PETA und „Netzwerk für Tiere Köln“ veröffentlichen Videos und fordern pferdefreien Umzug
Nachdem beim Rosenmontagszug am 12. Februar 2024 über 200 Pferde durch die Kölner Innenstadt gezwungen wurden, hat das „Netzwerk für Tiere Köln“ (NTK) am Dienstag neun Strafanzeigen wegen Tierquälerei bei der Staatsanwaltschaft Köln erstattet. Unter den neun angezeigten Karnevalsgesellschaften sind die Roten sowie Blauen Funken, die Altstädter und die Prinzengarde. Mitarbeitende des Netzwerks für Tiere Köln hatten sich entlang der Umzugsstrecke platziert und gefilmt, wie die Pferde mehrere Stunden durch ausgelassene Menschenmassen und laute Kapellenmusik laufen mussten. Die beweisführenden Aufnahmen dokumentieren bei mindestens 32 Pferden erhebliches Leid und Schmerzen, die von den Verantwortlichen missachtet wurden. PETA und das NTK üben auch an den Kölner Behörden Kritik. Denn diese haben die nordrhein-westfälischen Leitlinien für Pferde in Karnevalsumzügen nicht durchgesetzt und Pferde unter anderem in unmittelbarer Nähe zu lauten Kapellen mitlaufen lassen. Die Tierschutzorganisationen fordern Oberbürgermeisterin Henriette Reker und die Fraktionen im Stadtrat auf, endlich einen Beschluss für pferdefreie Karnevalsumzüge auf den Weg zu bringen. Einen Zusammenschnitt schlimmer Szenen veröffentlichte PETA heute auf ihrer Website, ein ausführliches Video ist auf der Website vom Netzwerk für Tiere Köln zu finden.
„Pferde sind Fluchttiere und ein Karnevalsumzug ist der denkbar schlechteste Ort für die schreckhaften Tiere“, so Peter Höffken, Fachreferent bei PETA. „Da die Verantwortlichen für ein vermeintliches Vergnügen weiterhin erbarmungslos mit den Pferden umgehen und diese enormem Leid aussetzen, geht der Fall nun an die Justiz.“
Mika Casper vom Netzwerk für Tiere Köln ergänzt: „Es darf nicht sein, dass das Tierschutzgesetz mit seinen klaren Straftat- und Ordnungswidrigkeitstatbeständen für reines Vergnügen regelmäßig derart übertreten wird. Wir erwarten, dass die Behörden endlich wirksam tätig werden, die Tierquälerei ahnden und als einzig dauerhafte Lösung für Mensch und Tier das Mitführen von Pferden im Rosenmontagszug verbieten.“
Experten bestätigen Tiermissbrauch beim Rosenmontagszug
PETA hat zwei namhafte Pferdeexperten gebeten, Stellungnahmen zu besagtem Pferdeeinsatz abzugeben. Der Fachbuchautor und Experte für hippologische Fachfragen Ingolf Bender resümierte im Mai in einer neunseitigen Stellungnahme über Pferde in Karnevalsumzügen, dass die „Nutzung von Pferden in Karnevals-Umzügen vor allem aus Tierschutzgründen in Verbindung mit der Gefahrenabwehr für Menschen kompromisslos abzulehnen“ sei und dass „Motive wie Tradition und ‚Volksbelustigung‘ […] niemals als vernünftige Gründe gelten [können], die es rechtfertigen würden, Tierleid zu akzeptieren.“ Im Juni 2024 analysierte der Fachtierarzt für Pferde und Buchautor Dr. med. vet. Maximilian Pick ein 27-minütiges Video vom Rosenmontagszug 2024. In seiner Stellungnahme kam er zu dem Ergebnis, dass das Verhalten einiger Pferde als Ausdruck von Angst zu verstehen ist und „Angst […] zu einem erheblichen Leiden der Pferde“ führt, was als Verstoß gegen das Tierschutzgesetz zu sehen sei.
Städte wie Bonn gehen mit gutem Beispiel voran
In Bonn werden keine Pferde mehr beim Rosenmontagsumzug eingesetzt. Das Präsidium des Festausschusses Bonner Karneval begründete die Entscheidung 2021 mit Tierwohl und Sicherheit. Auch die Verantwortlichen der Cranger Kirmes in Herne gaben 2023 bekannt, den dazugehörigen Umzug künftig ohne Pferde zu gestalten. Ebenfalls 2023 hat der Schützenverein Warburg aus Sicherheits- und Tierschutzgründen entschieden, seine Umzüge ohne Kutschen und berittene Schützen durchzuführen.
PETA Deutschland begeht im Jahr 2024 ihr 30-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fordert die Organisation, dass Tiere vor dem Gesetz als Personen, das heißt als Träger von schutzwürdigen Interessen, anerkannt werden und Grundrechte erhalten. PETAs Motto lautet: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Form von Diskriminierung, bei der Tiere aufgrund ihrer Artzugehörigkeit abgewertet werden.