PETA an Politik und Zoos, die Gefangenhaltung von Menschenaffen über einen Zuchtstopp auslaufen zu lassen.

„Gorgo wurde vier Jahrzehnte lang alles verwehrt, was natürlich und wichtig für ihn ist. Statt Regenwald und einer festen Familiengruppe prägten Betonbauten und häufige Transporte sein Leben. Dass er für den Werbespot einer Fast-Food-Kette herhalten musste, deren fleischlastiges Angebot zur Zerstörung der letzten Regenwälder beiträgt, ist völlig absurd. Außerdem zeigt es, wie Gorgo auf allen Ebenen ausgebeutet wurde“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Menschenaffen gehören nicht in Zoos. Auch das Argument des Artenschutzes ist unzutreffend. Denn es ist nahezu unmöglich, im Zoo geborene Gorillas erfolgreich auszuwildern. Unsere nächsten Verwandten einzusperren und für Geld zur Schau zu stellen, ist ethisch nicht tragbar.“

Artgerechte Haltung von Menschenaffen in Gefangenschaft unmöglich

Menschenaffen haben enorme Ansprüche an ihren Lebensraum und leiden Studien zufolge in Zoos häufig unter schweren Verhaltensstörungen – auch in vergleichsweise großen Zoogehegen, die für Laien akzeptabel aussehen. [2, 3] Ihr psychisches Leid äußert sich beispielsweise durch Selbstverstümmelung, extreme Zurückgezogenheit, permanentes Hin- und Herschaukeln des Oberkörpers bis hin zum Verzehr der eigenen Exkremente. Zum Teil verabreichen Zoos den Tieren sogar Psychopharmaka, damit sie die lebenslange Gefangenschaft überhaupt ertragen. 

INSA-Umfrage: Mehrheit der Befragten befürwortet Ende der Menschenaffenhaltung

Laut einer von PETA in Auftrag gegebenen INSA-Meinungsumfrage vom April 2020 befürwortet mit 41 Prozent die relative Mehrheit der Befragten ein Ende der Zucht und Haltung von Menschenaffen in deutschen Zoos. Mit einer Petition auf der Kampagnenwebsite appelliert die Tierrechtsorganisation an das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Gefangenhaltung und Zurschaustellung der sensiblen Tiere schnellstmöglich auslaufen zu lassen.

PETA plädiert für echten Artenschutz

Deutsche Zoos können keine Auswilderungen bei Menschenaffen vorweisen. Die Tiere können Verhaltensweisen, die für ein Überleben in der Natur unverzichtbar sind, in Gefangenschaft nicht oder nur schwer erlernen. Trotzdem investieren zoologische Einrichtungen Millionen Euro an Steuergeldern in teure und sinnlose Nachzuchtprogramme und kostenintensive Bauprojekte. Durch Maßnahmen zum Erhalt des natürlichen Lebensraums der Tiere hingegen könnten weitaus mehr Menschenaffen geschützt werden, als dies in Zoos je möglich ist.

PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.

Quellen

[1] RND (2024): https://www.rnd.de/panorama/rostock-gorilla-maennchen-gorgo-eingeschlaefert-bekannt-aus-mcdonald-s-werbung-7RHJ7IBCVRNKZNBLAAZQOYRPQU.html
[2] Birkett LP, Newton-Fisher NE (2011): How Abnormal Is the Behaviour of Captive, Zoo-Living Chimpanzees? PLoS ONE 6(6) : e20101. Doi :10.1371/journal.pone.0020101.
[3] Laméris, D. et al. (2020): The influence of sex, rearing history, and personality on abnormal behaviour in zoo-housed bonobos (Pan paniscus). Applied Animal Behaviour Science. Doi:10.1016/j.applanim.2020.105178.

Kontakt

Kontakt
Kopieren